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Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Titel: Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Menschen war sie nicht perfekt. Sie konnte sich irren, und Nektar wusste, dass sie in einigen Punkten, die ihn betrafen, falsch lag. Aber was andere Dinge betraf hatte sie recht, das musste er eingestehen. In seinem Innern war er tatsächlich auf der Flucht, doch den Grund dafür verstand Serena nicht ganz, weil sie eine Gewissheit für Besessenheit hielt. Sie glaubte, dass er sich als Heranwachsender in die Idee von relativer Unsterblichkeit verrannt hatte, und genau da lag ihr größter Irrtum. Es war kein Konzept, mit dem er sich in Kindheit und Jugend vor der Todesangst geschützt hatte. Es war kein Glaube , sondern Wissen . Nektar wusste mit jeden Zweifel ausschließender Gewissheit, dass er erst sterben würde, wenn er einen großen, entscheidenden Sieg über die Graken errungen hatte. Eine Aufgabe erwartete ihn. Nichts durfte ihn von diesem Weg abbringen, auch nicht der tief in ihm vergrabene Schmerz, der ihn in Serenas Augen zu einer unvollständigen Person machte.
    Nektar atmete tief durch, stand auf und ging, ohne noch einmal zu Mels Grab zurückzusehen.

 
19. Donnerschlag
     
    15. März 1229 ÄdeF
     
     
    Subliminale Erinnerungen, während der Ausbildung geschaffen und tief im Gedächtnis verankert, beeinflussten Tamaras Verhaltensmuster. Sie versuchte nicht, sie zu ergründen und dadurch in ihrem eigenen Selbst zu einer Beobachterin zu werden, ließ sich stattdessen bereitwillig von zielbewusst erworbenen Erfahrungen leiten. Bei den Vorbereitungen auf diesen Einsatz hatte sie es mit komplexen Künstlichen Intelligenzen und auch einigen Megatronen zu tun bekommen, die mit Bewusstseinsschranken ausgestattet gewesen waren und deshalb nicht über einen Personenstatus verfügten. Tamara kannte das Maschinendenken so gut, wie es für einen Menschen möglich war. Sie hatte eine Vorstellung von der besonderen Logik der Zäiden gewonnen, bei der Ressourcenökonomie eine wichtige Rolle spielte, aber sie wusste auch, dass sie nicht den Fehler machen durfte zu glauben, die Maschinenzivilisationen zu kennen . Die Emm-Zetts, wie sie sie in Gedanken häufig immer noch nannte, waren mehr als nur eine Ansammlung von mit unabhängigem Eigenbewusstsein ausgestatteten Megatronen, die sich für eine andere Form von Leben hielten. Aus der Summe der Teile hatte sich etwas ergeben, das mehr war als das Ergebnis einer einfachen Addition, und hinzu kam ein enorm schnelles Entwicklungstempo, nicht nur in Hinsicht auf die Technologie. Tamara musste mit Überraschungen rechnen, mit Situationen, die von ihr verlangten, zwischen Risikobereitschaft und Vorsicht abzuwägen.
    Die Teleportation gehörte dazu.
    Zäus und die anderen rechneten bestimmt damit, dass ihre Gäste von Millennia und dem Konzil der Überlebenden versuchten, möglichst viel herauszufinden. Sie wussten natürlich um die besonderen Fähigkeiten der Tal-Telassi, was bedeutete, dass sie es bestimmt nicht versäumt hatten, ihrerseits Vorbereitungen zu treffen. Im Apartment gab es keine Sensoren, woraus Tamara den Schluss zog, dass anderenorts spezielle Augen und Ohren existierten, die sie beobachteten und belauschten. Deshalb brachte sie die Teleportation nicht zu Ende und hing einige Minuten lang in einer substanzlosen Welt, auf der einen Seite verbunden mit dem in Iremia geschaffenen Phantomkörper – der ihr, wenn auch eingeschränkt, lokale Wahrnehmung im Apartment ermöglichte – und auf der anderen mit einem »ruhigen« Ort auf Tymion: einem von den zahlreichen Signalströmen auf dem Planeten fast unberührten Bereich. Es war ein kalkuliertes Risiko, denn wenn an jenem Ort auf Tymion Detektoren existierten, so konnte ihnen die wenn auch schwache Energie des zweiten Ankerpunkts kaum verborgen bleiben. Eine derartige Technik war alles andere als neu: Die Truppen der Allianzen Freier Welten hatten sie vor hundert Jahren bei der Besatzung von Millennia für Illegalitätsalarme verwendet. Der ruhige Ort konnte sogar eine Falle sein, ein Köder für die Tal-Telassi. Tamara hielt es für unwahrscheinlich, denn es widersprach dem Konzept der Ressourcenökonomie – es wäre ein zu großer Aufwand gewesen.
    Sie selbst trieb enormen Aufwand, wusste Tamara. Ein in der hohen neunten Stufe geschaffener falscher Körper mit einfacher Wahrnehmung, eine Teleportation in der sechsten Stufe, Fomion, die sie vor der Rematerialisierung unterbrochen hatte … So etwas kostete viel Kraft. In ihrem derartigen dualen Zustand konnte Tamara nicht lange verharren.
    Einige Minuten waren

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