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Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Titel: Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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auf Tamara, und sie wich ihm nicht aus. »Deshalb haben Sie mich angegriffen. Und deshalb bin ich hier, in diesem Raum, gefangen in einem Fesselfeld. Halten Sie mich für eine Art Ungeheuer?«
    »Nein. Ich halte Sie für jemanden, der einer großen Versuchung erliegen könnte. Der Sie erlegen sind, wie die Existenz von Klykyr und seinen Artgenossen beweist.«
    »Jener andere Hokonna existiert bereits nichts mehr«, knarrte der alte Krieger. »Ich weiß jetzt Bescheid. Ich werde den Weg, den Sie beschrieben haben, nicht beschreiten. Aber trotzdem sind wir noch immer hier. Nichts deutet auf eine Veränderung der Situation hin.«
    »Bei Tymion finden nach wie vor Kämpfe statt«, warf Erasmus ein, und Tamara vermutete, dass er über eine Art Transverbindung Echtzeit-Informationen enthielt.
    »Es hat viele Menschen auf Tymion gegeben«, sagte Hokonna. »Andere wie mich, die sich ein besseres Leben erhofften. Vielleicht repariert sich die Zukunft selbst, indem die kausalen Strukturen mich durch jemand anders ersetzen.«
    »Ich halte es für wahrscheinlicher, dass Sie noch nicht wirklich entschieden haben, Verzicht zu üben«, entgegnete Tamara. »Denken Sie darüber nach, Lanze. Denken Sie darüber nach, was auf dem Spiel steht.«
    »Was erwarten Sie von mir?«, fragte Hokonna, und es klang fast traurig.
    Tamara blieb kühl und gelassen. »Ich erwarte, dass Sie die richtige Entscheidung treffen.«
    »Wir dürfen ihn nicht töten«, sagte Zacharias.
    »Natürlich nicht«, erwiderte Tamara. »Aber vielleicht zwingen uns die Umstände, ihn zum Dutzend zurückzubringen und für den Rest seines Lebens unter Arrest zu stellen. Das Wohl des Einzelnen hat immer relative Bedeutung, und in diesem besonderen Fall …«
    Sie musterte den mit seinen fünfzig Jahren sehr jungen Impro. Ein Schatten lag auf seinem Gesicht; in den letzten Stunden schien er um Jahre gealtert zu sein.
    Sie befanden sich in einem privaten Quartier an Bord des Zäidenschiffes, das zusammen mit den sechs anderen noch immer im interstellaren All driftete, umgeben von einer Schutzblase. Tamara zweifelte nicht daran, dass die Wände Augen und Ohren hatten, aber in der gegenwärtigen Situation spielte das kaum eine Rolle.
    »Es steht viel mehr auf dem Spiel, als wir zunächst dachten«, sagte Zacharias. »Selbst wenn wir einen Schlag gegen Golgatha führen und den Graken eine entscheidende Niederlage beibringen … Unser Erfolg könnte durch eine Intervention aus der Zukunft zunichte gemacht werden. Solange das Bündnis aus Temporalen und veränderten Menschen besteht, gibt es keine Sicherheit für uns. Wir haben noch keine Verbündeten für den Angriff auf die Graken gefunden, wohl aber einen neuen und vielleicht sogar noch mächtigeren Gegner.«
    Stille folgte diesen Worten, und eine Zeit lang lauschte Tamara dem Flüstern und Raunen des Zäidenschiffes. Sie stellte sich Prozessorknoten vor, die größere Elaborationsverbände bildeten, die wiederum in übergeordneten Strukturen miteinander verbunden waren, wie Schachteln innerhalb von Schachteln. Gehirne, die aus Hunderten, Tausenden von Gehirnen bestanden, mit superadaptiven Grundbausteinen. Falsches Leben, das keinen Schatten im Tal-Telas warf. Aber es existierte und konnte dem Dutzend und der Republik Millennia zu einem vielleicht entscheidenden Sieg über die Graken verhelfen. Gleichzeitig war dieses Leben Ausgangspunkt für eine zukünftige Entwicklung, die aus der Möglichkeit des Sieges in der Gegenwart eine fatale Katastrophe machen konnte. Es fiel schwer, in diesen verschlungenen Wegen eine klare Linie aus Kausalität zu erkennen, aber sie existierte – Tamara hatte sie in Klykyrs Bildern gesehen.
    »Dieser neue Gegner könnte überall zuschlagen, zu jeder beliebigen Zeit«, fuhr Zacharias fort, doch Tamara bezweifelte, dass die Worte ihr galten. Es klang eher nach einem Monolog. »Er könnte uns angreifen, noch bevor wir zu dieser Mission aufbrechen. Es gäbe zahlreiche Möglichkeiten, uns daran zu hindern, die Maschinenzivilisationen zu erreichen.«
    »Ich nehme an, es existieren bestimmte temporale Kardinalpunkte«, sagte Tamara. »Und eine gewisse Wirkungsträgheit. Vielleicht hat das, was bei uns geschieht, keinen unmittelbaren Effekt auf die zukünftigen Ereignisse. Stellen Sie sich viele aufgereihte Dominosteine vor. Wenn der erste kippt, so fällt nicht sofort auch der letzte. Die von der Ursache ausgelöste Wirkung erreicht ihn über eine lange Kettenreaktion.«
    »Wir spekulieren«, sagte

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