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Kaperfahrt

Kaperfahrt

Titel: Kaperfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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aufragte.
    Er griff instinktiv an, ehe der Mann richtig begreifen konnte, wen er vor sich hatte. Henry zog mit der linken Hand eine seiner Pistolen und feuerte los, kurz bevor seine Schulter gegen die Brust des Mannes prallte.
    Während sie über die Reling stürzten, gewahrte er die charakteristischen weißen Strähnen im Bart des anderen Mannes: Suleiman Al-Jama.
    Sich gegenseitig umschlingend tauchten sie ins lauwarme Wasser ein. Henry kam zuerst wieder hoch und entdeckte Al-Jama, der mühsam nach Luft schnappte, dicht neben sich. Er schlug wild um sich, schien dabei aber seltsam unkontrolliert. In diesem Augenblick entdeckte Henry den dunklen Fleck auf dem weißen Gewand. Seine Pistolenkugel hatte das Schultergelenk des Mannes getroffen, so dass er diesen Arm nicht mehr benutzen konnte.
    Ein schneller Blick verriet ihm, dass die Saqr mittlerweile an die fünfzig Fuß weit entfernt war und eine Breitseite nach der anderen mit der Siren austauschte. Niemand auf den Schiffen würde ihn hören, wenn Henry um Hilfe rief, daher versuchte er es gar nicht.
    Al-Jamas Bemühungen, den Kopf über Wasser zu halten, wurden zusehends matter. Er schaffte es noch immer nicht, seine Lungen mit Luft zu füllen, und seine schweren Gewänder zogen ihn unwiderstehlich nach unten. Henry war zeit seines Lebens ein guter Schwimmer gewesen, der Araber aber schien dies ganz sicher nicht zu sein. Sein Kopf verschwand für einen Moment unter der Wasseroberfläche und tauchte dann hustend und spuckend wieder auf. Aber nicht ein einziger Hilferuf drang über seine Lippen.
    Er ging abermals unter, diesmal erheblich länger, und als er dann wieder auftauchte, brachte er es kaum fertig, die Lippen aus dem Wasser zu heben. Henry streifte seine schweren Stiefel ab und benutzte seinen Dolch, um Al-Jamas Gewand aufzuschlitzen. Der Mantel trieb davon, aber Al-Jama würde sich keine Minute mehr über Wasser halten.
    Die Küste war mindestens drei Meilen weit entfernt, und Henry Lafayette war sich nicht sicher, ob er es allein bis dorthin schaffen würden, geschweige denn mit dem Piraten im Schlepptau. Aber Suleiman Al-Jamas Leben lag jetzt in seinen Händen, und er musste alles in seiner Macht Stehende tun, um ihn zu retten.
    Er legte einen Arm um Al-Jamas nackte Brust. Der Piratenkapitän schlug um sich, um ihn abzuwehren.
    Henry sagte jedoch: »Als wir vom Schiff ins Meer gestürzt sind, hörten Sie auf, mein Feind zu sein, aber ich schwöre bei Gott, wenn Sie sich wehren, lasse ich Sie ertrinken.«
    »Das ist mir alle Mal lieber«, erwiderte Suleiman in schwerfälligem Englisch.
    »Wie Sie wollen.« Damit zog Henry seine zweite Pistole und schmetterte sie gegen Al-Jamas Schläfe. Indem er den nun bewusstlosen Mann mit einem Arm packte, schwamm er in Richtung Küste weiter.

1
Washington, D. C.
    St. Julian Perlmutter verlagerte seine beträchtliche Körpermasse auf dem Rücksitz seines 1955er Rolls-Royce Silver Dawn. Er nahm ein tulpenförmiges Glas erlesenen Champagners von dem Klapptisch, der vor ihm stand, trank genussvoll einen Schluck und setzte seine Lektüre fort. Neben dem Champagner und einem Teller mit Kanapees lag ein Stapel Fotokopien von Briefen, die Admiral Charles Stewart im Laufe seiner unglaublichen Karriere erhalten hatte. Stewart hatte jedem Präsidenten von John Adams bis Abraham Lincoln gedient und war mit mehr Kommandos belohnt worden als jeder andere Offizier in der amerikanischen Geschichte. Die Originale der Briefe waren sicher im Kofferraum des Rolls deponiert worden.
    Als wahrscheinlich führender Schifffahrtshistoriker der Welt missbilligte Perlmutter die Tatsache, dass irgendein Banause die Briefe der verheerenden Arbeitsweise eines Fotokopiergerätes ausgesetzt hatte – Licht beschädigt Papier und lässt Tinte verblassen. Doch er hielt es nicht für unter seiner Würde, die Vorteile dieses Fauxpas dennoch zu nutzen, und begann nun die Kopien zu lesen, sobald er die Rückfahrt von Cherry Hill, New Jersey, angetreten hatte.
    Seit Jahren war er hinter dieser Sammlung hergejagt, und sein beachtlicher Charme und ein ziemlich hoher Barscheck waren nötig gewesen, um dafür zu sorgen, dass sie nicht der Regierung übergeben und an irgendeinem obskuren Ort eingelagert wurde. Falls sich diese Briefe allerdings als uninteressant erweisen sollten, hatte er bereits geplant, die Kopien zur weiteren Verwendung als mögliche historische Quellen zu behalten und die Originale als steuerlich absetzbare Spende abzugeben.
    Er sah aus dem

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