Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)
zu sein – darauf deuten auch die vom Datenservo generierten Logbuchdaten hin.«
»Die Zeitschleife …«
»Wir wissen nicht genau, welche physikalischen Gesetzmäßigkeiten in den Dimensionstunneln der Graken herrschen«, sagte die Tal-Telassi. »Die Emm-Zetts sind besser informiert, aber leider behalten sie ihre Kenntnisse für sich. Hinzu kamen damals die Explosionen der Diskontinuitätsbomben. Sie wurden mit dem Wrack der Marduk aus dem Tunnel geschleudert. Diese Frau blieb in seinem Innern, und für sie verging gerade genug Zeit, eine Rettungskapsel aufzusuchen und zu hibernieren.«
»Einige weitere Stunden, und sie wäre gestorben, ohne es zu merken«, murmelte Nektar. All die vielen Jahre … Wenn er gewusst hätte, dass Mel noch lebte, wäre das eine oder andere vielleicht leichter für ihn gewesen.
Ein Mediker überprüfte die Biokontrollen. »Die angezeigten Werte sind in der Norm. Wecksequenz wird initialisiert.«
Nektar trat noch etwas näher an den Hibernationstank heran. »Ich … ich möchte mit ihr allein sein.«
»Ich verstehe.« Elyra wandte sich an den Mediker und die Techniker. »Bitte begleiten Sie mich nach draußen.«
Wenige Sekunden später war Nektar mit Mel allein, und die Statusanzeigen des einfachen Displays wiesen ihn darauf hin, dass sie erwachte. Die Siegel lösten sich, und der Tank klappte auf.
Mel seufzte und hob die Lider. Erstaunt richtete sie sich auf. »Wer sind Sie?« Sie sah sich um und bemerkte hinter den kleinen Fenstern der Rettungskapsel nicht das All, sondern einen Hangar. Biochemische Stimulation hatte die Reste ihrer Benommenheit aufgelöst. »Offenbar habe ich den Tunnel verlassen.«
»Mel …«, sagte Nektar sanft.
Sie sah ihn wieder an, erst verwundert. Und dann wich die Verwunderung langsam ungläubigem Erkennen.
» Nek ? Bist du das? Aber …«
Er reichte Mel die Hand und half ihr aus dem Tank. »Was ist mit dir passiert?«, fragte sie. »Du …«
»Für mich sind dreißig Jahre vergangen, Mel. Dreißig lange Jahre.« Er umarmte sie so vorsichtig, als könnte sie zerbrechen, und zum ersten Mal seit langer, langer Zeit erlaubte er es sich, glücklich zu sein.
16. Tymion
14. März 1229 ÄdeF
Der Tymion-Knotenpunkt befand sich an der Peripherie des Orion-Arms der Milchstraße, in der Nähe eines Sternhaufens mit etwa zehntausend Sonnen und einem mittleren Abstand zwischen den Sternen von weniger als einem Lichtjahr. Wegen der starken gravitationellen Turbulenzen gab es in dem Cluster keine Transferschneisen, und deshalb war nie ein Forschungsschiff der Allianzen Freier Welten oder des Dutzends in den Sternhaufen vorgestoßen. Für die Zäiden, insbesondere die Tymionen, stellte das Fehlen konventioneller Routen kein Problem dar – ihre spezielle Antriebstechnik gehörte zu den Dingen, über die Tamara 14 mehr herausfinden wollte.
Mehrere Transferschneisen aus verschiedenen Sektoren des Orion-Arms und auch aus dem Milchstraßenzentrum führten zum Tymion-Knoten und bildeten dort ein Knäuel, das jede überlichtschnelle Navigation unmöglich machte. Doch die Bezeichnung »Knotenpunkt« ging nicht darauf zurück, sondern bezog sich auf den Umstand, dass sich an dieser Stelle aus irgendeinem Grund viele Verkehrswege der Zäiden trafen.
Die beschädigte Taifun ruhte in den Kraftfeldarmen eines mehr als vier Kilometer langen zäidischen Schiffes, das zahlreiche geometrische Formen zu einem verblüffend eleganten Ganzen vereinte. Es vermittelte zunächst den Eindruck von Stabilität, doch wenn Tamara an Bord der Taifun aus Fenstern blickte, glaubte sie manchmal zu sehen, wie Teile des zäidischen Giganten an Festigkeit verloren. Dann ordneten sich die adaptiven Siliziumpartikel zu neuen Strukturen an, weil das Schiff selbst oder die Aggregate in seinem Innern neue Funktionen brauchten. Der Vergleich mit der Anpassungsfähigkeit von bionischem Gewebe wie den Mnemen in Tamaras Körper hinkte, denn in diesem Fall fand die Adaptation auf dem Basisniveau der Materie statt. Die Emm-Zetts waren wahre Alchimisten: Sie konnten wirklich aus Blei Gold machen und noch viel mehr. Ihre besondere Art der Alchimie betraf sogar den subatomaren Bereich. Die vierzehn bekannten Maschinenzivilisationen verstanden es, Elementarteilchen auf dem Quantenniveau so zusammenzusetzen, dass Stoffe und Substanzen mit den gewünschten Eigenschaften entstanden.
Tamara stand am Fenster ihres Quartiers und beobachtete ein kurzes Flackern, das sich wellenförmig ausdehnte und
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