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Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Titel: Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Schlucht überqueren müssen?«
    Nektar wusste, dass in diesen Tagen fast fünftausend junge Rekruten auf Jumor unterwegs waren. »Der Schwierigkeitsgrad ist für alle Gruppen gleich.«
    »Hört auf zu quatschen!«, rief Hilliot. Er deutete auf einen besonders breiten, massiv wirkenden Felssteg, der zur Mitte der Schlucht hin anstieg und sich dann nach unten wölbte, bis zur anderen Seite. »Wir überqueren die Schlucht an dieser Stelle«, sagte er und trat auf den Steg.
    Xana und Gregor wollten ihm sofort folgen, aber Nektar hielt sie zurück. »Das halte ich nicht für klug.«
    »Und warum nicht, Bienenfreund?«
    Nektar deutete auf den rostbraunen Fels. »Seht ihr die feinen Erosionslinien? Das Gestein ist brüchig.« Er zeigte auf einen anderen Felssteg, der wesentlich schmaler war. »Die blauen und grünen Flecken im Rot stammen von Tromadit, einem hiesigen Mineral, das vor allem in stabilem Gestein vorkommt. Es wäre besser, jenen Weg zu nehmen.«
    »Und woher willst du das wissen, Bienenfreund?« Hilliot blieb auf dem Steg stehen, aber Xana und Gregor kehrten zum Rand der Schlucht zurück.
    »Weil ich mich informiert habe«, sagte Nektar ruhig.
    »Er verbringt fast seine ganze Freizeit in den Simulatoren«, warf Gregor ein. »Er lernt und lernt und hat schon mehrmals gezeigt, dass er sich mit diesen Dingen auskennt. Du solltest auf ihn hören, Hill.«
    »Auf den kleinen Herrn Ich-weiß-Alles sollte ich hören? Auf einen Angeber, der sich nur wichtig machen will?« Hilliot holte tief Luft. » Ich bin der Anführer dieser Gruppe. Ich entscheide. Und ich sage, dass wir über diesen Steg gehen.«
    Für einen Moment schien Gregor bereit zu sein, Hilliot zu widersprechen und es auf eine Konfrontation mit ihm ankommen zu lassen. Doch dann fügte er sich und trat zusammen mit Xana auf den breiten Felssteg. Das Seil, das sie mit Nektar und Mel verband, spannte sich.
    Hilliot zog daran. »Na los. Kommt endlich. Das ist ein Befehl eures vorgesetzten Offiziers!«
    Es blieb Nektar und Mel nichts anderes übrig, als ebenfalls auf den Steg zu treten.
    »Ich schlage vor, dass wir den Gravoanker einsetzen«, sagte Nektar.
    Hilliot hatte die Spitze übernommen und stapfte geduckt über rostrotes Gestein. Der Wind wurde heftiger, zischte und heulte und zerrte an ihnen.
    »Wir haben nur noch einen«, erwiderte Hilliot. »Und vielleicht brauchen wir ihn bei einer anderen Gelegenheit. Wir schaffen es auch so auf die andere Seite.«
    Zunächst ging alles gut, aber als sie etwa die Mitte des Stegs erreicht hatten, knirschte es vor ihnen so laut, dass sie es trotz des Winds hörten. Aus dem Knirschen wurde ein Knacken, und der Felssteg vibrierte unter ihnen. Dicke Gesteinsbrocken lösten sich aus ihm und stürzten in die Tiefe.
    »Zurück!«, rief Hilliot. »Zurück!« Dicht vor ihm klaffte eine Lücke von mehreren Metern, und sie wurde breiter, als sich noch mehr Gestein aus dem Steg löste.
    »Aktiviere den Gravoanker!«, forderte Nektar den älteren Jungen auf, aber er reagierte nicht und versuchte, an Gregor und Xana vorbeizugelangen.
    Mit einem Knall wie von einer Explosion zerbarst der Steg, und von einem Augenblick zum anderen hatten Nektar und die anderen keinen Boden mehr unter den Füßen. Sie fielen zusammen mit zig Tonnen Gestein.
    Nektar spürte, wie die semiintelligenten Systeme seines Überlebensanzugs aktiv wurden. Der integrierte Levitator baute ein Schwerkraftfeld auf, das den Sturz in die Tiefe allerdings nur ein wenig abbremste. Nektar bewahrte die Ruhe, betätigte die Kontrollen und leitete maximale Energie in den Levitator, ohne dass aus dem Fallen ein Schweben wurde. Eine Sekunde später – während die anderen Rekruten schrien, Hilliot am lautesten von allen – wurde ihm der Grund dafür klar: Hilliot hatte es versäumt, die Systeme seines Überlebensanzugs zu kontrollieren; sein Levitator funktionierte nicht. Sie stürzten nicht im freien Fall in die Tiefe, denn vier Levitatoren funktionierten und neutralisierten das Gewicht von vier Körpern. Aber Hilliot war schwer und riss sie alle mit sich in die Schlucht. Nach knapp zwei Kilometern würden sie alle genug Bewegungsmoment gewonnen haben, um beim Aufprall zu sterben.
    Nektar beobachtete, wie der in Panik geratene Hilliot an den Kontrollen seines Anzugs zerrte. Dabei löste sich der Gravoanker, entglitt seinen Händen und fiel.
    »Verdammter Narr!«, zischte Nektar und begriff, dass es jetzt nur noch zwei Möglichkeiten gab. Entweder kappten sie das Seil bei

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