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Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Titel: Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Wohnung unter Arrest gestellt hatte, gab sie keinen Ton von sich.
    Ein Geräusch kam vom Flur, und Ebanar wusste, dass sich die Tür geöffnet hatte. Er drehte den Kopf, als die beiden Großmeisterinnen Zara und Norene hereinkamen. Sie waren in eine Aura kalter Würde gehüllt und trugen keine weißen Gewänder, sondern neue Bionenanzüge.
    Wie bei der Begegnung vor drei Stunden wirkte Norene auffallend nervös. Sie sah sich um und blickte in die dunklen Ecken des Raums, als könnten ihr die Augen mehr zeigen als die zehn Stufen des Tal-Telas. Sie schien nach etwas Ausschau zu halten, nach einem unsichtbaren Gegner, und als sie keinen fand, glitt ihr Blick zu Loana und verharrte dort.
    Zara wandte sich an den Gouverneur. »Sie sind hiermit offiziell aller Ihrer Ämter enthoben, Joras Ebanar«, sagte sie mit eisiger Förmlichkeit. »Von jetzt an wird Millennia wieder von den Tal-Telassi verwaltet.«
    »Sie machen einen großen Fehler«, erwiderte Ebanar, obwohl es sinnlos war. Diese Worte hatte er schon vor drei Stunden an Zara gerichtet, ohne dass sie etwas bewirkten.
    »Wir sind auf mehr als zweihundert Welten der Allianzen aktiv geworden«, fuhr Zara ungerührt fort. »Neunzig von ihnen haben mit unserer Hilfe wieder autonome, vom Militär unabhängige Regierungen erhalten, und auf den anderen Planeten geht die Entwicklung ebenfalls in diese Richtung.«
    Ebanar erschrak. Er hatte nicht gedacht, dass der Aufstand der Tal-Telassi solche Ausmaße gewinnen konnte.
    »Sie schwächen die Allianzen«, sagte er. »Wenn die Graken in einer solchen Situation beschließen, wieder anzugreifen, so haben Sie erneut Schuld auf sich geladen.«
    »Die Schwestern werden sich nie wieder unterdrücken lassen«, stellte Zara fest. »Und Okomm wird nie wieder Tal-Telassi für so etwas wie das Projekt Brainstorm missbrauchen.«
    In Ebanar erstarrte etwas. Er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, aber sein Blick ging kurz zu Loana.
    Zara bemerkte seine Reaktion. Vielleicht las sie auch seine Gedanken – er trug keinen Neutralisator und war auch nicht mehr durch ein entropisches Gefälle geschützt. Ebanar bemühte sich, seinen Gedanken eine neue Richtung zu geben, aber je mehr er versuchte, an etwas anderes zu denken, desto mehr rückten das Projekt Brainstorm und eine ganz bestimmte Anweisung in den Mittelpunkt seines bewussten Selbst.
    »Sie haben es ihr nicht gesagt«, fuhr Zara fort. »Das mit Dominique.«
    Von einem Augenblick zum anderen erwachte Loana aus ihrer Starre. »Dominique? Wo ist sie?«
    »Wollen Sie es ihr jetzt sagen?«, fragte Zara so kalt wie Gletschereis.
    Joras Ebanar spürte Loanas fast flehentlichen Blick auf sich ruhen, und sein Hals war plötzlich wie zugeschnürt. Das Atmen fiel ihm schwer.
    Zaras Blick blieb auf ihn gerichtet, aber ihre Worte galten Loana. »Joras Ebanar hat Ihre Tochter nach Ennawah bringen lassen, zum neunten Planeten des Ormath-Systems. Dort gibt es eine Station des geheimen Brainstorm-Projekts, das auf Weisung von Hegemon Maximilian Tubond vorangetrieben wird. Bei diesem Projekt geht es darum, gewöhnlichen Personen Zugang zum Tal-Telas zu geben, um sie zu Supersoldaten zu machen. Viele Schwestern sind entführt und geistig vergewaltigt worden; manche von ihnen starben einen qualvollen Tod. Bis vor wenigen Stunden wussten wir nichts davon, aber wir haben Aufzeichnungen gefunden. Offenbar blieb dem Militärgouverneur nicht mehr genug Zeit, alle Dateien zu löschen.«
    Loana starrte Ebanar fassungslos an. »Du hast was mit meiner Tochter gemacht?«
    »Ich habe es gut gemeint, wirklich«, platzte es aus ihm heraus. »Ich habe Dominique fortgeschickt, damit sie hier nicht in Dinge verwickelt wird, die …« Er brach ab, als er begriff, dass es sinnlos war.
    Joras Ebanar sah Loana an und beobachtete, wie aus der sanften Wärme in ihren Augen ein Feuersturm des Hasses wurde.

 
9. Neue Muster
     
    25. März 1147 ÄdeF
     
    Maximilian Tubond war nur selten allein, trotzdem fühlte er sich immer einsamer. Er sah darin einen Preis, den er für seine neue Verantwortung zahlen musste. Hinzu kam, dass er sich zum ersten Mal seit siebzehn Jahren nach Ruhe sehnte. Er führte dies alles auf die neue Krise zurück, mit der sich die Allianzen konfrontiert sahen. Aber was auch immer geschehen mochte: Tubond hielt an der Entschlossenheit fest, seiner historischen Rolle gerecht zu werden.
    Es war nicht leicht, nicht einmal für jemanden wie ihn, der keine Zeit an den Schlaf verlor und gelernt hatte,

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