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Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Titel: Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Identitäten, insbesondere mit denen eines primären Selbst, das auf einer Himmelsplattform von Aviron weilte, zusammen mit einigen Generälen und Admirälen des Oberkommandos. Und dort näherte sich ihm Elonora 23 mit einem EM-Interruptor in der Hand. Hinter ihr bemerkte Tubond mehrere geflügelte Neue Menschen, die ihre Waffen auf ihn und seine Okomm-Begleiter richteten. Weiter oben am Himmel, bei den großen Werftanlagen, waren weitere genetisch veränderte Menschen zu sehen.
    »Aviron verlangt seine Freiheit zurück, Hegemon«, sagte Elonora und hob den Interruptor. »Und nicht nur Aviron. Wir alle.« Sie betätigte ein Schaltelement.
    Tubond blinzelte, als er den Kontakt zu dem primären Selbst verlor, das Elonora gegenüberstand. Innerhalb weniger Sekunden brachen fast alle Transverbindungen zusammen.
    Gunter hob den Blick von seinem Infonauten. »Die Tal-Telassi revoltieren«, sagte er.

 
Interludium 9
     
    31. März 1147 ÄdeF
     
    Zunächst war Mrarmrir nur enttäuscht gewesen, als er kurz nach seinem Transfer durch einen der neuen Sonnentunnel begriffen hatte: Seine Brutbrüder und die Gemeinschaft der Graken schickten ihn nicht zu den Amarisken, damit er sich an ihnen laben und wachsen konnte. Eigentlich beschränkte sich seine Rolle auf die eines Kuriers, der eine Botschaft überbrachte und ihr mit seiner Präsenz Nachdruck verlieh. Er hatte seine Wurzeln in diese Welt gebohrt, die ein Mond unter vielen war, im Orbit eines Gasgiganten, und seitdem wartete er mit dünner werdender Geduld. Die Katalyter seines Kreises, vor allem Karon, gaben sich alle Mühe, ihn zu beruhigen, aber sie konnten nichts daran ändern, dass er hungriger wurde. Immer öfter hörte er die Stimme seiner Traumsphäre, die nach Nahrung verlangte, die sich ausdehnen wollte. Es befanden sich viele Amarisken in der Nähe, auf diesem Mond und auf den anderen, auch an Bord von Raumschiffen, aber es war ihm verboten, ihre Selbstsphären zu berühren.
    Gib ihnen einen Monat ihrer Zeit. Danach kannst du dir nehmen, so viel du willst.
    So lauteten die Worte seiner Brutbrüder.
    Aber schließlich hielt es Mrarmrir einfach nicht mehr aus. Vorsichtig und behutsam erweiterte er seine Traumsphäre, die noch nicht zu einer Autoritätszone geworden war, über Dura-Mah aus, berührte das Denken und Fühlen der Soldaten, die nicht weit entfernt in Stellung gegangen waren, und hinter ihnen die mentalen Lichter in den Städten. Ihr Glanz verblasste immer mehr, denn viele der dortigen Amarisken flohen. Doch es spielte kaum eine Rolle. Die anderen Monde waren nahe, auch die Raumschiffe, und er berührte, was er brauchte. Nur mit Mühe gelang es ihm, sich zurückzuhalten und nicht der Gier nachzugeben. So viel Amarisk , und so nahe … Er hätte wachsen und erwachsen werden können.
    Danach kannst du dir nehmen, so viel du willst …
    »Er muss noch ein wenig Geduld haben«, sagte Karon.
    Mrarmrir öffnete das Auge und sah den Ersten der Primären Katalyter. Die dünnen Linien in den Kristallen des Chtai waren etwas dicker geworden. Der junge Graken fragte sich, ob Karon von der Ausdehnung seiner Traumsphäre wusste.
    »Ja, ich weiß davon«, sagte der Katalyter ruhig. »Und ich rate ihm dringend, sie wieder schrumpfen zu lassen. Die Frist läuft bald ab. Dann …«
    Mrarmrir spürte etwas Seltsames, etwas, das er noch nie zuvor gefühlt hatte und deshalb nicht sofort identifizieren konnte. Dann begriff er, dass es sich um Schmerz handelte.
    Karon vor ihm schwankte. Feine Risse bildeten sich in einigen seiner Kristalle, verschwanden dann wieder.
    »Was ist geschehen?«, fragte Mrarmrir und empfing das Echo des Schmerzes, das lange zu ihm unterwegs gewesen war: donnernde Pein, die Mrarmrirs Traumsphäre erzittern ließ. Sein Mantel, schwarz wie das All, erbebte bis zu den Wurzeln im Boden.
    Als er nach einer Weile das Auge öffnete, lag Karon fragmentiert auf dem Boden. Aber die Kristalle gehorchten bereits den vitalen Bindungskräften, den individuellen ebenso wie denen des Kreises, und fügten sich wieder zusammen. Kurze Zeit später stand der Primäre Katalyter wieder, in seiner Integrität unbeeinträchtigt.
    Mrarmrir begriff, dass etwas Unerhörtes geschehen war.
    Und plötzlich sprach der Großkreis mit einer Stimme, die überall erklang, in allen Kreisen.
    »Die Situation hat sich verändert«, hörte er. Zwischen diesen Worten flüsterten ferne Stimmen von Tod. Doch es war nicht der Tod von Amarisken – die Existenz von Graken hatte ein Ende

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