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Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Titel: Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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wankte darauf zu. Ein etwa dreißig Standardjahre alter Mann lag dort, mit mittellangem aschblondem Haar, die Augen geschlossen. Für einen schrecklichen Moment dachte Dominique, er könnte tot sein, doch dann nahm sie seine Präsenz in Delm wahr, wenn auch nicht so deutlich wie sonst – irgendetwas dämpfte den Teil ihres Bewusstseins, der sich mit dem Tal-Telas verbinden konnte. Sie sank neben ihm auf die Knie.
    »Benötigen Sie Hilfe?«, ertönte eine seltsam klingende Stimme.
    Dominique drehte den Kopf von einer Seite zur anderen und blickte durchs Halbdunkel.
    »Benötigen Sie Hilfe?«, wiederholte die Stimme.
    »Wer sind Sie?«, fragte Dominique. »Und wo sind Sie?«
    »Du hast die Stimme meines Hauses gehört«, sagte jemand hinter Dominique. Sie stand ruckartig auf, drehte sich um und sah einen alten Mann, nach ihren Maßstäben um die hundertdreißig, aber noch sehr rüstig. An das faltige Gesicht erinnerte sie sich – sie hatte es mehrmals über sich gesehen, als sie einige Male aus der Bewusstlosigkeit erwacht war.
    »Du bist …«
    »Man nennt mich den Weisen«, sagte der Alte. »Obwohl ich eigentlich gar nicht so weise bin. Ich weiß nur etwas mehr als die meisten anderen. Und in vielen Fällen ist das nicht schwer, junge Dame, glaub mir.« Er winkte, und es bildeten sich Fenster in den Wänden. Licht fiel herein und vertrieb das Halbdunkel. »Du hast dich erstaunlich schnell erholt. Es sind nur vier Tage vergangen. Bestimmt bist du hungrig, nicht wahr?«
    Dominique nickte, bevor sie einen klaren Gedanken fassen konnte. Der Alte trat durch eine schmale Tür, und sie folgte ihm in einen kleinen Raum, der sie an eine Küche erinnerte. Auf der einen Seite blinkten Indikatoren, und der Weise betätigte die Kontrollen daneben. »Die Lichter flackern schon wieder. Es bedeutet, dass die Batterien fast leer sind. Entweder hole ich mir bald neue aus dem Zweiten Dominium, oder ich muss auf mein mobiles Haus verzichten. Das möchte ich eigentlich nicht. Man gewöhnt sich schnell an Komfort, nicht wahr? Und an Sicherheit.«
    Er sprach langsam und gelassen, und Dominique spürte, wie seine Ruhe auf sie überging. Für ein oder zwei Sekunden fragte sie sich, ob er ein aktiver Empath wahr und gezielt Emotionen auf sie übertrug. Sie spürte nichts im Tal-Telas, was aber nicht viel bedeutete – es fiel ihr noch immer schwer, eine Verbindung zu den zehn Stufen herzustellen.
    »Aus dem Zweiten Dominium?«, wiederholte Dominique, als der Alte ihr einen Napf reichte. Der Duft von Zimt stieg ihr in die Nase.
    »Bist du nie dort gewesen?«
    »Was ist ein Dominium?« Dominique setzte den Napf an die Lippen und trank. Diesmal bewegte sich nichts in der Flüssigkeit.
    Der Alte richtete einen seltsamen Blick auf sie und schwieg einige Sekunden lang. »Ich verstehe. Kann es sein, dass du von jenseits der Dominien kommst?«
    Irgendwo gurrte es, und ein kleiner Schemen sauste durchs nächste Fenster, sprang an dem Alten hoch und verharrte auf seiner Schulter. Dominique betrachtete das kleine Geschöpf erstaunt.
    »Darf ich vorstellen … Kiwitt«, sagte der Weise und kraulte das Tier am Hals. »Der kleine Kerl ist mir im Ersten Dominium zugelaufen.«
    Dominique leerte den Napf. »Wie komme ich hierher? Und was ist mit Rupert? Er scheint unverletzt zu sein, ist aber noch immer bewusstlos.«
    Der Weise nickte kummervoll. »Der Schlaf hat ihn berührt, als er noch sehr schwach war. Dich habe ich rechtzeitig ins Haus bringen können, aber er blieb draußen.«
    »Er schläft auch jetzt.«
    »Dies ist echter Schlaf, nicht der andere. Wie heißt du, junge Dame?«
    »Dominique. Und wie lautet dein Name?«
    »Danach hat schon lange niemand mehr gefragt.« Der Alte schien nachdenken zu müssen, um sich an seinen Namen zu erinnern. »Ich heiße … Tarweder. Ja, so lautet mein Name: Tarweder. Und du heißt Dominique.« Wieder musterte er sie auf eine Weise, die sie sonderbar fand.
    Kiwitt gurrte, und der alte Mann lächelte. »Du hast recht. Gehen wir nach draußen.«
    »Verstehst du ihn?«, fragte Dominique und deutete auf die Mischung aus Katze und Gürteltier, als sie das Haus verließen. »Ist er intelligent?«
    »Oh, der kleine Bursche ist sehr schlau für ein Tier. Aber er spricht natürlich nicht. Manchmal tue ich nur so, als könnte ich ihn verstehen. Es ist ein kleines Spiel zwischen uns beiden.«
    Sie traten in das Licht von zwei Sonnen, die eine rot und die andere blauweiß. Dominique wusste, dass sich eine Materiebrücke

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