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Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Titel: Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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hörte kaum hin, blieb immer wieder an einem der großen Fenster stehen und sah nach draußen, ließ den Blick in die Ferne schweifen. Sie sah die Turm- und Terrassenstädte des Zweiten Dominiums und versuchte, sich einen Verbund aus vier Welten vorzustellen oder vielleicht aus fünf.
    Nach einer guten Stunde bekam sie Kopfschmerzen und massierte sich immer wieder die Schläfen, während sie ihre unruhige Wanderung fortsetzte. Es lag vermutlich nicht nur an äußeren Einflüssen wie dem Odem, sondern auch an der unablässigen inneren Anspannung. Dominique hasste es untätig zu warten, während mindestens ein Dominanter nach ihr suchte – und sie früher oder später finden würde. Hinzu kam das deutliche Gefühl, dass ihr die Zeit wie Sand zwischen den Fingern zerrann. Kiwitt begleitete sie eine Zeit lang, als sie durch die einzelnen Zimmer ging, aber sie schenkte ihm ebenso wenig Beachtung wie Tarweder.
    »Vielleicht solltest du dich hinlegen und schlafen«, sagte er irgendwann. »Du hast dich noch nicht erholt.«
    Dominique antwortete nicht, rang mit ihrer Unruhe, dachte an Rupert und fragte sich zum tausendsten Mal, ob es tatsächlich ein fünftes Dominium gab, einen Ort, an dem die Kantaki damals Zuflucht gesucht hatten.
    Als Davvon schließlich eintraf, war sie fast enttäuscht, dann sie hatte sich Befreiung von dem zunehmenden Druck in ihrem Innern erhofft. Doch es änderte sich nichts an ihrer prickelnden Nervosität und Unruhe. Alles in ihr drängte danach, die passive Rolle aufzugeben und wieder zum bestimmenden Faktor des Geschehens zu werden. Doch die Umstände legten ihr immer wieder Fesseln an, die sie nicht zerreißen konnte.
    Davvon schwebte mit seinem Levitationssessel herein, landete am Fenster des Salons und neigte den Sessel so, dass sein Rücken senkrecht war und die Füße den Boden fast berührten. Zwei Personen hätten kaum unterschiedlicher sein können als er und Tarweder, und Dominique fragte sich nach dem Grund für die krassen physischen Unterschiede zwischen Vater und Sohn. Der Odem, vermutete sie. Der mutative Einfluss, der vom Berg der Dominanten bei Zontra ausging.
    Sie blieb abseits, und selbst Kiwitt schien bestrebt zu sein, Tarweder und Davvon eine angemessene Privatsphäre zu gewähren. Doch nachdem das leise Gespräch zwischen Vater und Sohn schon fast eine halbe Stunde gedauert hatte, hielt Dominique es nicht länger aus und trat zu ihnen.
    »Tarweder, Davvon … Es tut mir leid, euch zu stören, aber die Zeit drängt.« Kiwitt gurrte und schien Dominiques Worte damit bestätigen zu wollen.
    Der Alte richtete sich auf, und die kleine, zierliche Gestalt im Levisessel deutete ein Nicken mit dem im Stützgerüst ruhenden Kopf an. So kindlich Davvon auch wirken mochte: Er hatte das Gesicht eines Erwachsenen, und aus den großen blauen Augen – fast so blau wie die Iris eines Dominanten, fand Dominique – blickte eine gequälte Seele. Freude und Leid schienen in Tarweders Sohn eng beieinander zu wohnen, ebenso Schmerz und Ekstase. Die Kunst des produktiven Träumens, so begriff sie, war der Inhalt seines Lebens.
    »Tarweder hat mir alles erzählt«, sagte Davvon mit piepsender Stimme. »Diese privilegierte Wohnung ist sicher, aber du hast recht: Wir sollten keine Zeit mehr verlieren. Obwohl ich meinen Vater nur selten sehe«, fügte er ein wenig kummervoll hinzu und betätigte die Kontrollen in der linken Armlehne. Der Levisessel stieg auf und trug ihn zu einem der wenigen Zimmer, die nicht an die Außenwand des urbanen Kerns grenzten. »Ich stelle die Batterien für das mobile Haus her.«
    Tarweder und Dominique folgte ihm in das Zimmer, das eine Miniaturversion des Produktionswürfels zu sein schien. Auch hier ragten Montagearme aus den Wänden und gerieten in Bewegung, als sich Davvon mit den Kontaktsensoren verband.
    »Die Welt, aus der du kommst, muss sehr interessant sein, Doh-mih-nick«, sagte Davvon mit der kindlichen Stimme, die gut zu seinem allgemeinen Erscheinungsbild passte. Als er ihren Namen aussprach, zog er die ersten beiden Silben in die Länge und verkürzte die letzte.
    Es erstaunte sie ein wenig, dass er sprach, während seine Gedanken die Produktionsmechanismen steuerten. »Es ist nicht nur eine Welt, sondern ein ganzes Universum voller Welten. Und dort gibt es viele Gefahren«, sagte sie. Es war ein Universum, das während der Tage auf Heres in seltsame Ferne gerückt war, als spielte es gar keine Rolle mehr. Diese Distanziertheit von dem eigentlichen Grund

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