Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Titel: Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
Vom Netzwerk:
Sie haben Kritik geübt«, hakte Tubond nach.
    »Ich bedauere die jüngsten Entwicklungen, Hegemon.«
    »Sie sind notwendig. Die Entscheidungen, die ich in den letzten Tagen und Wochen getroffen habe, waren längst überfällig. Der Zentralrat hätte sie schon vor Jahrzehnten oder Jahrhunderten treffen müssen.«
    »Sie sprechen von Entscheidungen, die Sie für notwendig halten, Hegemon. Das ist das Problem.«
    »Problem?«, wiederholte Tubond. Der winzige Teil von ihm, der dem lobotomen Sekretär Aufmerksamkeit schenkte, glaubte einerseits, durch das Gespräch wertvolle Zeit zu verlieren. Andererseits war aber auch eine gewisse Faszination damit verbunden. »Halten Sie mich für ein Problem?«
    Gunter mied Tubonds Blick und sah auf den Infonauten hinab. »Darf ich ganz offen sein, Hegemon?«
    »Ich bitte darum.«
    Gunter sah wieder auf, und diesmal kam etwas Bewegung in sein schlaffes Gesicht. Ein Rest von Gefühl? »Sie haben den falschen Weg eingeschlagen«, sagte er mit fester Stimme. »Sie glauben, die AFW schlagkräftiger zu machen, indem Sie alle Macht in Ihren Händen vereinen. Aber in Wirklichkeit schaffen Sie damit ein Pulverfass, das jederzeit explodieren kann.«
    »Pulverfass?«, fragte Tubond, während das neue Muster, eingebettet in die anderen, deutlichere Formen gewann.
    »Damit meine ich eine kritische Situation, die …«
    »Ich bin mit der Metapher vertraut.« Für einige lange, kostbare Sekunden rang Maximilian Tubond mit sich selbst. Gunter kannte ihn besser als sonst jemand, doch selbst er schien nicht imstande zu sein, ihn zu verstehen.
    »Sie haben den Zentralrat der Allianzen und die planetaren Regierungen entmachtet«, fuhr Gunter fort. »Sie sind zum Alleinherrscher über hunderte von Planeten geworden. Das Oberkommando der Streitkräfte gibt nur noch Ihre Befehle weiter. Die demokratischen Institutionen haben keine echte Bedeutung mehr.«
    »Demokratie, Diktatur …«, sagte Tubond abfällig. Einige primäre und sekundäre Identitäten konzentrierten sich auf das neue Muster; er empfing ihre Eindrücke, und sie weckten sein Interesse. »Es sind nur Worte. Wichtig ist, dass die Allianzen schnell genug reagieren können, schnell und richtig .«
    »Was uns wieder zum Problem führt, dass Sie allein über Richtig und Falsch entscheiden, Hegemon. Niemand ist unfehlbar, auch Sie nicht. Das Zusammenspiel der Institutionen diente dazu, Fehler zu vermeiden und die Interessen der vielen großen und kleinen Bevölkerungsgruppen auszugleichen. Es war ein wichtiger Stabilitätsfaktor, und der fehlt jetzt. Hinzu kommt, dass Sie trotz der gewaltigen Datenmengen, die Sie die ganze Zeit über aufnehmen, nicht über alles informiert sein können. Das ist schlicht unmöglich. Ein einzelner Mensch kann nicht über alle Ereignisse auf allen Welten und Basen der AFW Bescheid wissen. Und wenn Sie tausend Enzelore benutzen, Hegemon: Sie sehen nur ein kleines Stück von einem viel größeren Bild. Und das führt Ihr Argument von schnellen und richtigen Reaktionen ad absurdum. Da Sie nur einen kleinen Ausschnitt der Realität kennen, sind Sie gar nicht in der Lage, auf Dauer die richtigen Entscheidungen zu treffen. Früher oder später werden Ihnen taktische und strategische Fehler unterlaufen …«
    »Sie nehmen sich viel heraus!«, sagte Tubond mit plötzlicher Schärfe.
    »Und das ist das zweite große Problem.« Gunter blieb unerschütterlich, wandte den Blick diesmal nicht vom Hegemon ab. »Ihre Emotionalität. Die Geschichte zeigt, dass alle Alleinherrscher ein überdimensionales Ego entwickelten und daran letztendlich zugrunde gingen. Leider brachten sie dabei auch vielen anderen Unglück.« Der Sekretär seufzte leise. »Ich stelle fest: Ihre Maßnahmen haben die von den Graken ausgehende Gefahr nicht verringert; sie ist sogar noch größer geworden. Und abgesehen von dieser äußeren Bedrohung haben wir es auch mit einer sehr heiklen innenpolitischen Situation zu tun. Nehmen wir nur das Projekt Brainstorm. Wenn die Tal-Telassi davon erfahren – und das ist unvermeidlich –, so wird sich ein Aufstand nicht verhindern lassen. Sie haben eine gute Gelegenheit ungenutzt verstreichen lassen, als Elonora …«
    Tubond hörte gar nicht mehr hin und schob den Zorn auf Gunter beiseite. Die Tal-Telassi und das Projekt Brainstorm. Der Sekretär verstand ihn ebenso wenig wie die anderen, die Kritik an ihm übten und seine Entmachtung verlangten. Sie begriffen nicht, dass er das Wohl aller im Auge hatte, dass er das

Weitere Kostenlose Bücher