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Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Titel: Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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gefunden. »Ein Feind ist erschienen und hat mehrere Kreise ausgelöscht.«
    Dann sprach Katalyter Karon. »Ihn erwartet eine neue Aufgabe«, sagte er.

 
10. Seelenbrand
     
    30. März 1147 ÄdeF
     
    Dominique war nicht mehr allein in ihrem Körper, und das fühlte sich schrecklich an.
    Sie merkte es noch im geistigen Niemandsland zwischen Schlafen und Wachen: ein Schatten in ihr, eine Stelle in ihrem Bewusstsein, die sich ausdehnen, mit Stimmen füllen und Kontrolle ausüben konnte.
    »Sie kommt zu sich«, sagte jemand, eine Frau, und es klang vertraut.
    »Hat sie eine ausreichend starke Dosis erhalten?«, fragte jemand anders, ein Mann.
    »Ja.«
    Ein Gesicht erschien vor ihr: von kühlem Ernst bestimmt, die Augen kalt und so grau wie die Uniform, die der Mann trug. Die Rangabzeichen wiesen ihnen als Keil aus.
    »Können Sie mich hören?«
    »Ja«, erwiderte Dominique, obwohl sie eigentlich schweigen wollte. Erschrocken fügte sie hinzu: »Was haben Sie mit mir gemacht?« Sie versuchte, sich zu bewegen, aber ein speziell konfiguriertes Gravitationsfeld hielt sie fest.
    Der Mann wich zurück, und unter Dominique summte etwas. Sie merkte, dass sie in einem Liegesessel ruhte, der sich langsam aufrichtete und es ihr ermöglichte, mehr von dem Raum zu erkennen, in dem sie sich befand. Neben dem Keil in der grauen Uniform stand die Lobotome, die Dominique an Bord des Raumschiffs gesehen hatte. Beide wirkten gelassen, obwohl sie weder Neutralisatoren bei sich führten noch durch entropische Gefälle geschützt waren.
    »Ich nehme an, Medikerin Sintya kennen Sie bereits, Dominique«, sagte der Mann. »Ich bin Keil Thorman, der Leiter dieser Station. Sie …«
    »Ich bin entführt worden!«
    »Man hat Sie hierhergebracht«, korrigierte der Mann ungerührt. »Weil wir Ihre Hilfe brauchen.«
    »Und Sie glauben, dass ich Ihnen helfe? Nachdem Sie mich entführt haben?« Es klang weniger vorwurfsvoll und entrüstet, als Dominique beabsichtigt hatte.
    In ihr rührte sich etwas, und damit einher ging ein Prickeln im Nacken. Sie wollte mit der rechten Hand danach tasten, aber das Gravitationsfeld hielt sie fest. Etwas steckte in ihrem Kopf . Sie erschrak erneut, aber nicht so sehr, wie sie es eigentlich erwartet hätte. Das Fremde in ihr dämpfte die emotionalen Reaktionen und …
    Aus einem Reflex heraus versuchte Dominique, auf die Kraft des Tal-Telas zuzugreifen. Sie war noch immer da, stark wie das Feuer, das im Innern von Sternen brannte, aber nicht mehr so leicht zu erreichen wie sonst. Sie musste die mentalen Hände weiter ausstrecken, um sie zu berühren und einen Teil der Energie für Delm zu nutzen …
    Ein akustisches Signal kam von einem Gerät in den Händen der lobotomen Medikerin. Sie sah auf die Anzeigen. »Erstaunlich. Sie ist trotz allem imstande, ihre besonderen Fähigkeiten zu nutzen.«
    Sintya berührte Schaltelemente, und Dominique spürte, wie sich etwas zwischen sie und das Tal-Telas schob. Gleichzeitig verloren ihre Emotionen an Intensität. Sie fühlte sich nicht von Benommenheit erfasst; gewisse Dinge verloren einfach an Bedeutung.
    Das breite Fenster hinter Keil Thorman und Medikerin Sintya zeigte Eis, aber Dominique war sicher, dass es nicht von Millennias Gletschern stammte.
    »Wo sind wir?«, fragte sie.
    »Es spielt keine Rolle, wo wir sind«, sagte Keil Thorman. »Wichtig ist nur, was wir von Ihnen erwarten.«
    Dominique atmete tief durch und versuchte, zorniger zu werden. »Ich bin eine Meisterin der Tal-Telassi. Dies wird ernste Folgen für Sie haben.«
    Thorman und Sintya wechselten einen kurzen Blick.
    »Wir wissen, wer Sie sind. Deshalb befinden Sie sich an diesem Ort.« Keil Thorman trat wieder näher und blickte mit kalten grauen Augen auf sie herab. »Sie haben ein Implantat erhalten, das sich in den nächsten Tagen mit Ihrem Bewusstsein synchronisieren wird. Bis dahin können Sie sich noch ein wenig schonen.« Er nickte der Medikerin zu, woraufhin Sintya ein weiteres Schaltelement ihres infonautenartigen Geräts betätigte.
    Es wurde dunkel vor Dominiques Augen, und ihre Gedanken erstarrten.
    »Sie dürfen keine Angst vor ihm haben«, sagte der halbe Mann. »Angst ist der falsche Weg.«
    Dominique nannte ihn den »halben Mann«, weil ihm die Beine, ein Arm und ein Teil des Rumpfes fehlten. Bionisches Gewebe wuchs dort, wo sich einst Gliedmaßen befunden hatten, aber bisher hatten sich nur Stümpfe gebildet. Die Zyoten aus dem Kratersee waren für andere Dinge bestimmt; der halbe Mann

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