Kaperfahrt
meine Leute nach Suleimans Grab suchen.«
»Ist das nicht der Beamte, von dem Gaddafis Regierung meinte, er sei Al-Jama?«
»Und so wie es aussieht hatten sie durchaus recht. Und wir haben ihm zur Flucht verholfen und dabei fast einen Mann verloren.«
»Wen?«
»Hali Kasim, mein wichtigster Kommunikationsexperte, hat einen Schuss in die Brust erhalten. Eddie Seng konnte ihn in ein Krankenhaus schaffen, aber wir haben keine Ahnung von seinem augenblicklichen Zustand.«
»Ich gebe das an Botschafter Moon weiter, damit er sich darum kümmern kann.«
»Das beruhigt mich, vielen Dank.«
»Ist damit Minister Ghami von unserer Liste der Verdächtigen gestrichen?«
»Nicht im Mindesten. Mag sein, dass Terroristen die Maschine der Ministerin ohne Hilfe der Regierung vom Himmel geholt haben, doch anschließend kam es zu einer großangelegten Vertuschungsaktion. Die könnte von ganz oben oder über irgendwelche dunklen Kanäle inszeniert worden sein. Wenn Al-Jamas Leute die libysche Regierung infiltriert haben, wie wir vermuten, dann haben die Terroristen früh genug einen Tipp erhalten, um alles Notwendige zu ihrer Tarnung in die Wege zu leiten.«
»Oder Ghami bekleidet einen hohen Rang in Al-Jamas Organisation und hat die gründliche Zerstörung des Flugzeugwracks angeordnet und dafür gesorgt, dass es zu einem günstigen Zeitpunkt entdeckt wurde.«
»Genau. Und vergessen wir nicht, dass die Person, deren Posten Ghami übernommen hat, sowie der größte Teil ihres engsten Stabes verhaftet und ihrem Schicksal überlassen wurden. Das hätte von Ghami kommen können – oder Gaddafi selbst hat eine Säuberungsaktion angeordnet.«
»Was für ein Schlamassel.« Der CIA-Veteran seufzte. »Trotz unserer Warnungen besteht der Vizepräsident darauf, heute Abend in Ghamis Haus zu einem Empfang für zahlreiche der hochrangigen Konferenzteilnehmer zu erscheinen.«
»Eine denkbar schlechte Idee«, schimpfte Juan.
»Das finde ich auch, aber ich kann nichts dagegen tun. Das Secret-Service-Kommando hat sogar Informationen, dass ein Attentat geplant sein soll, aber der VP besteht auf seiner Teilnahme.«
»Der Kerl ist verrückt.«
»Auch dem stimme ich zu. Das ändert jedoch nichts an den Fakten. Positiv ist immerhin zu bewerten, dass Ghamis Haus völlig einsam gelegen ist und das Sicherheitspersonal das gleiche ist, das auch morgen früh während der Konferenz in Tripolis eingesetzt wird. Die Leute sind gründlich überprüft worden. Selbst wenn Ghami in irgendeiner Verbindung zu den Terroristen stehen sollte, glaube ich, dass dieses Abendessen ruhig verläuft.«
»Tatsächlich? Weshalb?«
»Würdest du einen massiven Angriff auf dein eigenes Haus planen? Vor allem wenn sich dieselben Leute am nächsten Tag anlässlich einer wichtigen Konferenz treffen und die Weltpresse jeden ihrer Schritte genauestens beobachtet? Erinnere dich doch nur an die weltweiten Reaktionen, als das Attentat auf Anwar Sadat praktisch live im Fernsehen übertragen wurde. Falls doch ein Anschlag stattfinden sollte …«
»Nicht falls, Lang«, sagte Juan.
» Falls ein Anschlag stattfinden sollte«, beharrte Overholt auf seiner Formulierung, »dann wird es morgen oder irgendwann während der Konferenz passieren.«
»Das gefällt mir nicht.«
»Niemanden gefällt das, aber es gibt keinen anderen Weg. Alle dieser Staatenlenker wissen, dass sie ihr Leben in Gefahr bringen, indem sie an dieser Konferenz teilnehmen, entweder in Tripolis oder in ihrer jeweiligen Heimat, wenn ihre eigenen Fundamentalisten in religiöse Raserei verfallen. In diesen schweren Zeiten ist der Präsidentenjob in einem Land des Nahen Ostens eine gefährliche Angelegenheit, vor allem für diejenigen, die sich für ein Friedensabkommen einsetzen. Sie alle wissen das und wollen dieses Ziel trotzdem weiterverfolgen. Das sagt einem doch eine ganze Menge.« Dann wechselte Overholt das Thema, um anzudeuten, dass für ihn die Diskussion beendet sei, und fragte: »Wie kommt ihr mit eurer Suche nach Ministerin Katamora weiter?«
»Ich glaube, wir haben eine Spur.« Juan hatte Overholt von dem Radarsignal berichtet, das sie gesehen hatten, und ihm seine Theorie erläutert, dass sie wahrscheinlich auf ein Schiff vor der Küste gebracht worden war. »Möglicherweise befindet sie sich auf einer Fregatte namens Gulf of Sidra oder Khalij Surt, und genau dorthin sind wir soeben unterwegs.«
»Was habt ihr geplant?«
»Das Schiff entern, die Ministerin retten und die Sidra auf den Meeresgrund
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