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Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Titel: Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Shuttles Nektars Gruppe und auch die anderen Einsatzteams in den Orbit gebracht hatten; die Aktivitäten bei den vier anderen Stützpunkten der Kronn auf Doohan – all diese Informationen verschmolzen zu einem Gesamtbild, das Nektar zur Grundlage seines Handelns machte. Er ging auf vollen Gegenschub, gab seinen neunzehn Begleitern Anweisungen und nannte jedem von ihnen Angriffsziele. Über den Resten einer Stadt, vor fast viertausend Jahren von inzwischen ausgestorbenen Bewohnern des Planeten erbaut, schwärmten sie aus und griffen Dutzende von Kronn an. Fast gleichzeitig blitzte es am Horizont auf, als Mikrokollapsare den feindlichen Stützpunkt attackierten.
    Nektar feuerte und flog, während seine Gedanken rasten und der Mund ständig in Bewegung blieb; er sprach so schnell, dass es einem normalen Menschen schwergefallen wäre, ihn zu verstehen. Aber die Soldaten verstanden ihn sehr wohl, denn auch ihre physischen und geistigen Prozesse wurden biotronisch stimuliert. Die Schutzblasen von Kronn flackerten und kollabierten, getroffen von Energiestrahlen, Mikroraketen und explosiven Geschossen. Knochenbündel barsten; Organbeutel platzten.
    Nach weniger als einer Minute war der Kampf vorbei, und die überlebenden Kronn setzten sich in Richtung Stützpunkt ab – vielleicht wurden sie von dort aus zurückgerufen. Die Biotelemetrie wies Nektar darauf hin, dass er noch alle seine Soldaten hatte: Niemand war gefallen; nur einer hatte leichte Verletzungen erlitten. Die von Ganns Gruppe stammenden Daten waren ebenfalls erfreulich. Die Kämpfe dauerten noch an, aber auch dort gab es bisher keine Verluste – die Überraschung war gelungen.
    Trotzdem sah Nektar tote Soldaten, als er inmitten der Ruinen landete, dort, wo ihm die Sensoren die Präsenz von Menschen und eines Taruf zeigten. Es waren Kämpfer der Koalition, Angehörige des Aufklärungsteams.
    Neben den Resten eines Gebäudes, das vor Jahrtausenden recht groß gewesen sein musste, kletterten Gestalten aus einer Öffnung im felsigen Boden, allen voran ein Taruf. Nektars Anzugsysteme identifizierten ihn: Kiho von Ksid, Logistiker und Informatiker, Leiter der Aufklärungsgruppe.
    »Was ist hier geschehen?«, fragte Nektar und achtete ganz bewusst darauf, langsam zu sprechen.
    Pfiffe an der Grenze des Hörbaren kamen von dem Taruf, und der Linguator in Nektars Kom-Servo übersetzte. »Eine Patrouille«, sagte Kiho, und es klang sehr traurig. »Es war eine gewöhnliche Patrouille, und sie hätte uns bestimmt nicht entdeckt. Aber er glaubte offenbar, einen leichten Sieg erringen zu können. Immerhin wusste er, dass Sie unterwegs waren. Siebzehn Soldaten haben das mit ihrem Leben bezahlt. Er selbst ist verletzt.«
    Nektar folgte Kiho zur Öffnung im Boden, vorbei an mehreren Zivilisten. Sie stiegen eine kurze Treppe mit unterschiedlich hohen Stufen hinunter und erreichten einen Kellerraum mit so niedriger Decke, dass sich Nektar bücken musste, um nicht mit dem Kopf anzustoßen. In der Ecke lag jemand, gekleidet in einen leichten Kampfanzug, der an der linken Seite aufgerissen war – eine energetische Entladung hatte die Hüfte verbrannt. Das Licht von Nektars Helmlampe fiel auf das Gesicht des Mannes, und er erkannte ihn sofort.
    »Dies ist kein glückliches Wiedersehen, Hilliot«, sagte er ernst.

 
8. Brunnensprung
     
    Heres
     
     
    Seit drei Tagen war Rupert verschwunden, entführt von Eisenmännern, nicht von Gesandten der Dominanten. Dominique und Tarweder hatten ihre Spuren gefunden und wussten, wohin die Entführer unterwegs waren: nicht in Richtung Calanto wie Arn Hannaratts Reisegruppe, sondern zur Großen Öde, einer mehr als tausend Kilometer durchmessenden Wüste, in der es nach Tarweders Aussagen kein Leben gab. Dominique hatte ihn gedrängt, mit ihr die Verfolgung aufzunehmen. Sie hatte auch Hannaratt darum gebeten, was ihr den Vorwurf einbrachte, egoistisch zu sein: Eine aus fast hundert Personen bestehende Reisegruppe durfte sich nicht wegen einer einzigen Person in Gefahr bringen, noch dazu wenn es um die Eisenmänner ging.
    Dominiques Unruhe wuchs immer mehr, und ihr wurde klar, wie sehr sie sich an Ruperts Präsenz gewöhnt hatte. Aus dem zu Anfang gefürchteten Mörder war ein Freund geworden und mehr. Er brauchte sie, um das Ungeheuer in seinem Innern unter Kontrolle zu halten, den anderen Rupert, den schreckliche Qualen in den Wahnsinn getrieben hatten. Und sie brauchte ihn, weil … Weil sie mit ihm mehr war als ohne ihn. Sie war erst ein

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