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Kaperfahrt

Kaperfahrt

Titel: Kaperfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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eher staunend, und las ihn dann ein zweites Mal, diesmal um einiges langsamer. Er lehnte sich so zurück, dass der Ledersitz unter seinem Gewicht ächzte. Er fragte sich, ob es irgendwelche aktuellen Bezüge zu dem geben mochte, was er soeben erfahren hatte, und entschied, dass dies wohl nicht der Fall war.
    Er war schon im Begriff, sich einem anderen Brief zuzuwenden, als er innehielt und noch einmal nachdachte. Was wäre, wenn die Regierung von dieser Information Gebrauch machen könnte? Was würde es ihr nützen? Höchstwahrscheinlich gar nichts. Doch er fand, dass diese Entscheidung nicht bei ihm lag.
    Wenn er im Zuge seiner Forschungen auf etwas Interessantes stieß, gab er es normalerweise an seinen guten Freund Dirk Pitt weiter, den Direktor der National Underwater and Marine Agency, aber er war sich nicht sicher, ob diese Information überhaupt den Einflussbereich der NUMA betraf. Perlmutter war ein erfahrener Washington-Kenner und pflegte überall in der Stadt seine Kontakte. Er wusste ganz genau, wen er anrufen musste.
    Das Autotelefon verfügte über einen Bakelithörer und eine Wählscheibe. Perlmutter hasste Mobiltelefone und hatte auch niemals ein solches bei sich. Seine dicken Finger passten zwar kaum in die kleinen Löcher der Wählscheibe, aber er schaffte es trotzdem, die Verbindung herzustellen.
    »Hallo«, meldete sich eine Frau.
    St. Julian hatte sie auf ihrer direkten Leitung angewählt und vermieden, von einem Assistenten zum nächsten verbunden zu werden.
    »Hi, Christie, hier ist St. Julian Perlmutter.«
    »St. Julian!«, rief Christie Valero. »Es ist ja eine Ewigkeit her! Wie geht es Ihnen?«
    Perlmutter rieb sich seinen voluminösen Bauch. »Sie kennen mich. Ich entwickle mich mehr und mehr zu einem Schatten meiner selbst.«
    »Ich hatte auch nichts anderes vermutet.« Sie lachte. »Haben Sie eigentlich schon die Jakobsmuscheln meiner Mutter zubereitet, seit Sie mir ihr Geheimrezept aus dem Kreuz geleiert haben?«
    Abgesehen von seinem umfassenden Wissen über Schiffe und Schifffahrt war Perlmutter ein legendärer Vielfraß und Lebemann.
    »Dieses Gericht gehört mittlerweile zu meinem gängigen Repertoire«, versicherte er ihr. »Wann immer Sie Lust haben, können Sie mich anrufen, und dann bereite ich diese Köstlichkeit für Sie zu.«
    »Ich nehme Sie beim Wort. Sie wissen doch, Kochanweisungen, die über den Hinweis ›Entfernen Sie die äußere Verpackung, stellen Sie die Schale in einen Mikrowellenherd und decken Sie sie mit einer Plastikhaube zu‹ hinausgehen, überfordern mich vollkommen. Aber ist dies jetzt nur ein freundschaftlicher Anruf, oder haben Sie ein besonderes Anliegen? Ich bin hier nämlich ziemlich im Stress. Bis zur Konferenz dauert es noch einige Monate, aber die Drachenlady gibt keine Ruhe und lässt uns rotieren – bis zum Umfallen.«
    »Das ist aber nicht besonders nett, sie so zu nennen«, äußerte er einen milden Tadel.
    »Soll das ein Witz sein? Fiona liebt es.«
    »Ich glaub es Ihnen aufs Wort.«
    »Also, was ist los?«
    »Ich bin soeben auf etwas ziemlich Interessantes gestoßen und dachte, Sie würden es vielleicht gern als Erste erfahren.« Nun berichtete er ihr, was er in dem Brief Charles Stewarts an seinen ehemaligen Schiffskameraden gelesen hatte.
    Als er damit zu Ende war, kam von Christie Valero nur eine Frage: »Wie schnell können Sie in meinem Büro sein?«
    »Hugo«, sagte St. Julian, nachdem er den Telefonhörer auf die Gabel gelegt hatte, »es gibt eine kleine Änderung unserer Pläne. Unser neues Ziel ist Foggy Bottom. Unsere Unterstaatssekretärin für nahöstliche Angelegenheiten möchte sich gerne mit mir unterhalten.«

2
Vor der Küste von SomaliaVier Monate später
    Der Indische Ozean war ein funkelndes Juwel, absolut klar und blau. Aber auf seiner Oberfläche befand sich ein Makel, und zwar in Gestalt eines fünfhundertsechzig Fuß langen Frachtschiffes. Dieses Schiff machte kaum nennenswerte Fahrt, obgleich sein einziger Schornstein ausgiebige Mengen stinkenden schwarzen Qualms ausstieß. Es war klar, dass das Schiff die Meere weit jenseits seiner bestimmungsmäßigen Lebenserwartung befuhr.
    Es lag so tief im Wasser, dass es nach Mumbai gezwungen war, eine umständliche Route zu wählen, um jeden möglichen Sturm zu meiden, da bereits Wellen, nicht viel höher als vier Fuß, sein Deck überspülen würden. An Backbord mochte das Schiff sogar noch eher Wasser von niedrigeren Wellen aufnehmen, da es dort eine leichte Schlagseite

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