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Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Titel: Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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blickte nach draußen und hörte aufmerksam zu. Sie hätte entsetzt sein sollen, aber ihre emotionale Reaktion bestand nur aus einem kurzen Anflug von Ärger. Was den Intellekt nicht daran hinderte, die Verwerflichkeit des Projekts und seiner internen Vorgänge zu erkennen. Sie erfuhr, dass im Lauf der Jahre immer wieder Schwestern gezielt entführt und »gefügig« gemacht worden waren, um sie für das Projekt Brainstorm zu verwenden. Dessen Ziel bestand darin, speziell präparierten Personen die Fähigkeiten von Tal-Telassi zu geben. Personen, die als Waffen eingesetzt werden konnten, und nicht nur gegen äußere Feinde. Dominique vermutete, dass sie selbst mithilfe von Brainstormern entführt worden war.
    »Und nie ist einer Entführten die Flucht gelungen?«, fragte Dominique ungläubig. Die Wirren des Kriegs. Auf Millennia hatte man geglaubt, dass die verschwundenen Tal-Telassi nach der Flucht von Millennia den Graken zum Opfer gefallen waren.
    »Es sind viele gestorben, bevor sich herausstellte, dass Entratol in der richtigen Dosierung mental stabilisierend wirkt, auf die Brainstormer ebenso wie auf Leute wie uns, die sich mit ihrem Geist befassen.«
    Dominiques Intellekt schrie: Du musst aufbegehren, sofort! Wehr dich. Nutze die Kraft des Tal-Telas zur Flucht. Dies ist ungeheuerlich! Aber die seltsame Ruhe in ihr blieb, unerschütterlich, fast … angenehm. Da war das Wort, hinterhältig und verräterisch. Wie konnte Gefangenschaft angenehm sein?
    »Es ist also nicht nur das Implantat«, sagte sie und blickte weiterhin nach draußen, in eine vertraut wirkende, kalte Welt aus Eis und Schnee. »Wir stehen auch unter Drogen.«
    »Entratol hilft uns. Es bewahrt uns vor psychischen Schocks.«
    »Was stellt es mit den Brainstormern an?«
    »Entratol ist eine bionische Substanz, die aus besonderen Zyoten gewonnen wird«, sagte der halbe Mann hinter ihr. »In den richtigen Dosen bewirkt sie Veränderungen im Gehirn. Dadurch können selbst aus gewöhnlichen Menschen Brainstormer werden.«
    Die Worte klangen hohl, als hätten sie keine echte Bedeutung. Dominique stellte sich neue Soldaten für den Krieg gegen die Graken vor: keine Lobotomen, die nicht in einen Grakentraum integriert werden konnten, sondern Hirnveränderte, künstliche Mutanten, mentale Monstren, denen alle Stufen des Tal-Telas offen standen. Musste die Menschheit ihr menschliches Wesen aufgeben, um zu überleben?
    »Es ist furchtbar«, sagte Dominique leise und sah zum Kratersee hinab, der eine weiße Decke trug. Seltsam, dass die Werkzeuge für geistige Versklavung aus dem Schlund eines alten Vulkans kamen.
    »Sie werden sich daran gewöhnen. Ich denke längst nicht mehr an diese Dinge, und das ist gut so. Es gibt mir die Freiheit, mich auf das Wichtige zu konzentrieren.«
    Dominique hörte keine Ironie in den Worten, was sie so sehr verblüffte, dass sie sich umdrehte. »Man hat Ihnen geistige Fesseln angelegt, Dorim, und dadurch fühlen Sie sich frei ?«
    Wieder glaubte sie, einen Schatten von Trauer in Allburs Gesicht zu sehen. Aber er verschwand so schnell, dass sie nicht sicher war, ob er wirklich existiert hatte.
    »Ich bin frei von Kummer«, sagte der Psychomechaniker, und sein Levitank summte leise, als er etwas näher schwebte. »Meistens zumindest. Aber nicht, wenn es um Rupert geht. Ich würde ihm gern helfen. Er leidet so sehr.«
    Dominique starrte auf die Reste des Mannes, der bei einem tragischen Unfall halb verbrannt war, und fragte sich, ob ihr ein ähnliches Schicksal bevorstand. Würde sie auch einmal so werden wie Dorim Allbur, lammfromm, ein williges Werkzeug, ohne den Willen, echte Freiheit wiederzufinden?
    Was ist echte Freiheit? , flüsterte es in ihr, und Dominique war sicher, dass diese Worte vom Implantat stammten.
    »Bitte«, sagte der halbe Mann und sah zu ihr auf. »Sie müssen ihm helfen.«
    »Warum?«, fragte Dominique. »Damit aus einem Mörder ein Soldat wird?«
    »Nein«, erklang eine Stimme. »Damit er uns alle rettet.«
    Dominique sah zur Tür und stellte fest, dass Keil Thorman hereingekommen war. Ein Variator steckte in seinem Gürtelhalfter, aber er machte keine Anstalten, die Waffe zu ziehen. Er schien sich erneut sehr sicher zu fühlen. Dominique begriff plötzlich, dass sie den Mann nicht in Delm gespürt hatte. Einmal mehr streckte sie die geistigen Hände dem Tal-Telas entgegen, aber diesmal war die Kraft unerreichbar weit entfernt – das Implantat trennte sie von ihr. Hatte die von Thorman erwähnte

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