Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)
Große Projektionsfelder, die meisten von ihnen zweidimensional, glitten langsam durch für sie reservierte Verkehrskorridore. Dominique warf einen flüchtigen Blick auf ihre Bilder: Werbung für irgendwelche Produkte und Dienstleistungen, Nachrichten, Menschen und andere Geschöpfe im Dialog … Sie vergewisserte sich, dass sie noch immer das Netz trug.
Von oben kam ein Grollen. Als sie gen Himmel sah, zeigten die Wolken den Widerschein einer Explosion über ihnen, und das dumpfen Donnern wiederholte sich. Glühende Trümmer fielen durch die Wolkendecke. Sirenen heulten in der Stadt, und ganze Schwärme von roten und blauen Leviwagen stiegen auf. Die meisten von ihnen versuchten, wenigstens die größeren Trümmerstücke mit Fesselfeldern einzufangen, bevor sie auf die Terrassen der Stadt fielen und dort Schaden anrichteten. Die anderen rasten nach oben und verschwanden jenseits der Wolken.
»Der Transporter.« Tarweder zeigte auf ein Gebilde, das aus mehreren großen Plattformen bestand, durch Treppen und Rampen miteinander verbunden. »Er bringt uns von hier fort. Komm.«
»Was ist mit Davvon?«, fragte Dominique, als sie sich mit behutsamem Nachdruck einen Weg durch die Menge bahnten. Viele Leute waren stehen geblieben, blickten nach oben und beobachteten das Geschehen. Andere sprachen aufgeregt miteinander und deuteten immer wieder am urbanen Kern empor.
»Ich fürchte, er wird sich eine neue Wohnung zulegen müssen«, brummte Tarweder. »Aber das ist nicht weiter schlimm für ihn.«
»Ob er es geschafft hat, dem Dominanten zu entkommen?«
»Ich schätze, er ist noch immer in seinen Tunneln unterwegs.« Ein gewisser Stolz erklang bei diesen Worten in Tarweders Stimme.
Sie erreichten den Rand der Terrasse. Der große Transporter hatte dort haltgemacht, und viele Leute gingen an Bord. Vielleicht suchten sie dort Schutz, denn ein wie Perlmutt glänzendes Schirmfeld wölbte sich über den Plattformen – es hielt den Regen fern, und vielleicht schützte es auch vor den Trümmerstücken, die nicht rechtzeitig von Fesselfeldern eingefangen werden konnten. Dominique und Tarweder traten über die nächste Rampe in den mittleren Bereich des Transporters, der kurz darauf von der Terrasse ablegte und seinen Flug fortsetzte.
»Von kreativen Gedanken erschaffene Tunnel«, murmelte Dominique. Ihr Kopf war noch immer herrlich klar, und die Gedanken flogen dahin, frei von Benommenheit. »Davvon verändert die Beschaffenheit von Materie, aber in welchem physischen Kontext? Die Tunnel müssen durch etwas führen. Was passiert, wenn sie die Räume anderer Residenten erreichen?«
»Es gibt immer Platz genug«, erwiderte Tarweder. Sie näherten sich dem Heckbereich des Transporters. Projektionsfelder leuchteten über den Köpfen der vielen Passagiere, und die meisten von ihnen zeigten das Segment in der Spitze des urbanen Kerns, in dem sich Davvons Wohnung befunden hatte. An einigen Stellen leckten dort noch immer Flammenzungen aus den geborstenen Panoramafenstern; an anderen gewährten große Löcher freien Blick ins zerstörte Innere. »Mach dir keine Sorgen um Davvon. Er kommt gut zurecht. Er ist immer gut zurechtgekommen.« Tarweder seufzte.
»Ich habe überhaupt nicht daran gedacht, dass du einen Sohn haben könntest«, sagte Dominique. »Was ist mit seiner Mutter?«
Tarweder blieb am Rand einer Rampe stehen. »Sie war eine schöne Frau. Schön und sehr intelligent. Aber irgendwann führten unsere Lebenswege in verschiedene Richtungen. Sie war die zweite Frau in meinem Leben. Die zweite Frau, die mir wirklich etwas bedeutete, meine ich.«
»Und die erste?«
Ein Lächeln huschte über Tarweders Lippen. »Oh, es ist lange her. Damals war ich jung …« Er sah Dominique an. Der Glanz in seinen Augen veränderte sich, und er schien etwas hinzufügen zu wollen. Doch dann weckte eins der nahen Projektionsfelder seine Aufmerksamkeit.
Es zeigte einen Mann in mittleren Jahren mit auffallend schmalem, länglichem Gesicht. Als Dominique den Blick auf das Projektionsfeld richtete, hörte sie den Ton.
»… ein scheußlicher Anschlag auf das Leben des bekannten Produktiven Träumers Davvon …« Der Sprecher rückte zur Seite, und es erschienen Bilder, die die Zerstörungen im oberen Bereich des urbanen Kerns von Urhanna zeigten. Rauch kam aus geborstenen Fenstern. Offenbar war es den Einsatzkräften nicht gelungen, alle Trümmerstücke mit Fesselfeldern einzufangen: Weitere Bilder zeigten, welchen Schaden einige von ihnen
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