Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)
»Synchronisierung« mit ihrem Bewusstsein inzwischen stattgefunden? Bedeutete es, dass sie überhaupt keinen Zugriff auf das Tal-Telas mehr hatte?
»Ich verlange, dass Sie mich unverzüglich freilassen«, sagte Dominique, aber es fiel ihr schwer, diese Worte auszusprechen. Sie musste Zunge und Lippen zwingen, sie zu formulieren.
»Wir haben bereits genug Zeit vergeudet«, erwiderte Thorman kühl. »Psychomechaniker Allbur hat Sie eingewiesen. Beginnen Sie mit der Arbeit. Er wird Ihnen dabei helfen.«
Dominique sah und hörte, wie der halbe Mann den Levitank zu der Tür steuerte, die ins Nebenzimmer führte – dort lag Rupert lang ausgestreckt auf einer Liege und starrte an die Decke.
Die Worte des Offiziers hallten in ihr wider. »Retten?«, wiederholte sie. »Wovor soll uns Rupert retten?«
»Vor den Graken. Bitte erklären Sie ihr auch den Rest, Allbur.« Keil Thorman drehte sich um und verließ das Zimmer.
Die andere Tür öffnete sich, und der Levitank schwebte in den Raum, den Dominique bisher nur vom Blick durchs monotransparente Fenster kannte. Sie folgte dem Psychomechaniker, ohne auch nur zu versuchen , durch die andere Tür zu gehen. Neugier trieb sie an, aber Dominique argwöhnte, dass es nicht ihre eigene Neugier war.
Rupert reagierte nicht auf sie, starrte weiterhin an die Decke.
»Nimmt er uns wahr?«
»Ja«, sagte Allbur. »Obwohl er in Gedanken ganz woanders ist. Manchmal verbringt er Tage auf diese Weise, in völliger Apathie.«
Dominique trat an die Liege heran und musterte den jungen Mann aus der Nähe. Er schien etwa dreißig Standardjahre alt zu sein, war schlank und hatte mittellanges aschblondes Haar. Der Blick der großen dunklen Augen galt noch immer der Decke. Was er dort wohl sieht? , dachte Dominique und wurde noch neugieriger. Und dann dachte sie: Warum fragst du dich so etwas? Was interessiert dich dieser Mann, dieser Mörder? Man hat Schwestern entführt und versklavt. Du bist entführt worden und hättest eigentlich beim Aufstand der Tal-Telassi helfen sollen.
Dominique blieb stehen. »Welches Datum ist heute?«, fragte sie.
»Der dreißigste März.«
Acht Tage waren seit ihrer Entführung vergangen, und fünf nach der geplanten Aktion, die den Tal-Telassi die Freiheit wiedergeben sollte. Was war daraus geworden? Hatte der Aufstand stattgefunden? Mit Erfolg?
Aber das waren akademische Fragen, ohne echten emotionalen Gehalt, und eigentlich interessierten sie die Antworten kaum. Rupert war viel faszinierender.
»Wie soll ausgerechnet er uns vor den Graken retten?«, fragte sie und spürte, wie die Gedanken an Zara, Norene und die anderen fortglitten.
»Als wir mit der Horas am Helleron-Knoten auf ein anderes Schiff warteten, erschien eine Graken-Flotte. Die Vitäen entdeckten uns, und ohne das Eingreifen einer fremden Spezies wären wir bestimmt nicht davongekommen.«
»Einer fremden Spezies?«
»Ja. Soweit ich mich erinnern kann, haben die Fremden die ganze Graken-Flotte vernichtet.«
»Soweit Sie sich erinnern können? Was soll das heißen?« Dominique wandte den Blick von Rupert ab und sah zum halben Mann in seinem Levitank.
»Ich muss ein Trauma erlitten haben – Rupert bekam an Bord der Horas einen Anfall, der zahlreiche Brainstormer und eine konditionierte Tal-Telassi das Leben kostete.«
Eine konditionierte Tal-Telassi , ertönte das Echo in Dominique, ohne dass innere Alarmglocken läuteten.
»Ich nehme an, das Implantat hat mich gewisse Dinge vergessen lassen, um mir Schmerz zu ersparen.« Er klang fast dankbar. »Rupert hat mit einem der Fremden gesprochen, der eigentlich gar kein Fremder ist und Kaither heißt.«
»Könnten Sie sich bitte etwas klarer ausdrücken, Dorim?«
Das Summen des Levitanks wurde lauter, als Allbur näher schwebte, vereinte sich mit dem Summen der medizinischen Servi. »Kaither ist – oder war – der Pilot eines vor vielen Jahrhunderten nach Andromeda aufgebrochenen Fernerkunders, und irgendwie wurde er Teil der Fremden. Wie dem auch sei: Rupert ist es gelungen, mit den Fremden zu kommunizieren. Wenn er einen neuen Kontakt mit ihnen herstellen und sie dazu bringen kann, erneut gegen die Graken vorzugehen, wie beim Helleron-Knoten …«
»Ich verstehe«, sagte Dominique. »Keil Thorman erwartet von mir, dass ich den nötigen Einfluss auf Rupert ausübe und ihn veranlasse, die Fremden zu rufen und sie gegen die Graken in den Krieg zu schicken.«
»Sie sind eine sehr begabte Meisterin der Tal-Telassi. Ihre mentalen Kräfte
Weitere Kostenlose Bücher