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Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Titel: Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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sein.«
    Der Lichtstrahl, der den beiden Männern Orientierung bot, strich über ein halb aus der Verankerung gerissenes, verbeultes Schott, hinter dem sich der Kern des Megatrons erstreckte. Zacharias blieb davor stehen, ging in die Hocke und berührte etwas auf dem Boden. Hokonna trat an seine Seite und richtete das Licht auf die Stelle.
    Zacharias rieb eine schwarze, ölige Flüssigkeit zwischen Zeigefinger und Daumen. »Erika sprach davon, dass sich der Fremde verletzt hat …«
    »Blut?«, fragte Hokonna. »Schwarzes Blut? Bei einem Menschen?«
    »Er hat wie ein Mensch ausgesehen .« Zacharias richtete sich wieder auf und trat durch die fast einen Meter breite Öffnung zwischen Schott und Wand. Im nächsten Raum kam ein matter Schein von einigen autarken Lampen in der hohen Decke, und ihr Licht fiel auf die Reste zerstörter Speicherbänke und Prozessorblöcke. Die Datenstraßen zwischen ihnen – dicke Rohre mit supraleitenden Kabeln und Assoziationsmodulen, die den Informationsströmen für die hierarchische Bearbeitung unterschiedliche Bedeutung zuwiesen – waren fast alle unterbrochen.
    »Deshalb spricht Erika nicht mehr«, sagte Zacharias besorgt. »Ich hoffe, das lässt sich reparieren.«
    »Für die Maschinenzivilisationen sollte das kein Problem sein.« Hokonna zögerte. »Ich empfange Daten. Die Späher haben den Fremden gefunden. Er liegt direkt vor dem ersten Konversionszylinder.« Er stapfte los, ohne eine Anweisung abzuwarten.
    Zacharias und Tamara folgten ihm durch einen Gang, in dem es wieder dunkel war und dessen Wände mehrere große Löcher aufwiesen. An einigen Stellen hatten offenbar Energiestrahlen Schmelzspuren hinterlassen; an anderen beobachtete Tamara lange Kratzer in Stahlkeramik und Synthomasse, wie von diamantharten Klauen geschaffen. Der Korridor endete an einem zerfetzten Sicherheitsschott, und dahinter, in einem kleinen runden Raum, der normalerweise voller virtueller Kontrollen und quasirealer Projektionsfelder war, lag der Fremde auf dem Boden. Unterwegs hatte Tamara immer wieder Tropfen und kleine Lachen der öligen schwarzen Flüssigkeit auf dem Boden gesehen, und im Licht von Hokonnas Lampe entdeckte sie nun einen kleinen See, der sich rings um den Humanoiden gebildet hatte. Die Minispäher schwebten über ihm, und Hokonna trat vorsichtig näher heran, den Finger am Auslöser des Variators.
    »Was ist mit ihm?«, fragte Zacharias. »Lebt er noch?«
    Die Antwort kam nicht von Hokonna, sondern vom Fremden selbst. Tamara spürte im Tal-Telas plötzlich zunehmende mentale Aktivität, doch bevor sie eine Warnung rufen konnte, drehte sich der Humanoide auf dem Boden zur Seite, hob einen konischen Gegenstand …
    Tamara stieß Zacharias und sich selbst in Crama fort, und einen Sekundenbruchteil später fauchte etwas Heißes über sie hinweg, traf mit einem dumpfen Donnern die Wand hinter ihr und hinterließ eine tiefe Delle darin. Hokonna war zur Seite gesprungen und richtete seinen Variator erneut auf den Fremden. Für Tamaras Wahrnehmung schien sich die Zeit zu dehnen, als sie sah, wie sich ein Finger aus Polymerfasern und Stahlkeramik um den Abzug krümmte. Sie griff in Crama danach und hielt ihn fest.
    »Töten Sie ihn nicht!« Mit einem Satz war sie wieder auf den Beinen und lief zu dem alten Offizier, der erst verwirrt auf den Variator starrte und dann die Tal-Telassi ansah. In seinen blaugrauen Augen funkelte es zornig. »Ehrenwerte, Sie …«
    Der Humanoide auf dem Boden hob erneut den kleinen Konus, der ganz offensichtlich eine Waffe darstellte. Tamara wollte ihn mit einem telekinetischen Stoß aus der Hand des Fremden reißen, aber ihre geistigen Finger in Crama erreichten ihn nicht, glitten an der Barriere ab, die ihn abschirmte.
    Tamara sprang selbst, unterstützt durch Crama, die dritte Stufe des Tal-Telas, erreichte den Fremden und schlug nach der Hand, die die Waffe hielt. Der Konus löste sich aus ihr, rutschte über den Boden und blieb einige Meter entfernt liegen.
    Die Tal-Telassi rollte sich ab und stand sofort wieder. Noch immer hielt sie Hokonnas Finger am Abzug fest und zwang den Variator in seiner Hand nach unten, bis der Lauf auf den Boden zeigte.
    »Er ist verletzt«, sagte Tamara und deutete auf die schwarze Flüssigkeit. »Das ist sein Blut. Er hat viel davon verloren – es grenzt an ein Wunder, dass er noch lebt. Lanze Hokonna?«
    Der alte Legionär nickte, und Tamara entließ seine Hand aus ihrem telekinetischen Griff. Hokonna zielte nicht auf den

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