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Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Titel: Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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sich so oft zurückzog. Allbur blieb vorsichtig: Der Zorn des jungen Mannes konnte wie ein plötzlicher Vulkanausbruch sein, der alles in seiner Nähe zerstörte. Zwar hatte er erst vor kurzer Zeit eine Dosis Entratol erhalten, aber Rupert war immer für eine Überraschung gut.
    »Er weiß so viel, und deshalb ist ihm klar, dass er manche Dinge nicht weiß.«
    Allbur versuchte, einen Sinn in diesen Worten zu erkennen. Müdigkeit trübte die eigenen Gedanken und bot einen Hinweis: Was sich auch immer bei der alten Helleron-Station ereignet hatte, es war auch für ihn eine große Belastung gewesen.
    »Was ist geschehen, Rupert? Erinnerst du dich daran? Als die fremden Schiffe kamen?«
    Ein Hauch von Verwunderung huschte durch Ruperts Gesicht und wich dann wieder der autistischen, maskenhaften Starre. Allbur wartete eine Zeit lang und spürte, wie die Kälte ganz langsam durch Hose und Jacke kroch, trotz der Thermofäden. Es wurde dunkler, als sich dichte Wolken vor den roten Riesen schoben, und nach einigen Minuten fielen erste Schneeflocken. Es war eine ruhige, friedliche Szene, die ihn an seine Heimat Amethyst erinnerte, aber hier in diesem Krater auf Ennawah gab es keinen Frieden. Jedenfalls nicht für Rupert und ihn.
    Der Psychomechaniker beschloss, ganz offen zu sein. Manchmal half das.
    »Keil Thorman möchte wissen, was bei der Helleron-Station geschehen ist, Rupert«, sagte er langsam und sendete beruhigende empathische Signale. »Er möchte mehr über die Schiffe erfahren, die plötzlich erschienen sind und den Vitäen der Graken eine schwere Niederlage beibrachten. Er möchte alles wissen. Was geschah in der Zeit, bis zwei Tage später die Zirze kam? Kannst du dich daran erinnern?«
    Er seufzte, als Rupert schwieg.
    »Thorman ist nicht sehr nett, Rupert. Er hat mein Bewusstsein von den beiden Tal-Telassi untersuchen lassen, und das war alles andere als angenehm, glaub mir. Eine Tiefensondierung nimmt er bei mir nicht vor, weil er zuerst das Implantat entfernen lassen müsste, und außerdem hatte ich keinen Kontakt mit den Fremden …«
    Die letzten Worte sprach er langsam, und schließlich verstummte er, als Erinnerungsbilder vor seinem inneren Auge erschienen: eine Ansammlung von Scheiben, Rechtecken und Quadraten, die in unterschiedlichen Winkeln ineinander verkantet waren; an einigen Stellen gab es dünne Verbindungen zwischen den einzelnen Elementen, die manchmal die komplexe Struktur von Netzen gewannen. An anderen flackerten die kurzlebigen Blitze energetischer Entladungen zwischen den »Segeln«, deren Außenflächen nicht glatt waren, sondern borkig und zernarbt wirkten wie Haut . Die sechs anderen Schiffe blieben bei den Trümmern der Vitäen-Schiffe und des Molochs zurück, untersuchten sie vielleicht.
    Allbur hörte die eigene Stimme. »Wollten die Fremden auch die Horas zerstören?«, fragte er besorgt.
    »Nein«, erwiderte Rupert, und in seinen Augen brannte wieder das seltsame Feuer. »Nein, ich schickte sie fort.«
    Dorim Allbur blinzelte, sah wieder das Innere des Vulkankraters und den langsam fallenden Schnee. Ein dumpfes Fauchen kam von oben, und als er den Kopf hob, sah er einen weiteren bleigrauen Orbitalspringer: Er fiel aus den Wolken, bremste mithilfe eines Levitatorkissens ab und näherte sich der Brainstormer-Station, an Bord weitere Soldaten und Medo-Spezialisten – Keil Thorman hatte sie angekündigt.
    Die letzte Frist ging zu Ende.
    »Wie hast du die Fremden fortgeschickt, Rupert?«, fragte Allbur. Er hörte das Drängen in seinen Worten und begriff sofort, dass er einen Fehler machte – wenn sich Rupert unter Druck gesetzt fühlte, reagierte er oft mit sturer Verschlossenheit.
    Aber die Zeit wurde knapp.
    Allbur legte seinem Patienten die Hand auf die Schulter. »Hör mir gut zu, Rupert«, sagte er, und diesmal gab er seiner Stimme ganz bewusst einen drängenden Klang. »Wenn du keine Auskunft gibst, wenn du dich weigerst, die Fragen der Mediker zu beantworten, so unterziehen sie dich einer Tiefensondierung. Keil Thorman hat bereits damit gedroht. Sie werden dich mit Entratol vollstopfen, in dein Bewusstsein schauen und jeden einzelnen Gedanken unter die Lupe nehmen. Sie werden deine Erinnerungen sezieren, eine nach der anderen, bis sie irgendetwas finden, das sie gebrauchen können.«
    Erster Schmerz machte sich in Allbur breit. Die voller Nachdruck gesprochenen Worte verstießen gegen die Konditionierung, und er fühlte eine erste Warnung des Implantats.
    »Anschließend

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