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Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Titel: Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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brauchten die beiden so ausgestatteten Krieger kaum einen Gegner zu fürchten, von den Eisenmännern abgesehen.
    Zur Spät-Zeit, als die beiden Sonnen dicht über dem Horizont standen und der Brennende Weg zwischen ihnen sichtbar wurde, rief Arn Hannaratt seine Berater zu sich. Darauf hatte Dominique gewartet, denn bei diesen Versammlungen wurden wichtige Entscheidungen getroffen. Sie begleitete Tarweder, davon überzeugt, dass Hannaratt sie nicht fortschicken würde.
    Pina, Winford und Halaila waren bereits zugegen, als Tarweder und Dominique das große Zelt des Kaufmanns betraten. An einem aus synthetischem Material bestehenden und mit elektronischen Geräten ausgestatteten Schreibtisch saß Miller, Hannaratts hagerer Sekretär und Buchhalter. Er war in mittleren Jahren und hatte schwarzes Haar, geölt und genau in der Mitte gescheitelt. Etwas an seinem Gesicht erinnerte Dominique an eine Maus; es fehlten nur die Schnurrhaare. Auch an seinem Hals zeigten sich Hautlappen, grau und schlaff, und die dünnen Finger waren unnatürlich lang. Die Welt dieses Mannes schien vor allem aus Ordnung und Zahlen zu bestehen, was einer der Gründe sein mochte, warum Hannaratt auf seine administrativen Dienste zurückgriff. Einen anderen hatte Dominique von Tarweder erfahren: Miller war der Bruder von Arns vor Jahren verstorbener Frau.
    Arn Hannaratt stand neben dem Schreibtisch und sprach leise mit seinem Sekretär. Er erhob keine Einwände, als er Dominique in Begleitung des Weisen sah, ging zu einer Art Staffelei und zog ein besticktes Tuch darüber. Dominique hatte gerade noch genug Zeit, mehrere zweidimensionale Bilder zu erkennen. Eins von ihnen zeigte eine Frau, die zwar etwa zwanzig Jahre älter war als sie, aber erstaunliche Ähnlichkeit mit ihr aufwies. Tarweder warf ihr einen kurzen Blick zu, und sie verstand: Das Bild zeigte Hannaratts verstorbene Frau. Er sieht in mir ihr Spiegelbild , dachte Dominique. Das erklärte seine Gefühle ihr gegenüber.
    Hannaratt kehrte zum Schreibtisch zurück, nickte Dominique zu und wandte sich dann an Tarweder. »Wie stehen die Zeichen, Tarweder? Ist die Zeit reif für uns? Können wir den Weg nach einer kurzen Rast fortsetzen, oder müssen wir erneut warten?«
    Der Alte nahm auf einem Stuhl neben Pina und Winford Platz, zog sein von den Dominanten stammendes Gerät aus einer Tasche des Overalls und betrachtete die Linienmuster auf dem Display. Hannaratt holte eine weiteren Stuhl für Dominique, und sie nahm ebenfalls Platz. Der bärtige Kaufmann blieb als Einziger auf den Beinen und wanderte langsam durchs Zelt. Dominique merkte, dass er immer wieder in ihre Richtung sah.
    »Nein, wir müssen nicht erneut warten«, sagte Tarweder schließlich und seufzte. »Eine gewöhnliche Ruhepause genügt. Anschließend können wir den Weg fortsetzen.«
    »Dein sogenanntes Auge der Dominanten nützt uns nicht mehr viel, seit die Fremde bei uns ist«, sagte Pina. »Wegen ihr haben wir mehrmals wertvolle Zeit verloren.«
    Dominiques Verbindung zum Tal-Telas mochte sehr viel schwächer sein als früher, aber sie genügte, um Pinas Ablehnung zu spüren. Die Glückmacherin war um die vierzig, hatte langes schwarzes Haar und ein schmales Gesicht mit Augen fast so groß wie die von Kiwitt. Ihre Hände steckten oft in hauchdünnen schwarzen Halbhandschuhen, und an den Fingern fielen große, mit glitzernden Edelsteinen geschmückte Ringe auf. Während der vergangenen Tage hatte Dominique bemerkt, dass sich Pina oft in Hannaratts Nähe aufhielt, wenn es die Umstände gestatteten. Vermutlich war sie aufmerksam und sensibel genug, um das Interesse des Kaufmanns an der »Fremden« zu bemerken. Das war vielleicht der Grund für die Ablehnung: Eifersucht.
    »Leider liegen wir inzwischen fast zwei Wochen hinter dem ursprünglichen Zeitplan zurück«, sagte Arn Hannaratt und blieb neben seinem Sekretär und Buchhalter stehen. »Miller?«
    »Die Verzögerungen haben Mehrkosten in Höhe von viertausendeinhunderteinundzwanzig Fris verursacht«, sagte der Mann mit dem mausartigen Gesicht sofort und klopfte mit einem Stift auf seine Unterlagen. »Zu erwähnen wären hier Proviant, Korit für die Fahrzeuge …«
    »Honorare für Glück- und Zeitmacher«, warf Tarweder ein. »Ein leistungsunabhängiges Pauschalhonorar, sollte ich noch hinzufügen …«
    »Was soll das heißen?«, fauchte Pina, und rote Flecken bildeten sich in ihrem Gesicht. »Ich habe uns so viel Glück wie möglich gebracht. Aber von ihr geht ein

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