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Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Titel: Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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höre Sie«, sagte Dorim Allbur, obwohl er sich gar nicht zu einer Antwort imstande fühlte – das Implantat sprach mit seinem Mund. Über ihm zeigten sich vage Konturen. Er empfand keinen Schmerz; alles war herrlich taub.
    Aus den Umrissen wurde ein Gesicht. Allbur erkannte den Sekretär des Hegemons.
    »Sagen Sie uns, was Sie wissen.«
    Und Allbur sprach. Die Worte strömten aus ihm heraus, und er dachte, wie gut es doch war, über ein Implantat zu verfügen, das einem manchmal die Arbeit abnahm. Er ruhte weiter, in angenehmer Taubheit, ohne Schmerz.
    Andere Stimmen erklangen, und er hörte Aufregung in ihnen.
    »Dies hat von jetzt an absoluten Vorrang«, sagte Patric, doch die Worte galten jemand anderem. »Ich werde sofort einen Prioritätsbericht erstatten, per Transverbindung. Keil Thorman, ich erwarte von Ihnen, dass Sie alle Ihre Ressourcen nutzen, um den Psychomechaniker so gut wie möglich … wiederherzustellen. Vielleicht brauchen wir ihn noch. Seine besondere Beziehung zu dem Brainstormer könnte uns von Nutzen sein.«
    »Selbstverständlich, Sekretär.«
    Kurz darauf sah Allbur sich selbst in einem mit polyfunktionaler Nährflüssigkeit gefüllten Tank liegen. Schläuche führten in seinen verbrannten Leib, pulsierten wie neue Adern. Mit den biotronischen Augen eines Behandlungssystems sah er den eigenen Kopf: geöffnet, ein Sensornetz mit Millionen von Nanosonden auf den weißgrauen Gehirnwindungen.
    Ich bin schwer verletzt worden , dachte Allbur und begriff, dass die komfortable Sorglosigkeit auf das Zusammenwirken von Implantat und Entratol zurückzuführen war.
    »Psychomechaniker Allbur …« Der Sekretär blickte wieder auf ihn herab. »Sie kennen den Brainstormer besser als sonst jemand. Was brauchen wir, um sein Bewusstsein unter Kontrolle zu bringen?«
    Die Frage löste vom Implantat gesteuerte Überlegungen aus. In den Tiefen von Ruperts Ich gewonnene Erkenntnisse wurden miteinander in Beziehung gesetzt.
    »Eine starke Gegenkraft im Tal-Telas«, sagte Allburs Mund, und er hörte interessiert zu.
    »Die beiden Tal-Telassi waren Meisterinnen, aber sie starben sofort.«
    »Es ist ein weitaus größeres Talent erforderlich. Am besten wäre eine Großmeisterin.«
    »Eine Großmeisterin?«, wiederholte Patric. »Es gibt nur zwei, Norenes neue Inkarnation mitgerechnet.«
    Allbur schwieg. Es gab nichts mehr zu sagen; alle wichtigen Informationen waren in Worte gefasst.
    Er schlief so sorglos wie ein ungeborenes Kind in der Gebärmutter.

 
Interludium 6
     
    14. März 1147 ÄdeF
     
    Der Mann, der sich Horatio Horas Tallbard nannte, war so dürr und ausgemergelt, dass er dem Tode näher zu sein schien als dem Leben.
    »Ich bin froh, dass Sie mich gefunden haben und nicht die Tal-Telassi«, krächzte er und stand mühsam auf.
    »Sie sind ein … Avatar, nicht wahr?«, fragte Horendahl.
    Der dürre Mann schüttelte so heftig den Kopf, dass sein langes, graues Haar flog. »Mehr als das, viel mehr als das. Als es damals mit mir zu Ende ging, habe ich eine Möglichkeit gefunden, mein Bewusstsein ins Zentralarchiv von Millennia zu transferieren; dort hielt sich mein Geist ohnehin die meiste Zeit über auf. Und dies ist nun der Dank für alles!« Tallbard gestikulierte wild. »Sie haben es auf mich abgesehen. Nach all den Diensten, die ich ihnen geleistet habe.«
    Manchmal sprach der Dürre so schnell, dass es Horendahl schwer fiel, die einzelnen Worte auseinanderzuhalten. Bei anderen Gelegenheiten dehnte er die Silben wie in einer akustischen Zeitlupe.
    »Sie müssen mir helfen«, stieß er schließlich hervor, nachdem er gefragt hatte, ob Horendahl seine wichtigsten Werke kannte – darunter die »Chroniken« –, ohne eine Antwort abzuwarten. Er machte einen gehetzten Eindruck, als rechnete er jeden Augenblick damit, dass Leute durch die Tür stürmten, um ihn zu packen und fortzubringen. »Sie müssen mir dabei helfen, dies alles in Sicherheit zu bringen.« Er deutete auf die langen Regale voller Bücher und Datenträger.
    »Ein geheimes Archiv«, hauchte Horendahl.
    »Zum Glück ist es geheim geblieben!« Tallbard begann mit einer unruhigen, nervösen Wanderung durch den Raum, als müsste er sich davon überzeugen, dass noch alle Bücher – alle Daten – an ihrem Platz waren. Horendahl dachte daran, dass sein persönliches Benutzerinterface auch hier funktionierte, woraus sich der Schluss ziehen ließ, dass eine Verbindung zur zentralen Archivverwaltung bestand. Wie war es Tallbard gelungen, diesen

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