Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)
übermitteln«, fügte Benjamin Tolosa hinzu und sprach wie immer mit ruhiger, bedächtiger Stimme. »Wir brauchen jemanden, der fähig ist, die Zäiden von der Notwendigkeit eines großen Einsatzes zu überzeugen. Diesmal benötigen wir nicht nur ein paar Schiffe, sondern einen ganzen Flottenverband, und zwar einen möglichst großen. Wir brauchen ihre Technik, ihre Waffen. Wir brauchen alles für den Schlag gegen Golgatha. Dies könnte die Entscheidung bringen, Impro.«
Zacharias nickte. Er war zu den gleichen Schlüssen gelangt. Aber dass ausgerechnet er mit dieser ebenso wichtigen wie schwierigen Mission beauftragt wurde …
»Bleibt mir Zeit genug, meine Familie zu besuchen?«, fragte er und steckte das Speichermodul ein.
»Nein«, erklang die zirpende Stimme des Quinqu Vantoga. Er breitete halb die metallisch glänzenden Flügel aus und neigte sie, eine Geste, die Zacharias kannte: Sie brachte Verständnis und Sympathie zum Ausdruck. »Die Zeit drängt, wie Sie wissen. Sie haben Erfahrungen mit den Zäiden gesammelt, und Erasmus hat ausdrücklich Ihren Namen genannt.«
»Sie haben mit ihm gesprochen?«
»Der Kontakt erfolgt über ihn. Man erwartet Sie auf Tymion. Sie und Tamara 14.«
Zacharias wölbte die Brauen.
»Es hat auch uns erstaunt, dass die Zäiden ausgerechnet mit jener Tal-Telassi reden wollen. Tamaras Haltung den Maschinenzivilisationen gegenüber ist bekannt.«
»Den Emm-Zetts …«, murmelte Zacharias.
»Dadurch wird Ihre Rolle bei den Verhandlungen noch wichtiger«, sagte Vantoga sanft. »Und auch diesmal gibt es eine Mission innerhalb der Mission. Überzeugen Sie Erasmus und die anderen davon, uns die notwendige Hilfe zu geben. Und finden Sie gleichzeitig möglichst viel über die Maschinenzivilisationen heraus. Der letzte Besuch auf einer ihrer Welten fand vor einundvierzig Jahren statt, und wir alle wissen, mit welcher Geschwindigkeit sich die Zäiden entwickeln. Außerdem bekam der Gesandte damals nicht viel zu sehen.«
»Wann breche ich auf?«, fragte Zacharias.
»Jetzt sofort«, sagte Vantoga, und seine Flügel knisterten. »Die Taifun steht für Sie bereit.«
»Meine Eltern …«
»Ich weiß«, sagte der Quinqu voller Anteilnahme. »Ich spreche mit ihnen und erkläre alles.« Ein Lächeln erschien in dem puppenhaften Gesicht. »Ich rede auch mit Patricia, wenn Sie möchten.«
Patricia. Die Frau, die unter anderen Umständen vielleicht zu seiner Ehepartnerin geworden wäre. Immer wieder hatte sie auf ihn gewartet, und immer vergeblich. Ständig hatte es andere Dinge gegeben, die seine Aufmerksamkeit verlangten, so wie jetzt.
Afraim Zacharias stand auf. »Danke, Vantoga. Ich rede selbst mit ihr, nach meiner Rückkehr.« Er ging zur Tür. »Ich nehme an, die erste Etappe des Fluges führt nach Millennia?«
»Ja«, sagte Abnar.
In der offenen Tür zögerte Zacharias, und eins der Dinge, die sein Unterbewusstsein beschäftigt hatten, rückte plötzlich ins Zentrum seiner Aufmerksamkeit. »Der Ophiuchus-Sektor wird zur Kampfzone, nicht wahr?«
»Mit großer Wahrscheinlichkeit.«
»Wenn Sie gestatten, nehme ich noch jemanden mit, eine Person, die immer gut mit den Zäiden zurechtgekommen ist und uns helfen könnte.«
»Wen meinen Sie?«, fragte Abnar.
»Lanze Adrian Hokonna, den Kommandeur der Flottille im Draghi-System.«
»Natürlich«, erklang Abnars Linguator-Stimme. »Nehmen Sie all die Personen mit, die Sie brauchen. Diese Mission gibt Ihnen Sondervollmacht.«
Zacharias verließ das Büro des Konzilsvorsitzenden mit der Zufriedenheit darüber, ein Leben gerettet zu haben.
Der Krieg: VII
16. Juni 1166 ÄdeF
Keil Nektar musterte die Soldaten, mit denen er auf Doohan abspringen wollte: fast vierzig Männer und Frauen, seine Truppe. Zum fünfzehnten Mal führte er das Kommando über eine Einsatzgruppe, und er beabsichtigte, zum fünfzehnten Mal erfolgreich zu sein.
»Ich bin Keil Nektar«, sagte er, als die Soldaten, bereits in Kampfanzüge gekleidet, vor ihm Aufstellung bezogen. »Einige von Ihnen staunen vielleicht darüber, dass ein so junger Mann wie ich den Befehl über diese Gruppe hat, aber die anderen kennen mich und wissen Bescheid.« Er deutete auf eine Frau, die mindestens zehn Jahre älter war als er und am letzten Einsatz bei den Drei Hohen Sternen teilgenommen hatte. »Lori?«
Die Frau lächelte kurz. »Sie sind unsterblich.«
»Das stimmt nicht ganz«, erwiderte Nektar und musterte die Soldaten nacheinander. »Ich bin sterblich, wie
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