Kaperfahrt
losgeschickt, um ihn zu suchen. Er wurde auf eine derart kurze Entfernung angeschossen, dass er mit Schmauchspuren bedeckt war. Und die letzte Person, mit der er Kontakt hatte, war niemand anders als Tariq Assad.«
»Mein Gott, ist Hali okay?«
»Das wissen wir noch nicht. Eddie meinte, es sehe schlimm aus. Er konnte nichts anderes tun, als ihn zu stabilisieren und einen Krankenwagen zu rufen. Er hat sich zwar lange genug in seiner Nähe aufgehalten, um dem Wagen zum Krankenhaus zu folgen, aber er kann wohl kaum dort reinstürmen und alle möglichen Fragen stellen.«
Ein Faxgerät im Kommunikationszentrum summte.
»Assad muss in der Gegend, in der sich Linda und die anderen aufhalten, ebenfalls etwas Interessantes gesichtet haben«, keuchte Linc.
»Ich kann dir per Hubschrauber ein Hilfsteam schicken, aber das dauert zwei Stunden«, bot Juan lahm an, denn er wusste, dass bis dahin längst alles vorbei sein konnte.
Die Funkerin reichte ihm das Fax. Er warf einen kurzen Blick darauf. Es war der Bericht über die libysche Marine, auf den er schon seit Stunden wartete.
»Nee, lass mal. Ich komme schon zurecht. Ich schaffe eine Meile in acht Minuten, daher habe ich noch einiges im Tank, wenn ich dort bin. Ein Dutzend Terroristen in einer Höhle – das dürfte kein Problem sein, wenn der Überraschungseffekt auf meiner Seite ist.«
Juan hörte ihm nur am Rande zu. Er ging zum Navigationscomputer, um die GPS-Daten einzugeben und die augenblicklichen Positionen und jüngsten Manöver der Schiffe berechnen zu lassen.
Eins sprang ihm regelrecht ins Auge. Sein Instinkt sagte ihm, dass sie es gefunden hatten. Das Schiff hatte sich in Hubschrauberreichweite des Terroristencamps befunden und kreuzte zurzeit in der Nähe der tunesischen Grenze, während alle anderen Schiffe zu einer Militärparade anlässlich der Friedenskonferenz in Richtung Tripolis dampften.
»Linc, ruf mich wieder an, wenn du die Höhle erreicht hast. Ich habe jetzt zu tun.«
»Roger.«
»Achtung, Steuerung, ich brauche eine genaue Kursberechnung für dieses Schiff.« Er deutete auf den blinkenden Lichtpunkt auf dem Deckendisplay. Der harte Klang seiner Stimme ließ alle Anwesenden ihre augenblickliche Tätigkeit unterbrechen und zum Bildschirm blicken. Ein Schub erwartungsvoller Energie erfasste das Personal des Operationszentrums.
»Kurs liegt an, Chef.«
»Wie lange brauchen wir bei höchstmöglicher Geschwindigkeit?«
»Knapp über drei Stunden.«
»Dann nichts wie los.«
Ein Alarmsignal, das die Mannschaft nur allzu gut kannte, erklang. Wenn das Schiff auf Höchstgeschwindigkeit beschleunigte, wurde seine Fahrt gewöhnlich ziemlich rau, und jeder lose Gegenstand von den Kochtöpfen in der Küche bis hin zu den Schminktöpfen in Kevin Nixons Zauberladen musste gesichert werden.
Die Beschleunigung erfolgte rasant und ruckelfrei, indem der großartige Antrieb der Oregon aktiviert wurde. Die Cryo-Pumpen arbeiteten mit einem hochfrequenten Summen, das für menschliche Ohren nicht mehr wahrnehmbar war, einen Hund jedoch in krampfhafte Zuckungen versetzt hätte.
Juan kehrte auf seinen Sessel in der Mitte der Operationszentrale zurück und rief die technischen Daten des libyschen Schiffes auf. Es war eine umgebaute russische Fregatte, erworben 1999, mit einem Gewicht von vierzehnhundert Tonnen. Sie hatte zwei Drittel der Länge der Oregon – einhundertvier Meter –, und das Schiff der Corporation war dem libyschen Schiff, was die Bewaffnung betraf, in jeder Hinsicht überlegen. Aber die Fregatte Khalij Surt hatte dennoch eine enorme Schlagkraft: mit vier Drei-Inch-Deckkanonen, Mehrfachwerfern für die SS-N-2c-Styx-Schiff-Schiff-Raketen sowie einem Schirm von Gecko-Raketen und 30-mm-Schnellfeuer geschützen zur Abwehr von Luftangriffen. Die Khalij Surt – oder Gulf of Sidra – konnte außerdem aus speziellen Rohren vom Deck aus Torpedos abfeuern und mittels einer entsprechenden Vorrichtung am Heck Minen legen.
Juan holte sich von der Website Jane’s Defense Review ein Bild des Schiffes. Es sah mit seinem hohen und auffälligen Bug und dem Funkmast mit zahlreichen Antennen für das modernisierte elektronische Ortungssystem hinter dem einzigen Schornstein recht gefährlich aus. Die großen Kanonen befanden sich paarweise in je einem bugwärts und achtern gelegenen Geschützturm, und dicht hinter dem vorderen Geschütz saßen die Antischiffs-Raketenwerfer.
Cabrillo hatte keine Zweifel, dass er es bei einem Schlagabtausch mit diesem Schiff
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