Kaperfahrt
hatte. Der Rumpf war in einem hässlichen Grün gestrichen, unterbrochen von kleinen Flächen in anderen Farben, wo der Mannschaft die ursprüngliche Farbe ausgegangen war. Roststreifen leckten wie braune Zungen von den Speigatts nach unten, und große Stahlplatten waren auf den Rumpf geschweißt, um altersbedingte Schwachstellen zu verstärken.
Die Aufbauten befanden sich, leicht nach achtern versetzt, etwa in der Mitte des Schiffes, wodurch es über drei Ladeluken auf dem Vorderdeck und zwei auf dem Achterdeck verfügte. Die drei Kräne, die vom Oberdeck aufragten, schienen mit einer dicken Rostschicht bedeckt, und die Seile waren ausgefranst. Die Decks selbst waren mit undichten Fässern, schadhaften Maschinenteilen und Gerümpel übersät. An den Stellen, wo die Reling dem Rost zum Opfer gefallen war, hatte die Mannschaft längere Kettenstücke eingehängt.
Den Männern, die ihn von einem Fischerboot aus betrachteten, das in der Nähe lag, bot der Frachter kein besonders einladendes Bild. Aber sie konnten es sich nicht leisten, die Gelegenheit zu ignorieren, die der Frachter in diesem Augenblick darstellte.
Der somalische Kapitän war ein drahtiger Mann mit scharfen Gesichtszügen, dem in der Mitte seines Mundes ein Zahn fehlte. Die anderen Zähne rechts und links der Lücke befanden sich in einem üblen Zustand, und sein Zahnfleisch war schwarz von Fäulnis. Er beriet sich mit den drei anderen Männern auf der engen Kommandobrücke, ehe er ein Handmikrofon vom Funksprechgerät nahm und mit dem Daumen auf einen Knopf drückte. »Ahoi, ich rufe den Frachter voraus.« Sein Englisch hatte zwar einen starken Akzent, schien aber dennoch ganz passabel.
Einen Moment später drang eine blecherne Stimme aus dem kleinen Lautsprecher. »Kommt dieser Ruf von dem Fischerboot auf unserer Backbordseite?«
»Ja. Wir brauchen einen Arzt«, sagte der Kapitän. »Vier meiner Männer sind sehr krank. Können Sie uns helfen?«
»Ein Mitglied unserer Mannschaft war Sanitäter bei der Navy. Welches sind die Symptome bei Ihren Männern?«
»Ich kenne das Wort simm-tome nicht.«
»Wie krank sind sie denn?«, fragte der Funker auf dem Frachter.
»Sie müssen sich seit Tagen ständig übergeben. Ich tippe auf verdorbene Lebensmittel.«
»Okay. Ich glaube, das können wir in den Griff kriegen. Kommen Sie querschiffs auf uns zu und halten Sie sich knapp vor den Aufbauten. Wir drosseln die Fahrt so weit wie möglich, aber wir können jetzt nicht anhalten. Haben Sie verstanden?«
»Ja, ja. Ich verstehe. Sie stoppen nicht. Ist okay.« Er zeigte seinen Kameraden ein wölfisches Grinsen und sagte in seiner Muttersprache: »Sie glauben mir. Sie werden nicht stoppen, wahrscheinlich weil dann die Maschinen nicht mehr anspringen, aber das ist kein Problem. Abdi, übernimm das Ruder, bring uns in der Nähe der Aufbauten längsseits, und pass dich ihrer Geschwindigkeit an.«
»Jawohl, Hakeem.«
»Und wir sollten jetzt an Deck gehen«, sagte der Kapitän zu den anderen beiden.
Sie trafen mit vier anderen Männern zusammen, die in der Kabine unter dem Steuerhaus gewartet hatten. Die Männer hatten sich zerschlissene Wolldecken um die schmalen Schultern drapiert und bewegten sich, als würden sie von heftigen Krämpfen geschüttelt.
Der Frachter ließ das sechzig Fuß lange Fischerboot fast zu einer Nussschale schrumpfen, obwohl er so tief im Wasser lag, dass seine Reling nicht viel höher als die ihres eigenen Bootes war. Matrosen hatten Autoreifen als Fender an der Schiffswand herabgelassen und in der Nähe der Aufbauten einen Teil der Reling entfernt, um den Kranken das Umsteigen zu erleichtern. Hakeem zählte vier Männer. Einer von ihnen, ein kleiner Asiat, trug ein Uniformhemd mit schwarzen Epauletten. Ein anderer, der wegen seiner Größe auffiel, stammte entweder aus Afrika oder von den karibischen Inseln. Bei den restlichen beiden war er sich nicht sicher.
»Sind Sie der Kapitän?«, wandte sich Hakeem an den Offizier.
»Ja. Kapitän Kwan.«
»Danke für Ihre Hilfe. Meinen Männern geht es zwar nicht gut, aber wir müssen doch auf See bleiben, um Fische zu fangen.«
»Ich betrachte das als meine Pflicht«, sagte Kwan ziemlich hochmütig. »Ihr Boot soll sich in der Nähe halten, während wir Ihre Männer versorgen. Wir sind zum Suezkanal unterwegs und können uns keinen Umweg leisten, um sie an Land zu bringen.«
»Das ist kein Problem«, sagte Hakeem mit einem öligen Lächeln, während er eine Leine nach oben reichte. Der
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