Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Titel: Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
Vom Netzwerk:
kamen vom See, dessen Wasser im Licht von zwei Monden glänzte, zogen über den Boden und glitten dorthin, wo Loana gestanden hatte. Dominique sah an sich hinab und stellte fest, dass sie völlig unversehrt war. »Ich wusste, dass dies nicht wirklich geschah«, sagte sie, wie um sich selbst zu überzeugen.
    Aber etwas war geschehen, denn als sie zum See zurückkehrte, fühlte sie die eigene Schwäche – sie konnte sich kaum auf den Beinen halten. Warum war sie dem Feuer nicht zum Opfer gefallen? Lag es erneut daran, dass sie die Augen geschlossen hatte, wie beim Sturz vom Turm? Aber der Traum oder die Vision war noch nicht zu Ende, denn sie befand sich noch immer an diesem Ort.
    Als Dominique in die Hocke ging, um Wasser zu schöpfen, verlor sie das Gleichgewicht, kippte nach vorn und fiel in den See.
    Und sie fiel noch tiefer, nicht ins Wasser, sondern durch Leere. Der Schmerz kehrte zurück wie eine glühende Klinge, die langsam über ihre Nerven kratzte, und plötzlich hatte sie wieder festen, kalten Boden unter sich. Dominiques Lider zuckten nach oben, und sie sah einen Schemen vor sich, ein Wabern in Form einer humanoiden Gestalt, ein vages Gesicht, aus dem sie Augen mit einer kobaltblauen Iris anstarrten.
    Der Dominante schickte sich an, sie in seine Phase zu holen.
    Dominique merkte, dass sie etwas in der Hand hielt: den konusförmigen Gegenstand, den sie dem toten Humanoiden an Bord des Kantaki-Nexus abgenommen und in der Hosentasche getragen hatte. Er veränderte sich, passte sich der Form ihrer Hand an, und als sie ihn hob, sprang ein silbergrauer Funke von seiner Spitze und traf die schemenhafte Gestalt.
    Es blitzte, und der Dominante wurde aus seiner Phase gerissen. Der Zug raste mit mehreren hundert Stundenkilometern durch das subplanetare Röhrensystem des Zweiten Dominiums, und der Dominante hatte ein ganz anderes, wesentlich geringeres Bewegungsmoment – in einem Sekundenbruchteil sauste er fort von Dominique und prallte mit solcher Wucht an die Rückwand, dass eine Delle in ihrem Metall zurückblieb.
    Dominique hörte Kiwitts Gurren und sah, wie Tarweder zu ihr eilte. Er sagte etwas, aber sie verstand ihn nicht. Ihre Hand mit dem konusförmigen Gegenstand sank auf den Boden des Waggons, und sie gab der Erschöpfung nach.

 
Der Krieg: XII
     
    4. Oktober 1180 ÄdeF
     
     
    Nektar bückte sich, nahm eine Hand voll Erde und roch daran. Als er die Finger streckte, trug kalter Wind Staub und Asche fort. Caihowa war tot.
    »Es gibt nur noch einfache Organismen auf dem Planeten«, drang eine Stimme aus dem Kom-Servo. »Höhere Lebensformen existieren nicht mehr.«
    Andere Stimmen ertönten, und es kam zu einer wissenschaftlichen Diskussion unter den Forschern, die in verschiedenen Regionen von Caihowa Daten sammelten. Nektar verringerte die Lautstärke und trat noch einige weitere Schritte vom gelandeten Kampfshuttle fort. »Wie viele Bewohner hatte diese Welt, Amis?«, fragte er seinen Adjutanten, der ihm folgte.
    »Fast zwei Milliarden«, erwiderte der junge Mann. »Als vor sechs Jahren die Graken kamen, konnten nur wenige in Sicherheit gebracht werden.«
    Nektar blickte über die Stadt vor ihnen hinweg. Die meisten Gebäude waren unversehrt, aber die Stille erzählte von Tod und Leid. In den Verkehrskorridoren der Metropole bewegten sich nur die Fahrzeuge der Erkundungsgruppen. Sie suchten nach einer Antwort auf die Frage, warum die vier Graken von Caihowa den Planeten vor etwa einem Jahr verlassen hatten. Eigentlich lag die Antwort auf der Hand: weil es kein Amarisk mehr gab, weil die Graken eine ganze Welt leer gefressen hatten. Aber natürlich erhofften sich die Spezialisten Hinweise und Informationen. Es geschah nicht sehr oft, dass sie Gelegenheit fanden, eine von den Graken eroberte und dann wieder verlassene Welt zu untersuchen.
    Nektar musterte den Mann an seiner Seite, der ihm vor wenigen Tagen zugewiesen worden war. Amis Rantak schien kaum zwanzig Jahre alt zu sein, und die Wahrscheinlichkeit dafür, dass er seinen dreißigsten Geburtstag erlebte, war gering. Sie sterben immer schneller und immer jünger.
    »Diese Welt ist ein riesiger Friedhof«, sagte Nektar. »Für mich gibt es hier nichts mehr zu sehen. Kommen Sie, Amis. Kehren wir in den Orbit zurück.«
     
     
    »Lanze Nektar …«
    Er stand neben der Luftschleuse am Fenster und blickte auf die leeren Städte einer toten Welt hinab, als der Shuttle aufstieg. »Ja, Amis?«
    »Ich habe gehört …« Der junge Mann zögerte und rang

Weitere Kostenlose Bücher