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Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Titel: Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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seine Wahrnehmung zu teilen. Um die richtigen Entscheidungen zu treffen, musste er über die richtigen Informationen verfügen, doch diesmal brachte ihn die kontrollierte Spaltung bis an die Grenze des Wahnsinns. Ein kleiner geistiger Schritt würde genügen, um sein Bewusstsein zu zerreißen. Siebzehn primäre und neunundachtzig sekundäre virtuelle Äquivalente des Hegemons weilten auf insgesamt vierundsechzig Welten, von denen neunundvierzig zum inzwischen unmittelbar bedrohten Kernbereich der Allianzen Freier Welten gehörten. Das bedeutete vierundsechzig Transverbindungen, plus zehn weitere in Reserve, für den Fall, dass einige von ihnen während des Transfers oder eines Orientierungsmanövers kollabierten. Ganz abgesehen vom logistischen und energetischen Aufwand, so viele Transkontakte während eines Hochgeschwindigkeitsflugs aufrechtzuerhalten: Die ständig auf Tubond einströmenden Informationsmengen stellten selbst für ihn, seinen Bionenanzug und die beiden Enzelore eine Belastung dar, mit der er nur für eine gewisse Zeit fertig werden konnte.
    Tubond schlief nicht einmal, wenn die Darius sprang. Während jener Phasen waren nur er selbst, der Kommandant Keil Malat und Gunter bei Bewusstsein – die übrigen Sekretäre zogen sich vor den Sprungphasen wie alle anderen an Bord in die Hibernation zurück. Tubond wagte es nicht, Entratol zu nehmen, erst recht nicht unter den gegenwärtigen Umständen. Aber es gab noch eine andere Möglichkeit, sich vor den Schockwellen der Sprünge zu schützen: Ammerol, eine Substanz, die aus dem Magen der Ammeri genannten Tiefseequallen von Aquaria gewonnen wurde. Sie war enorm teuer, aber Tubond führte immer einen ausreichend großen Vorrat bei sich. Er wollte nicht eine einzige Sekunde verlieren, weder durch Schlaf noch durch Hibernation.
    Der Hegemon saß im Ruhesessel des Kommunikationszimmers, direkt neben dem Kontrollraum der Darius . Pseudo- und quasireale Darstellungen umgaben ihn, präsentierten automatisierte Datenströme, um die sich die tronischen Komponenten seines Bionenanzugs und die beiden Enzelore kümmerten – wie üblich empfing er nur das aus relevanten Informationen bestehende Datenkondensat. Die Transverbindungen vermittelten ihm die Eindrücke seiner primären und sekundären Identitäten so, als lebte er hundertsieben Leben gleichzeitig, doch damit ging nicht das sonst üblich elektrisierende, stimulierende und vitalisierende Empfinden einher. Eher war das Gegenteil der Fall: Je länger die kontrollierte Wahrnehmungsspaltung diesmal andauerte, desto mehr mentaler Dunst breitete sich in Tubonds geistigen Welten aus, und manchmal musste er nachfragen, weil er gewisse Dinge nicht verstanden hatte.
    Tubond wäre gern auf Dura-Tora geblieben, aber die veränderte Situation hatte ihn gezwungen, das Thornwell-System zu verlassen. Die Darius und ihre Eskorte flogen durch die zentralen Sektoren der Allianzen, dem Kernbereich so nahe, dass sich die dortigen Welten und Militärbasen problemlos per Transverbindung erreichen ließen. Genau darum ging es: Er wollte mit seinen primären und sekundären Äquivalenten vor Ort präsent sein, um einen direkten Eindruck von der Lage zu gewinnen und sicherzustellen, dass seinen Anweisungen so Folge geleistet wurde, wie er es erwartete.
    Die Daten, die er empfing, fügten sich wie Mosaiksteine nach und nach zu einem niederschmetternden Bild zusammen. Nach mehr als elfhundert Jahren Krieg gegen die Graken drohte den Allianzen ein fataler ökonomischer Zusammenbruch. Selbst die wirtschaftlich stärksten Welten verkrafteten es nicht mehr, den größten Teil ihrer Ressourcen für die Kriegswirtschaft einzusetzen. Der Bau von neuen Raumschiffen, die Erweiterung von militärischen Basen und Bastionen auf Planeten und im All, der Nachschub mit Waffen, Munition und sonstigem Material, das alles geriet immer mehr ins Stocken. Versorgungsengpässe entstanden nicht nur in den zivilen Bereichen, sondern auch in den militärischen. Die vergangenen dreiundzwanzig Jahre relativer Ruhe waren nicht mehr gewesen als der sprichwörtliche Tropfen auf dem heißen Stein. Die statistischen Daten mussten selbst einen Optimisten pessimistisch stimmen: Der wirtschaftliche Kollaps der Allianzen war unabwendbar. Tubond hatte bereits begonnen, Pläne für die Zeit danach zu entwickeln. Aus den Trümmern des unvermeidlichen Zusammenbruchs sollte neue Pracht entstehen, ein starker Weltenbund, mächtiger als zuvor, straff geführt und dazu imstande,

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