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Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Titel: Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Fahrzeug stieg auf und glitt an der untersten Terrasse von Urhanna entlang.
    »Wie kann ich sicher sein, dass die Formel wirklich vollständig ist?«, fragte Nevoth nach einer Weile. Er steuerte den Leviwagen fort von der Terrassenstadt mit den vielen Verkehrskorridoren.
    Tarweder klopfte auf eine Tasche seines Overalls. »Hier drin ist alles gespeichert. Ich habe einen Blick auf das Bild geworfen. Es ist komplett.«
    »Das behaupten Sie.«
    »Ja. Sie müssen Vertrauen haben.«
    Als der Realitätsmechaniker schwieg, lachte Tarweder leise, drehte sich halb um und sah in den Fond. »Wie geht es dir?«
    »Einigermaßen«, brachte Dominique hervor. »Ich …« Sie suchte nach Worten, um ihren Zustand zu beschreiben, das Lostgelöstsein von den Dingen, die sie umgaben, das immer noch recht starke Gefühl des Realitätsverlustes.
    »Bald haben wir das Schlimmste überstanden«, sagte Tarweder, der zu verstehen schien. »Wir mussten bei dir den Metabolismus beschleunigen und das Gehirn stimulieren, um dich aus der tiefen Bewusstlosigkeit zu holen. Wir haben dich mit einer kleinen Dosis vom Gelben gestärkt. Andernfalls wärst du noch immer völlig weggetreten.«
    Nevoth schnaubte. »Vielleicht haben Sie sie süchtig gemacht.«
    »Für Ihre Formel?«, erwiderte Tarweder spitz und sah ihn kurz an. Dann kehrte sein Blick zu Dominique zurück. »Keine Sorge. Einmal macht nicht süchtig. Auch zweimal nicht. Man muss das Gelbe öfter nehmen, um davon abhängig zu werden. Du hast nur ein wenig bekommen, und es hat dir genug Kraft gegeben.«
    »Das Gelbe …«, sagte Dominique mühsam.
    »Eine besondere Form von Korit«, erklärte Tarweder. »So verarbeitet, dass es vom Organismus aufgenommen werden kann. Ohne das Gelbe könnten die Turui nicht phasenverschoben bleiben. Sie würden so langsam werden wie wir und elendig zugrunde gehen.«
    »Sie sind süchtig«, warf Nevoth ein, schnaubte erneut und steuerte den Levitatorwagen einer felsigen Hügelkette entgegen.
    »Ja, sie sind süchtig«, bestätigte Tarweder. »Von Geburt an. Sie brauchen das Gelbe, um schnell zu sein.«
    Dominique dachte daran, dass sie die Korit-Kraft direkt aufgenommen hatte, mit ihrem Körper. War das der Grund, warum sie den neuerlichen Kontakt mit dem Feuer des Flix besser überstanden hatte als beim ersten Mal?
    »Warum …« Dominique konzentrierte sich auf ihre Sprechwerkzeuge. »Warum benutzen wir keinen Brunnen in der Stadt?«
    »Sie werden alle bewacht«, sagte Tarweder. »Die Dominanten haben es noch immer auf dich abgesehen.«
    Dominique war wach genug, um eine neue Gefahr zu erkennen.
    »Wenn sie den Humanoiden in Nevoths Wohnung gefunden haben …«, sagte sie behutsam. »Dann werden die Bewegungen des Realitätsmechanikers vielleicht überwacht. Lässt sich feststellen, ob uns jemand folgt?«
    »Niemand folgt uns«, brummte Nevoth.
    Der Luftverkehr ließ mit wachsender Entfernung von der Stadt Urhanna nach, und als sie die Hügelkette erreichten, befanden sich keine anderen Leviwagen in der Nähe. Es war Spät-Zeit – die beiden Sonnen von Heres standen so tief, dass sie den Horizont berührten und lange Schatten warfen. Dominique dachte daran, dass ihr fünfzehnter Tag auf dieser seltsamen Welt zu Ende ging.
    In einem Tal bemerkte sie etwas: Eine lange Kolonne aus Bodenwagen und primitiven Karren, von Tieren gezogen, bewegte sich in Richtung Urhanna. Sie vermutete, dass es sich um Flüchtlinge handelte: Bewohner des Zweiten Dominiums, die in weit verstreuten Siedlungen lebten und sich auf den Weg zu den Städten gemacht hatten, um dort Schutz vor der Zeit des Eises zu suchen.
    Nevoth lenkte den Leviwagen dicht an den Felshängen entlang und dann durch einen schmalen Spalt, der ihnen gerade genug Platz bot. Dominique fragte sich, ob er erneut plante, sie zu hintergehen, wie schon einmal. Vorsichtig öffnete sie ihr Selbst dem Tal-Telas – und schnappte erschrocken nach Luft, als das Feuer des Flix durch ihr Bewusstsein loderte. Sie schien ihm viel näher zu sein.
    Tarweder maß sie mit einem besorgten Blick. »Alles in Ordnung?«
    Dominique nickte und atmete mehrmals tief durch. Das Feuer war heiß gewesen, fast unerträglich heiß, aber es hatte sie nicht verbrannt . Lag es an der immer noch anhaltenden Wirkung des Gelben?
    Sie öffnete ihr Selbst erneut und spürte die Präsenz des Flix wie das nahe Plasmabrodeln einer Sonne. In seiner Nähe wartete eine vertraute Kraft auf sie: das Tal-Telas. Dominique verband sich mit der vierten Stufe,

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