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Kaperfahrt

Kaperfahrt

Titel: Kaperfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Männer zwangen Kapitän Kwan, sie in sein Büro zu führen, während die anderen Piraten das Brückenpersonal in die Kantine eskortierten. Kwans Büro befand sich neben seiner Kabine auf dem Deck unter dem Steuerhaus. Die Räume waren spartanisch eingerichtet, aber sauber und mit ein paar kitschigen Clownsbildern an den kahlen Stahlwänden verziert. Auf dem sonst leeren Schreibtisch stand ein Foto von Kwan und einer weiblichen Person, höchstwahrscheinlich seiner Ehefrau.
    Messingfarbenes Licht drang durch das einzige Bullauge.
    »Zeigen Sie mir das Mannschaftsverzeichnis«, verlangte Hakeem.
    In der Ecke des Büros hinter Kwans Schreibtisch hatte man einen kleinen Safe auf dem Boden festgeschraubt. Der Kapitän beugte sich darüber und begann, die Zahlenkombination einzustellen.
    »Treten Sie zurück, sobald Sie die Tür geöffnet haben«, befahl der Pirat.
    Kwan warf einen Blick über die Schulter. »Ich versichere Ihnen, dass wir keine Waffen besitzen.« Den Befehl befolgte er allerdings trotzdem. Er zog die Tür auf und entfernte sich von dem Safe.
    Während sein Helfer Kwan mit seiner Kalaschnikow in Schach hielt, beugte sich Hakeem über den Safe, holte Ordner und lose Papiere heraus und warf alles auf den Schreibtisch des Kapitäns. Er gab einen überraschten Laut von sich, als er einen besonders dicken Umschlag öffnete und gebündelte Geldscheine unterschiedlicher Währung darin entdeckte. Er wedelte mit einem Bündel Hundert-Dollar-Scheine unter seiner Hakennase herum und schnüffelte daran wie an einem Glas erlesenen Weins.
    »Wie viel haben Sie?«
    »Zwölftausend Dollar, vielleicht etwas weniger.«
    Hakeem stopfte sich den Umschlag unter sein Hemd. Er blätterte die Papiere durch, bis er das Mannschaftsverzeichnis fand. Er konnte zwar nicht einmal seine eigene somalische Muttersprache lesen, geschweige denn einen englischen Text, aber er erkannte die verschiedenen Reisepässe. Es waren insgesamt zweiundzwanzig. Er überprüfte sie und zog Kwans, Duane Maryweathers und den des Steuermanns heraus. Außerdem fand er die Pässe der drei Männer, die an Deck gewesen waren, als er das Schiff betreten hatte. Damit war er zufrieden. Auf diese Weise hatte er bereits ein Viertel der Besatzung identifiziert.
    »Und jetzt führen Sie uns zur Kantine.«
    Als sie dort eintrafen, herrschte in dem hell erleuchteten Raum ein dichtes Gedränge. Einige Männer rauchten Zigaretten, daher war die Luft zum Schneiden dick. Doch der Qualm überdeckte zumindest den Gestank von Angstschweiß. Sie gehörten zahlreichen verschiedenen Rassen an, und auch ohne die Waffen, die auf sie gerichtet waren, boten sie einen jämmerlichen Anblick. Es waren ausnahmslos vom Glück verlassene Männer, die nirgendwo sonst als an Bord eines heruntergekommenen Trampfrachters einen Job hatten finden können. Aus dem einzigen Grund hatten sie das Schiff halbwegs in Schuss gehalten, dass sie kein anderes mehr finden würden, sollte es seinen Dienst quittieren müssen.
    Einer von Kwans Männern presste einen blutigen Stofffetzen gegen seinen Hinterkopf. Offensichtlich hatte er etwas gesagt oder getan, das einen der Piraten in Rage gebracht hatte.
    »Was geht hier vor, Käpt’n?«, fragte der Chefingenieur. Sein Overall glänzte von Schmiere.
    »Wie sieht es denn aus? Wir wurden von Piraten aufgebracht.«
    »Ruhe!«, brüllte Hakeem.
    Er ging die Pässe durch, die er aus Kwans Büro mitgenommen hatte, und verglich so lange die Fotos mit den Männern, die in der Kantine saßen, bis er sicher sein konnte, dass sich jedes Mitglied der Besatzung eingefunden hatte. Er hatte einmal den Fehler gemacht, den Angaben eines Kapitäns über seine Mannschaft Glauben zu schenken, um wenig später feststellen zu müssen, dass sich noch zwei weitere Männer im Schiff befanden, die dann einen von Hakeems Kumpanen erschlagen und es beinahe geschafft hatten, einen Notruf abzusetzen, ehe sie entdeckt wurden.
    »Sehr gut. Offenbar spielt niemand den Helden.« Er legte die Reisepässe beiseite und ließ den Blick durch den Raum schweifen. Für Todesangst hatte er einen untrüglichen Blick – und ihm gefiel, was er hier sah. Also schickte er einen seiner Männer nach oben an Deck, um Abdi den Befehl zu übermitteln, mit dem Fischerboot abzulegen und so schnell wie möglich zu ihrer Basis zurückzukehren, um die erfolgreiche Kaperung des Frachters zu melden. »Mein Name ist Hakeem … und dieses Schiff gehört jetzt mir. Versucht zu fliehen und ihr werdet erschossen und den

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