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Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Titel: Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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ihrer Verankerung löste.
    Sie stürzte in die Tiefe.
    Davvons Hände lösten sich von den Armlehnen des Levisessels und berührten die Schaltelemente einer Kontrolleinheit. Stützende Kraftfelder hielten Tarweder und Dominique fest, doch der Sturz in die Tiefe dauerte an. Oben schrumpfte das helle Rund und verschwand, als sich die Öffnung im Boden des Produktionszimmers wieder schloss.
    Dominique stellte fest, dass sie plötzlich viel klarer denken konnte. Das Netz auf ihrem Kopf hielt einen Einfluss fern, der wie eine Bremse für ihre Gedanken gewirkt hatte. Eine heimtückische Art von Benommenheit, an die sie sich im Lauf der letzten Tage gewöhnt hatte, löste sich wenigstens teilweise auf, und selbst das Tal-Telas rückte ein wenig näher. Erahnte Zusammenhänge gewannen an Deutlichkeit.
    »Das Fünfte Dominium«, stieß sie hervor. »Was weißt du darüber?«
    Weit oben krachte es, und ein Lichtblitz jagte durch die Dunkelheit des Schachts, gefolgt von etwas, das nach einem Funkenregen aussah.
    »Trümmer«, sagte Tarweder mit einem Blick nach oben. »Glühende Trümmerstücke fallen auf uns herab.«
    Dominique beobachtete, wie Davvon mit einer Hand die Kontrollen der Kapsel betätigte, mit der anderen nach Datenkabeln griff und sie mit einigen Kontaktstellen an seinem Körper verband. Ein nahes Aggregat brummte, und das Gerüst wurde noch schneller. Nichts hielt den Fahrtwind fern, und Dominique fürchtete plötzlich, das Netz zu verlieren. Sie konnte die Hände nicht zum Kopf heben; das Kraftfeld hielt sie fest.
    Nach einigen weiteren Sekunden schien die Kapsel einen Stoß von der Seite zu bekommen. Das brummende Aggregat hinter Davvon heulte auf, und dann herrschte plötzlich Stille – das Gerüst ruhte in einer Nische, ihr Bewegungsmoment auf null reduziert.
    »Schnell!«, drängte Davvon. »Ihr könnt den Weg von hier aus zu Fuß fortsetzen. Es ist nicht weit. Ich lenke den Verfolger ab.«
    Die stabilisierenden Kraftfelder existierten nicht mehr. Tarweder hatte seinen Platz in der Sitzmulde bereits verlassen und machte Anstalten, die Kapsel zu verlassen.
    Dominique verharrte neben Davvon. »Das Fünfte Dominion …«
    »Verliert keine Zeit«, drängte der Produktive Träumer. »Ich empfange die Signale der Überwachungssensoren – der Verfolger ist hierher unterwegs. Er kann dich jetzt nicht mehr lokalisieren, Doh-mih-nick. Solange die Entfernung groß genug ist, wird er vermuten, dass du noch an Bord bist. Aber wenn er nahe genug herankommt …«
    »Bitte, Davvon! Ich muss mehr über das Fünfte Dominium wissen. Haben die Kantaki dort Zuflucht gesucht? Gibt es einen Weg dorthin?«
    Tarweders Sohn blickte aus seinen großen blauen Augen zu ihr auf. »Ich kann deine Fragen nicht beantworten. Aber wie ich hörte, hat der Realitätsmechaniker Nevoth eine Verbindung gefunden. Ein Ressourcenmacher erzählte mir davon. Geh jetzt, Doh-mih-nick! Jede einzelne Sekunde ist kostbar!«
    Dominique drehte sich widerstrebend um und kletterte nach draußen, wo Tarweder ungeduldig auf sie wartete. Es brummte wieder, und das Kapselgerüst kippte zur Seite. Davvon winkte noch einmal, und dann raste das seltsame Gefährt davon.
    »Hier entlang«, drängte Tarweder und zog Dominique zu einer nahen Tür. Ein Pfeifen kam aus dem Schacht, und zwar von oben – der Verfolger näherte sich.
    Hastig traten sie durch die Tür, die sich sofort hinter ihnen schloss. Eine Treppe führte nach oben, erhellt von einigen Leuchtstreifen in den Wänden. Sie begannen sofort mit dem Aufstieg.
     
     
    Feiner Nieselregen fiel aus hohen grauen Wolken, als sie den urbanen Kern verließen und auf eine der vielen breiten Terrassen traten. Nach der stillen Treppe wirkte die rege Betriebsamkeit der Stadt wie wildes Chaos, und für einige wenige Sekunden hatte Dominique das Gefühl, völlig die Orientierung verloren zu haben. Dicht neben dem Ausgang blieb sie stehen, spürte den kalten Regen im Gesicht und versuchte, ruhig zu atmen. Tarweder lehnte an der ockerfarbenen Wand, hielt sich die Seite und keuchte hingebungsvoll. Für ihn war der lange Aufstieg sehr anstrengend gewesen. Dominique wollte ihm den Rucksack abnehmen, aber er schüttelte den Kopf.
    »Schon gut«, brachte er hervor. »Lass uns nur ein wenig verschnaufen.«
    Dominique blickte auf das Durcheinander und versuchte, so etwas wie Sinn in den wirren Bewegungsmustern zu erkennen. Große und kleine Flugwagen surrten vorbei, und unter ihnen schwebten zahlreiche Levitationsplattformen.

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