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Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Titel: Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Eskorte durch eine Transferschneise raste.
    »Gunter?« Die eigene Stimme klang seltsam, verzerrt und dumpf.
    Die vielen Bilder, die Tubond umgaben, wichen ein wenig zurück, ohne dass ihre Datenströme versiegten. Er fühlte sich wie jemand, der von der Bühne des Geschehens zurücktrat, ohne das Geschehen auf ihr aus den Augen zu verlieren.
    Das leere, leichenhaft blasse Gesicht des Sekretärs erschien vor Tubond. Er war so sensibilisiert, dass er das leise Summen des Mikrokrümmers vernahm, der die Schwerkraft für den fragilen Mann auf ein erträgliches Maß reduzierte. Die Augen erstaunten ihn nicht mit ihrem wachen Blick, sondern mit einem Glanz, in dem der Hegemon Kummer und Sorge zu erkennen glaubte. Aber da irrte er sich bestimmt, denn ein chirurgischer Eingriff hatte Gunter vor vielen Jahren alle Gefühle genommen.
    »Die Biosensoren registrieren eine kritische Belastung«, sagte Gunter. »Sie sollten bei einigen primären und sekundären Identitäten in den passiven Modus wechseln.«
    »Nein«, erwiderte Tubond schlicht. »Dies ist zu wichtig. Und wir haben zu wenig Zeit.«
    Gunter nickte, als hätte er nichts anderes erwartet. Er hob einen Infonauten. »Ich habe ein soziopolitisches Profil erstellt, das Auskunft gibt über die Stimmungslage auf den Welten der Allianzen.«
    Tubond hob ein wenig den Kopf, was ihn erstaunlich viel Kraft kostete. »Fügen Sie es dem Datenstrom hinzu.«
    Gunter zögerte. »Vielleicht ist die eine oder andere Erläuterung notwendig.«
    Der Hegemon teilte seine Wahrnehmung noch ein wenig mehr, um Aufmerksamkeit für den Sekretär zu erübrigen.
    Wie viele Daten Gunter auch für ihn bereithielt: Im Vergleich mit den Informationsströmen, in denen er seit Tagen schwamm, waren sie nicht mehr als ein Tropfen in einem Ozean.
    Gunters dünne, lange Finger huschten über die manuellen Kontrollen des Infonauten, und ein weiteres pseudoreales Projektionsfeld gesellte sich den vielen anderen hinzu. Es enthielt komprimierte Daten in Form von Symbolen, die die beiden Enzelore des Hegemons direkt verarbeiten konnten.
    Tubond erfasste sofort das Ergebnis der Analyse: Die Moral auf den Planeten der AFW hatte einen neuen Tiefpunkt erreicht.
    »Die Stimmung auf den Welten der Allianzen hat sich deutlich gegen Sie gewandt, Hegemon«, sagte Tubond. Erklang eine gewisse Genugtuung in seiner Stimme?
    »Warum?«, fragte Tubond, während er über vierundsechzig Transverbindungen hundertsechs andere Leben führte.
    »Das fragen Sie?«, erwiderte Gunter erstaunt. »Auf den meisten Welten herrscht Mangel an allem. Die wichtigsten Dinge des täglichen Bedarfs sind rationiert. In den planetaren Infrastrukturen häufen sich die Ausfälle. Sehen Sie sich die statistischen Daten an, Hegemon. Die Kindersterblichkeit steigt nicht nur bei den Menschen, sondern auch bei den anderen Völkern, insbesondere bei den in dieser Hinsicht sehr empfindlichen Quinqu. Das gesamte Gesundheitswesen hat durch die Kriegswirtschaft an Leistungsfähigkeit verloren. Unfälle und Krankheiten erfordern mehr Opfer als früher. Die Ressourcen werden vor allem für die Kriegsproduktion genutzt; in allen anderen Bereichen herrscht Mangel. Zwangsrekrutierungen reißen Familien auseinander …«
    Mit einer knappen Geste sorgte Tubond dafür, dass die Rückenlehne des Ruhesessels nach oben kam – er wollte den Sekretär ansehen, ohne den Kopf heben zu müssen.
    »Es sind nötige Maßnahmen«, sagte er. »Der Krieg erfordert sie.«
    »Der zivilen Bevölkerung auf den Welten der Allianzen ging es noch nie so schlecht wie heute.«
    »Wir brauchen alle Mittel für den Kampf gegen die Graken.«
    »Man gibt Ihnen die Schuld, Hegemon.«
    »Schuld? Was hat dies mit Schuld zu tun? Es ist das Gebot der Notwendigkeit.«
    »Man hält Sie für einen Diktator, Hegemon.«
    Tubond verstand. Er blinzelte einmal, wie um Benommenheit zu vertreiben, und schuf erneut ein wenig Distanz zu den Datenströmen, während es in ihnen zu einer winzigen Veränderung kam – ein neues Muster entstand, innerhalb von vielen anderen.
    »Ich nehme an, das ist der Grund für Ihr soziopolitisches Profil. Sie wollten mir Ihren Standpunkt verdeutlichen.«
    Der sonderbare Glanz in den wachen Augen des Sekretärs blieb. Er bewegte sich vor dem Hintergrund der Datenfenster wie ein Geist aus der realen Welt. »Es geht mir nicht um irgendeine Art von Instrumentalisierung, Hegemon. Und ich bin nicht egozentrisch genug, meiner Meinung einen hohen Stellenwert beizumessen.«
    »Aber

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