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Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Titel: Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Delm, was ihr leichter fiel als zuvor, und tastete dann nach dem Ich des Realitätsmechanikers. Sie stieß auf ein Durcheinander aus Gedanken und Gefühlen, nahm Furcht, Sorge und Zorn wahr, verbunden mit einer Absicht. Als sie versuchte, Nevoths Bewusstsein zu sondieren und einzelne Gedanken zu erfassen, machte sich die Nähe des Flix mit einem schnell unangenehm werdenden Brennen bemerkbar. Dominique zog ihre geistigen Augen und Ohren zurück.
    Etwa eine halbe Stunde später landeten sie in einem kleinen Ort in einem Tal, durch das ein schmaler Fluss strömte. Fünfzig oder sechzig Gebäude drängten sich an seinen beiden Ufern zusammen, verbunden durch eine einfache Steinbrücke. Die meisten Häuser hatten einen Schutzmantel aus besonders widerstandsfähigen Polymerverbindungen bekommen, und eine Gruppe aus Männern und Frauen war damit beschäftigt, die restlichen Gebäude auf die Zeit des Eises vorzubereiten. Ein bodengebundener Transporter stand für die Fahrt nach Urhanna bereit. Als Dominique zusammen mit Nevoth und Tarweder ausstieg, bemerkte sie den Brunnen in der Mitte des Ortes. Mehrere Personen hatten sich dort eingefunden, und eine von ihnen berührte die Koordinatensymbole am Rand in einer bestimmten Reihenfolge. Nacheinander traten die Reisenden auf den Rand des Brunnens und vertrauten sich der Dunkelheit in ihm an, zuletzt der Mann, der das Ziel des Transfers bestimmt hatte.
    »Sie haben gesehen, dass er funktioniert«, sagte Nevoth und hielt Tarweder die Hand entgegen. »Geben Sie mir die Datenscheibe.«
    Tarweder griff in eine Tasche seines Overalls und holte ein Speichermodul hervor, das wie eine etwas zu dick geratene Münze aussah. Nevoth nahm sie ihm sofort aus der Hand, wandte sich ab und kletterte in den Levitatorwagen.
    »Herzlich Dank für Ihre Hilfe«, rief Tarweder ihm nach.
    »Ich traue ihm nicht«, sagte Dominique auf dem Weg zum Brunnen.
    Tarweder zuckte mit den Achseln. »Ich auch nicht. Aber in einer Minute haben wir dieses Dominium verlassen.« Er verharrte am Brunnen und sah sich die Koordinatensymbole an.
    Dominique blickte zurück. Ein gleichmäßiges leises Brummen kam vom Levitator, aber der Wagen stieg nicht auf. Durch das Fenster sah sie, wie Nevoth an den Kontrollen hantierte. Erneut erweiterte sie ihr Selbst und tastete nach dem Bewusstsein des Realitätsmechanikers.
    »Er spricht mit jemandem!«
    »Das habe ich kaum anders erwartet«, sagte Tarweder. »Bestimmt sendet er Alarmsignale und weist darauf hin, wo wir uns befinden. Und wenn schon. Gleich sind wir …«
    Dominique sah aus dem Augenwinkel, wie Tarweder taumelte. Mit einem Satz war sie bei dem Alten und stützte ihn.
    »Was ist mit dir?«
    »Ich … fühle mich nicht besonders wohl. Die letzten Tage scheinen etwas zu viel für mich gewesen zu sein.« Er hob den Kopf, als ein Heulen aus der Ferne kam. »Oh.«
    »Ich schätze, wir sind doch verfolgt worden, oder?«
    »Hilf mir bei den Koordinaten, Dominique. Beeilen wir uns.«
    Er hielt das Gerät in der Hand, das an einen Datenservo erinnerte, blickte aufs Display und strich dann über die Symbole im Brunnenrand. »Wir haben Glück. Von hier aus gibt es eine direkte Verbindung nach Aikla. Wir warten dort auf Hannaratt und …«
    Dominique schüttelte den Kopf. Sie wusste jetzt, dass ein Fünftes Dominium existierte, Refugium der Kantaki, und die Vorstellung, dass es am Ziel von Hannaratts Reise, in Zontra, einen verborgenen Weg dorthin gab, übte einen großen Reiz auf sie aus. Aber etwas war noch wichtiger.
    »Rupert«, sagte sie. »Wir müssen zur Großen Öde.«
    Das Heulen wurde schnell lauter, und Dominique stellte fest, dass es von zwei silbernen Objekten hoch am Himmel stammte – sie näherten sich mit hoher Geschwindigkeit aus Richtung Urhanna.
    »Uns bleibt nicht mehr viel Zeit, Dominique«, gab Tarweder zu bedenken. Er wirkte blass. »Wenn Arn Hannaratt Aikla erreicht und wir nicht da sind …«
    »Wir befreien Rupert.« Dominique deutete auf den Brunnen. »Die Koordinaten …«
    Aus den beiden silbernen Objekten am Himmel wurden militärische Kampfflieger. Als sie das Tal erreichten, setzte einer von ihnen zur Landung an, und der andere hielt auf den Brunnen zu.
    Tarweders Hände strichen über die Symbole, und jedes Mal ging ein Wogen durch die Schwärze im Innern des Brunnens. Dem Heulen der Triebwerke gesellte sich ein kurzes Kreischen hinzu, und ein Blitz zuckte über den Brunnen hinweg, fraß sich zischend in den Boden zwischen zwei

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