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Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Titel: Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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widerspenstiges, verbohrtes Mädchen gewesen und dann eine irrationale, fanatische junge Frau, die einzige Tal-Telassi mit Gefühlen und voller Stolz auf ihre emotionale Unvernunft. Sie hatte unter einer Mutter gelitten, die aus dem Tod ihres Vaters einen Heldenmythos machte, und unter ihrem Vater Dominik, dessen heroische Aura ihr eigenes Licht überstrahlte, neben dessen Perfektion ihre Schwächen viel zu deutlich wurden. Vor allen Dingen aber hatte sie unter sich selbst gelitten, unter ihrer Aufsässigkeit, an dem Willen, auf jeden Fall anders zu sein als ihre Mutter, unter einer Leere tief in ihrem Innern. Heute wusste sie, dass sie damals verzweifelt nach dem richtigen Weg für sich gesucht hatte. Sie war noch immer nicht sicher, ob sie ihn inzwischen gefunden hatte, aber mit Rupert war die Suche leichter geworden. Mit ihm war alles leichter.
    Was steckte hinter Ruperts Entführung durch die Eisenmänner? Zweimal in kurzer Zeit hatten sie Tarweders Haus angegriffen, und Dominique vermutete, dass es ihnen dabei um Rupert gegangen war. Warum? Und dann der Schlaf, der ebenfalls zweimal kurz hintereinander gekommen war. Man konnte fast glauben, dass es auch den Dominanten um Rupert ging. Wegen seiner besonderen Fähigkeiten? Aber warum war nicht auch Dominique entführt worden? Hatte sie einfach nur Glück gehabt?
    Wie auch immer die Antwort auf diese letzte Frage lautete: Dominique schien noch bei einer anderen Sache Glück gehabt zu haben. Vor drei Tagen war sie mit Brandblasen an der rechten Hand erwacht. Die Erlebnisse während des Schlafs mussten mehr gewesen sein als nur ein Traum – das Feuer hatte sie tatsächlich verletzt.
     
     
    Calanto war eigentlich keine richtige Stadt, sondern ein Zusammenschluss aus einzelnen Dörfern am Rand eines ausgedehnten Sumpfgebiets. Das fast zwei Kilometer durchmessende Tiefe Becken zähmte die Fluten des Gernot, nachdem sie über mehrere Wasserfälle in die Tiefe gestürzt waren. Zahlreiche Flussarme gingen davon aus und führten nach Osten, doch ihr Wasser versickerte nach und nach, und dem Sumpfgebiet folgte eine trockene Ebene, das »Land des Salzes«, wie es die Einheimischen nannten.
    »Das versickernde Wasser hat Höhlen und Grotten aus dem Boden gewaschen und zahlreiche unterirdische Seen gebildet«, hatte Tarweder Dominique bei einem Gespräch über Calanto und das Sumpfgebiet erklärt. »Ich bin einmal dort unten gewesen, vor vielen Jahren. Ich wollte der Stille des ruhigen Wassers lauschen, aber schon nach kurzer Zeit wurde sie mir zu laut.«
    Dominique hatte den Alten angesehen und geglaubt, etwas Vertrautes zu sehen und zu hören. »Ich weiß, was du meinst. Stille kann sehr laut sein.«
    »Wenn du das weißt, junge Dame, so bist du sehr klug für dein Alter.«
    Die Reisegruppe – eine von vielen angesichts der näher rückenden Zeit des Eises – schlug ihr Lager am Fuß des ersten von insgesamt neunzehn Hügeln auf, die selbst dann Trockenheit garantierten, wenn der Gernot aufgrund des Regens im Westen anschwoll. Dominique half, provisorische Quartiere zu errichten, beobachtete dabei das Geschehen in den anderen Lagern und auf den Hügeln. Die auf den Kuppen errichteten Dörfer wirkten sehr primitiv. Die meisten Gebäude schienen aus natürlichen Materialien errichtet zu sein, aus Steinen oder gehärtetem Lehm; nur bei einigen wenigen bemerkte sie Kunststoffe, in den meisten Fällen offenbar einfache Polymerverbindungen. Auf den Wegen zwischen den Hügeln, zu beiden Seiten von Entwässerungsgräben gesäumt, herrschte erstaunlich lebhafter Verkehr. Dominique sah einfache Holzkarren, von ochsenartigen Geschöpfen gezogen, mit Rädern ausgestattete Bodenfahrzeuge und Levitatorwagen – eine Mischung, wie sie bunter kaum sein konnte. Arn Hannaratts Levitransporter gehörten zweifellos zu den modernsten Vehikeln und zogen viele neugierige Blicke auf sich, vermutlich auch wegen ihrer Fracht. Die beiden Krieger in den Diensten des Kaufmanns – sehr kräftig gebaute und trotzdem außerordentlich agile Menschen aus dem Vierten Dominium – streiften ihre Kampfanzüge über, die aus einem Technikzentrum des Zweiten Dominiums stammten. Sie bestanden aus einem leichten, aber sehr widerstandsfähigen Material, und offenbar verfügten sie über tronische Elemente, die die Sinne der beiden Männer stimulierten und ihr Reaktionsvermögen beschleunigten. Dominique vermutete, dass ein Bionenanzug von Millennia leistungsfähiger gewesen wäre, aber hier im Zweiten Dominium

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