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Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Titel: Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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in Sicherheit bringen!«
    Ein Donnern hallte durch das Schiff, als die strukturellen Belastungen zu groß wurden. Der Kantaki-Riese brach auseinander.

 
Der Krieg: I
     
    27. Januar 1150 ÄdeF
     
     
    Aus der Hand des Knaben rann Blut, rot wie Rubin, aber es war nicht sein eigenes. Es gehörte seiner Mutter, die tot vor ihm in Staub und Asche lag. Die anderen freuten sich. Sie jubelten, denn sie hatten einen Sieg errungen. Aber für den Knaben war eine Welt zusammengebrochen. Er blickte auf die Tote hinab, sah nicht den von einem Splitter aufgerissenen Rumpf, sondern nur das reglose, unversehrt gebliebene Gesicht. In der Ferne grollten letzte Explosionen, und der Wind trug Rauchschwaden heran, aber der Knabe sah nur seine Mutter und hörte in der Erinnerung ihre Stimme.
    Jemand näherte sich mit den schweren Schritten eines Soldaten. Eine Hand legte sich ihm erst auf die Schulter, glitt dann zum Arm und wollte ihn fortziehen. Doch der Knabe klammerte sich an seiner Mutter fest.
    »Lass ihn«, sagte jemand. »Gib ihm Gelegenheit, Abschied zu nehmen. Wir haben bereits mit der Evakuierung begonnen.«
    Wie konnten sich diese Leute freuen und einen Sieg bejubeln, wenn sie zusammen mit den Bewohnern von Enschall fliehen wollten?, fragte sich der Knabe, aber die Antwort spielte keine Rolle. Wichtig waren nur die beiden großen blauen Augen, die ihn ansahen, ohne ihn zu sehen. Nie wieder würde seine Mutter den Namen nennen, den sie ihm bei seiner Geburt vor sechs Jahren gegeben hatte und den er so sehr verabscheute. Er weinte nicht. Er fühlte sich leer und allein, und Tränen konnten die Leere in ihm nicht füllen.
    Langsam stand er auf, ohne zu wissen, ob er selbst verletzt war. Erst vor einigen Tagen hatte er seiner Mutter bei einem Streit vorgeworfen, ihm einen dummen Namen gegeben zu haben. Jetzt hätte er ihr gern gesagt, dass nicht der Name dumm war, sondern der Streit.
    Er hob den Kopf, sah zum Himmel hoch und blinzelte im Licht der Sonne, die durch eine Lücke zwischen grauen Wolken schien. Es kam ihm absurd vor. Wie konnte die Sonne scheinen, obwohl gerade seine Mutter gestorben war?
    Ein klobiger Truppentransporter wartete in der Nähe und nahm überlebende Soldaten auf. Einige Kilometer entfernt brannten die Reste eines aus mehreren Dutzend Dornen bestehenden Kronn-Schiffes. Es war nicht besonders groß, aber die Krieger der Graken hatten bis zum Schluss erbitterten Widerstand geleistet.
    Ein Mann näherte sich, in einen Kampfanzug mit den Insignien eines Offiziers, eines Keils, gekleidet. Der Knabe kannte die Rangabzeichen; sein Vater hatte sie ihm erklärt.
    »Das war deine Mutter, nicht wahr?« Der Mann schob das Datenvisier vor den Augen beiseite, und in seinem Gesicht sah der Knabe müde Anteilnahme.
    »Ja.«
    »Gibt es jemanden, der sich um dich kümmern kann?«
    Der Knabe schüttelte den Kopf.
    »Dein Vater?«
    »Er hat uns vor einem Jahr verlassen, um gegen die Graken zu kämpfen.«
    »Er kam nicht zurück, wie?«, fragte der Offizier sanft.
    »Nein.«
    »Nun …« Der Mann sah sich um. »Wir haben den Stützpunkt der Kronn vernichtet, und das gibt uns Zeit für die Evakuierung. Die Graken sind hierher unterwegs, mein Junge. Du solltest besser mit uns kommen.«
    Der Knabe blickte noch einmal zu seiner Mutter, begleitete den Offizier dann zum Transporter. Die ihm dargebotene Hand lehnte er ab; immerhin war er kein kleiner Junge mehr.
    »Warum habt ihr gejubelt?«, fragte er. »Warum freut ihr euch, wenn ihr doch fliehen wollt?«
    Der Mann im Kampfanzug blickte auf ihn herab. »Unsere Mission besteht darin, Leben zu retten. Das mit deiner Mutter tut mir sehr, sehr leid. Auch andere Bewohner dieses Planeten sind bei den Kämpfen gestorben, aber die meisten leben und werden am Leben bleiben, weil wir sie fortbringen. Manchmal ist eine gelungene Flucht schon ein Sieg.«
    Vor dem Zugang des Transporters blieb der Knabe stehen und sah sich ein letztes Mal um. Flammen loderten aus dem Wrack des Kronn-Schiffes, und er glaubte fast, ihr zorniges Zischen zu hören. Der Ort wirkte seltsam still und leer. Erstaunlicherweise waren nur wenige Gebäude von Splittern und herabfallenden Trümmerteilen beschädigt worden. Seine Mutter, so begriff er, hatte einfach nur Pech gehabt. Die Gleichgültigkeit des Schicksals verblüffte ihn und weckte Trotz. Die Graken. Sie waren an allem schuld.
    »Wenn ich groß bin, werde ich einen bedeutenden Sieg erringen«, sagte er. »Nicht nur über die Kronn, sondern über die

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