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Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Titel: Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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aufstand. Der Boden unter ihm war geneigt, und er stützte sich an der Wand ab, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Weiter vorn – oben am Hang, den der schiefe Boden bildete – zeigte sich ein wenig Licht in der Finsternis. Nektar betastete den eigenen Körper, fand weder offene Wunden noch gebrochene Knochen. Er stieß sich von der Wand ab, kletterte nach oben, zog sich an der Verankerung eines Sessels vorbei und stellte fest, dass er ins Schwitzen geriet – es war unangenehm warm.
    Das Licht stammte von einer kleinen Notlampe, die ihre Energie aus einer autarken chemischen Reaktionszeit bezog. Nektar löste sie, begann in ihrem Schein mit einer Erkundungstour und fand schon nach kurzer Zeit die erste Leiche. Elyra lag an der Wand und starrte mit großen Augen ins Nichts. Ihr Kopf war weit zur Seite gekippt; ein heftiger Aufprall schien ihr das Genick gebrochen zu haben. Eine seltsame Taubheit erfasste Nektar, als er sie sah – wieder verlor er eine Person, die Bedeutung für ihn gewonnen hatte.
    Die transparente Wand zwischen dem Situationsraum und der Zentrale der Excalibur war geborsten, und darüber hatte ein Teil der Decke nachgegeben. Nektar kletterte über Trümmer hinweg, mied scharfkantige Stellen und trat an den toten Offizieren vorbei. Viele von ihnen waren trotz der energetischen Sicherheitsharnische aus den Sesseln geschleudert und dabei getötet worden. Andere waren umherfliegenden Trümmerstücken zum Opfer gefallen. Nektar blieb mitten im Kontrollraum stehen, hob die Lampe und sah sich in ihrem Schein um. »Hört mich jemand?«, rief er in die Dunkelheit. »Ist außer mir noch jemand am Leben?«
    Nur Stille antwortete ihm. Nektar verließ den Kontrollraum, wankte durch einen Korridor und sah überall nur Tod und Zerstörung. Männer und Frauen, ihre Körper von kleinen Explosionen zerfetzt, erschlagen von Konsolen und aufplatzenden Wänden. Unter diesen Umständen nützten auch die redundanten Systeme der Excalibur nichts – die Schäden waren viel zu groß. Die Bordsysteme funktionierten nicht mehr, aber es musste noch einen Rest Energie geben, denn Nektar war in einem künstlichen Schwerefeld unterwegs.
    Nach etwa einer halben Stunde fand er ein Fenster und blickte hinaus ins All. Einundzwanzig Sonnen leuchteten vor dem Wrack der Excalibur , nicht mehr annähernd so weit entfernt wie bei der letzten Beobachtung. Nach Molochen und Schiffen der Kronn, Chtai und Geeta hielt Nektar vergeblich Ausschau, was ihn kaum überraschte – angesichts der hohen Geschwindigkeiten waren sie mit bloßem Auge nicht zu sehen. Die taktischen Funktionen des Fensters standen wegen des Energiemangels nicht zur Verfügung. Nektar konnte weder die Entfernung zur Gitterkugel bestimmen noch feststellen, mit welcher Geschwindigkeit sich die Reste des Flaggschiffs ihr näherten. Die steigenden Temperaturen wiesen allerdings darauf hin, dass es nicht mehr lange dauerte, bis die schrumpfende Distanz einen kritischen Wert erreichte.
    Für Nektar schien das eigene Überleben eine Ironie des Schicksals darzustellen: Jener Mann, der über viele Jahrzehnte hinweg davon überzeugt gewesen war, einen großen Sieg über die Graken zu erringen, musste beobachten, wie der entscheidende Kampf mit der größten aller Niederlagen endete. Aber als er ins All blickte, in Richtung der heiß brennenden einundzwanzig Sonnen, begriff er, dass dies noch nicht das Ende war. Es gab noch Energie, genug für die künstliche Gravitation. Vielleicht auch genug für die Startmechanismen. Nektar wandte sich vom Fenster ab und begann mit der Suche nach einer funktionierenden Konsole.
    Als er durch die dunklen Korridore eilte, dachte er an die Ereignisse während seiner Bewusstlosigkeit. Vermutlich war die Excalibur in mehrere Teile zerbrochen, und er befand sich an Bord eines besonders großen Segments, noch dazu in einem Bereich, der aufgrund seiner Redundanz hermetisch dicht geblieben war. Die Kronn hatten den Trümmern des großen Schiffes keine Beachtung geschenkt und sich darauf konzentriert, die übrigen Angreifer abzuwehren. Warum sollten sie auch Waffenenergie an bereits zerstörte Schiffe vergeuden? Die Reste der Excalibur hatten zumindest einen Teil ihres hohen Bewegungsmoments beibehalten und waren durch die Phalanx der Kronn, Chtai und Geeta geflogen, in Richtung Sonnengitter. Und jetzt haben wir sie fast erreicht , dachte Nektar.
    Unterwegs fand Nektar weitere Tote, doch er versuchte, ihnen keine Beachtung zu schenken. Die

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