Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)
auf alle Gefahren schnell zu regieren: sein Vermächtnis, für immer mit ihm und seinem Namen verbunden. Eine Form von Unsterblichkeit …
Doch so sehr er sich auch wünschte, an der Konkretisierung seiner Visionen arbeiten zu können: Er musste die Gedanken daran beiseiteschieben, denn die aktuelle Situation erforderte seine ganze Aufmerksamkeit. Zwölf Tage waren verstrichen, seit der Chtai Karon den Allianzen im Auftrag der Graken eine Frist von einem Monat gesetzt hatte. Nur die engsten Mitarbeiter des Hegemons wussten von dem Ultimatum – wenn es bekannt geworden wäre, hätte eine Panik auf den Planeten im Kernbereich der Allianzen großen Schaden angerichtet.
Den Forderungen der Regierungschefs der Dura-Welten nach einem massiven Schlag gegen die Graken-Präsenz auf Dura-Mah war Tubond nicht nachgekommen. Er hatte es noch nie für klug gehalten, Unterhändler zu töten, und in diesem besonderen Fall hätte er damit eine sofortige Invasion des Kernbereichs herausgefordert. Es kam jetzt vor allem darauf an, Zeit zu gewinnen, um die geeigneten Vorbereitungen zu treffen. Auch deshalb war Tubond unterwegs; es ging ihm nicht nur darum, Informationen »aus erster Hand« zu sammeln. Für die nahe Zukunft sah er mehrere Möglichkeiten, und wenn es zum Schlimmsten kam, so musste alles Notwendige in die Wege geleitet sein, um das Überleben der Menschheit und der mit ihr verbündeten Völker zu gewährleisten. Die Brainstormer spielten dabei eine wichtige Rolle, und deshalb hatte Tubond die Anweisung erteilt, vor der Verhaftung aller Tal-Telassi fast zweitausend von ihnen entführen zu lassen, unbemerkt, wenn sich das bewerkstelligen ließ. Die meisten waren bereits ausgewählt; ihre Namen standen auf einer geheimen Liste. Was die übrigen Schwestern betraf … Er hatte beschlossen, sie den Graken zu überlassen. In der Öffentlichkeit würde das kaum auf Widerspruch stoßen, denn seit dreiundzwanzig Jahren war bekannt, dass die Tal-Telassi die Verantwortung für den Grakenkrieg trugen.
Das gehörte zu dem Plan, den Tubond wenige Tage nach der Begegnung mit dem Katalyter Karon ausgearbeitet hatte. Seit vielen Jahren war er imstande, mit genügend aufbereiteten Daten die Entwicklungen in den Allianzen als ein Muster mit gewissen Tendenzen zu erkennen. Manchmal verglich er diese Fähigkeit mit der siebten Stufe des Tal-Telas, mit Gelmr. Auch die Tal-Telassi sahen »Muster«, die sie in die Lage versetzten, einen Blick in die – oder eine mögliche – Zukunft zu werfen: eine Form von Präkognition. Tubond sah nicht die Zukunft, sondern Wahrscheinlichkeiten, die sich veränderten, wenn manchmal recht komplexe Variablen einen neuen Wert bekamen. Er wusste, dass die Tal-Telassi allmählich zu einer Gefahr wurden. Elonora hatte bei der Okomm-Konferenz auf Andabar darauf hingewiesen, und Informationen aus anderen Quellen bestätigten, dass die Unruhe bei den Tal-Telassi ein kritisches Niveau erreichte – eine Explosion des Zorns stand unmittelbar bevor. Hinzu kam das Brainstormer-Projekt, das sich bestimmt nicht mehr lange vor den Schwestern geheim halten ließ. Wenn bekannt wurde, auf welche Weise Tal-Telassi dabei benutzt worden waren … Dann würden auch die letzten zu Zurückhaltung mahnenden Stimmen verstummen.
Die Tal-Telassi waren kein Aktivposten der Allianzen mehr, sondern verwandelten sich in einen Instabilitätsfaktor, der eliminiert werden musste. Dass es zumindest den Anschein zu erwecken galt, die Forderungen der Graken zu erfüllen, war dem Hegemon sofort klar gewesen. Sein Plan sah sogar vor, den Graken einige der Kernwelten zu überlassen, trotz des enormen Verlustes, den das für die AFW bedeutete. Dadurch gewann er kostbare Zeit, vielleicht genug, um es dem nach Andabar zurückgekehrten Ersten Waffenherrn Bergon zu ermöglichen, ihm eine der versprochenen Wunderwaffen zu präsentieren. Tubond zweifelte daran, war aber noch nicht bereit, in dieser Beziehung jede Hoffnung aufzugeben. Das galt nicht nur für die piridischen Waffenschmiede, sondern auch die vielen anderen Forscher, Wissenschaftler und Techniker der Allianzen. Vielleicht gelang es im letzten Moment, eine Methode zu entwickeln, die neuen Transittunnel der Graken zu neutralisieren oder zu destabilisieren – dann wäre der Feind nicht zu einem groß angelegten Angriff auf die Kernwelten imstande.
»Hegemon?«
Es war wie eine Stimme aus einer anderen Welt, aus der kleinen, begrenzten Welt des Kurierschiffes Darius , das zusammen mit seiner
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