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Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Titel: Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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bestimmen«, knurrte Hilliot. »Als Ältester bin ich der Gruppenführer.«
    »Dann führe uns«, säuselte Mel.
    Hilliot trat nach draußen, und die anderen folgten ihm. Gregor war diesmal der Träger. Er machte sich sofort daran, das aus hauchdünnen Planen bestehende Zelt zu einer Art Tornister zu falten, den er sich dann wortlos auf den Rücken schwang.
    Nektar hatte seinen Überlebensanzug bis zum Hals geschlossen und spürte den kalten Wind nur im Gesicht. Die anderen waren noch nicht so weit und fröstelten.
    »Sie würden uns doch nicht wirklich sterben lassen, oder?«, fragte der ängstliche Gregor. Er war dreizehn und über einen Kopf größer als Nektar, aber nicht so groß wie der stämmige Hilliot. »Oder?«, wiederholte er.
    Nektar begriff, dass die Frage allein ihm galt, aber die in der Nähe wartende Mel hatte den Kopf ein wenig zur Seite geneigt – sie hörte zu.
    »Bei diesem Test sollen wir beweisen, dass wir uns einige Tage und Nächte lang allein durchschlagen können«, sagte er geduldig und fand es nicht seltsam, dass er einem Älteren Dinge erklären musste. So etwas geschah in letzter Zeit immer öfter. »Wenn jemand in eine Situation gerät, die er für zu gefährlich hält, kann er mit dem Not-Kom um Hilfe rufen. Dann wird er abgeholt. Aber es bedeutet, dass er die Prüfung nicht bestanden hat.«
    »Und wenn das Not-Kom nicht funktioniert?«
    »Man beobachtet uns die ganze Zeit über«, sagte Nektar. »Per Satellit.« Gregors Blick hing an ihm, und deshalb fügte er hinzu: »Nein, der für uns zuständige Ausbildungsoffizier würde nicht zulassen, dass wir sterben.«
    Gregor nickte erleichtert, wandte sich ab und ging zu Hilliot, um ihm mit den Seilen zu helfen. Nektar sah ihm kurz hinterher, und dabei bemerkte er aus dem Augenwinkel, wie die zarte Quinqu Xana verstohlen an ihren immer noch gelähmten schillernden Flügeln zerrte. Als einziges Mitglied der Gruppe musste sie mit einem Handicap zurechtkommen. Andernfalls wäre es ihr leicht gefallen, auf die andere Seite der Schlucht zu gelangen; sie hätte einfach hinüberfliegen können.
    »Du weißt, dass es nicht stimmt, oder?«, sagte Mel leise. Sie stand direkt neben Nektar und überprüfte die Systeme ihres Überlebensanzugs. Er half ihr dabei. »Selbst wenn man uns per Satellit beobachtet: Im Falle eines Unglücks könnte man von der Basis aus nicht schnell genug eingreifen.«
    Nektar blickte nach oben. Böiger Wind trieb die Wolken schnell über den Himmel, und Satelliten waren natürlich nicht zu sehen. Für ihn spielten sie auch gar keine Rolle; er brauchte keine Hilfe.
    »Ja, ich weiß«, erwiderte er ebenso leise. »Aber manchmal muss man an etwas glauben, um stark zu sein. Gregor braucht etwas, woran er sich festhalten kann.«
    Mel richtete einen verwunderten Blick auf ihn. »Das klingt sehr erwachsen.«
    »He, braucht ihr beiden eine Extraeinladung?«, rief Hilliot. Zusammen mit Gregor und Xana stand er am Rand der Schlucht.
    »Alles in Ordnung«, sagte Nektar und meinte damit die Systeme von Mels Überlebensanzug.
    Als sie sich den anderen hinzugesellten, sah Nektar Eifersucht in Hilliots Augen. Der größere Junge richtete einen zornigen Blick auf Mel, die nur kurz mit den Schultern zuckte. »Seilt euch an«, sagte Hilliot und warf ihnen das Seil zu.
    Nektar befestigte es an seinem Überlebensanzug, reichte das Ende Mel und trat dann näher zum Rand der Schlucht. Fast zwei Kilometer tief unten zeigten sich die silbernen Schleifen eines Flusses, und die Vorstellung, dass dieser kleine Fluss eine so gewaltige Schlucht in den planetaren Fels gegraben hatte, erschien Nektar fast absurd. Schmale Stege aus rostrotem Gestein führten auf die etwa zweihundert Meter entfernte andere Seite der Schlucht. Der Übergang sollte eigentlich nicht sonderlich schwer sein, sah man vom starken Wind und der gähnenden Leere unter den Stegen ab. Wenn sie sich gegenseitig halfen, war dieses Hindernis schnell überwunden. Und genau darum ging es bei dieser Übung, dachte Nektar. Um den Zusammenhalt der Gruppe. Um so etwas wie Solidarität unter den »versprengten Soldaten«. Im Krieg gegen die Graken gab es kein Not-Kom, mit dem man sich in einer schwierigen Situation aus der Affäre ziehen konnte. Nur mit gegenseitiger Hilfe blieb man am Leben. Aber Hilliot schien das nicht begreifen zu können oder zu wollen. Für ihn ging es hauptsächlich um sein kleines, aufgeblasenes Ego.
    Mel deutete auf die Stege. »Ob die anderen Gruppen ebenfalls eine

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