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Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Titel: Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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holzvertäfelten Wänden. Ein dicker Teppich dämpfte ihre Schritte, bedeckte auch die Stufen der nach unten führenden Treppe. Bilder hingen an den Wänden des Treppenhauses, zeigten das Gebäude von außen – eine zwei Stockwerke große Villa, zum größten Teil aus Holz erbaut, mit großen Bogenfenstern und hellblauen Giebeln – und Porträts von Personen, die ihr vertraut erschienen, ohne dass sie Namen mit ihnen in Verbindung bringen konnte. Im Erdgeschoss blieb sie kurz im Eingang der Küche stehen, die nur wenige Geräte enthielt, schaute in eine mit alten Möbeln eingerichtete Bibliothek, und betrat schließlich den größten Raum: einen offenen Salon, dessen eine Wand aus einem Panoramafenster bestand und Blick auf den See gewährte. Dominique stellte fest, dass die Sonne jetzt nicht mehr hoch am Himmel stand, sondern bereits hinter den Wipfeln der Bäume auf der anderen Seite des Sees verschwunden war.
    Ein Feuer brannte im großen, wuchtigen Kamin, mit hohen, hungrig leckenden Flammen. Einige Meter davor saß jemand in einem breiten Sessel mit hoher Rückenlehne. Dominique sah nur den oberen Teil des Kopfes, bedeckt von silbergrauem Haar.
    »Ich habe hier auf dich gewartet«, sagte die Gestalt in dem Sessel. »Mehr als achtzig Jahre.«
    Dominique näherte sich langsam, ging in sicherem Abstand an dem Sessel vorbei. Eine Frau saß dort, stellte sie fest, etwa hundertdreißig Standardjahre alt, das Gesicht von Trauer gezeichnet.
    Das Haar war nicht mehr blond, auch nicht mehr lang und zu einem Zopf geflochten, und die blaugrünen Augen hatten ihren früheren Glanz verloren. Doch für Dominique bestand kein Zweifel daran, dass es sich um ihre Mutter Loana handelte, achtzig Jahre älter als bei ihrer letzten Begegnung.
    »Loana?«, brachte sie hervor.
    Die alte Frau wandte den Blick vom Feuer ab, dessen Zischen und Prasseln lauter zu werden schien. »Du hast Millennia ohne einen Gruß verlassen. All die Jahre habe ich gehofft, irgendwann etwas von dir zu hören. Mehr als acht Jahrzehnte sind vergangen.«
    »Achtzig Jahre? Aber wir sind doch kaum länger als zwei Monate unterwegs. Wir …« Der Sprung in die nichtlineare Zeit fiel ihr ein. Hatte er sie in Bezug auf Millennia und die Milchstraße um achtzig Jahre in die Zukunft versetzt?
    Sie ging vor ihrer Mutter in die Hocke und ergriff ihre kleine, schmale Hand. »Es tut mir leid, dass wir einfach so losgeflogen sind. Inzwischen sind mir einige Dinge klar geworden, und ich …« Sie unterbrach sich, als ihr das Absurde der Situation bewusst wurde. Sie befand sich nicht wirklich an diesem Ort, ebenso wenig ihre Mutter. Dies war eine Art Vision, die sehr realistisch wirkende Wahnvorstellung eines überstrapazierten Gehirns. Und doch … Dominique hatte das deutliche Gefühl, dass sich Bedeutung darin verbarg, so wie in ihren Feuerträumen.
    Das Prasseln hinter ihr wurde noch lauter und die Hitze im Rücken unangenehm. Dominique drehte den Kopf und sah, wie die Flammen aus dem Kamin kamen, über den Holzboden krochen, die dunkle Wandvertäfelung erreichten und sie gierig verschlangen. Die Hitze wurde so groß, dass sie zurückweichen musste.
    Loana hob wie beschwörend die Hand. »Bleib hier, ich muss dir etwas sagen. Es ist wichtig.«
    Aber das Feuer kam direkt auf sie zu, und es kroch nicht, sondern sprang . Dominique wich noch etwas weiter zurück und sah aus den Augenwinkeln, dass die Flammen auch von rechts und links kamen, wie lebendige Feinde, die ihr den Weg abzuschneiden versuchten. Sie gab dem Instinkt nach, wirbelte herum und floh aus dem Salon, zerrte die große, ebenfalls aus dunklem Holz bestehende Tür auf und lief nach draußen.
    Der See glänzte wie Silber, umgeben von Bäumen, die wie eine dunkle Wand aufragten. Dominique lief fort von dem Haus und stellte mit einem Blick über die Schulter fest, dass bereits erste Flammen am Dach züngelten. Aus dem Prasseln war ein Donnern geworden, das von der finsteren Mauer des Waldes widerhallte.
    Am Ufer des Sees sank Dominique entkräftet auf die Knie, schöpfte mit beiden Händen Wasser und kühlte ihr glühendes Gesicht. Als sich die Oberfläche des Sees vor ihr wieder glättete, sah sie ihr Spiegelbild: ein hohlwangiges Gesicht mit tief in den Höhlen liegenden Augen – das ausgezehrte, verhärmte Gesicht einer Person, die viel Leid und Mühen hinter sich hatte.
    »Warum bist du nicht geblieben?«, ertönte es hinter ihr. »Warum bist du weggelaufen? Willst du deine eigene Mutter im Stich

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