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Kapitaen Bykow

Kapitaen Bykow

Titel: Kapitaen Bykow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki
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Chlorellasuppe pro Nase!«
    »Die würde ich nicht zurückweisen«, brummte Koslow.
    »Du warst früher schon kein Kostverächter«, sagte Stezenko, »na, und jetzt bist du’s erst recht nicht, wo wir den Riemen enger schnallen müssen.«
    Der Elektrokarren fuhr aus der »Eisgrotte«, und Gregor schob die Torflügel zu.
    »Hungern wir etwa?«, sagte Soika vom Gipfel des Eisblockbergs herunter. »Ich habe erst vor Kurzem ein Buch über den Krieg gegen die Faschisten gelesen – ja, damals war wirklich Hungersnot. In Leningrad, während der Blockade.«
    »Ich war in Leningrad«, erklärte Gregor.
    »Wir essen Schokolade«, fuhr Soika fort, »aber dort gab es damals nur hundertfünfzig Gramm Brot pro Tag. Und was für ein Brot! Zur Hälfte aus Sägemehl.«
    »Ach was – aus Sägemehl!«, entgegnete Stezenko ungläubig.
    »Stell dir vor, ja, aus Sägemehl!«
    »Schokolade hin, Schokolade her«, sagte Koslow, »jedenfalls wird es für uns verdammt hart, wenn die Tachmasib nicht kommt.« Er schulterte die Elektrosäge wie ein Gewehr.
    »Sie kommt«, sagte Galja überzeugt. Sie sprang von dem Karren, und Stezenko fing sie geistesgegenwärtig auf. »Danke, Kostja ... Die Tachmasib kommt bestimmt, Jungs!«
    »Trotz allem glaube ich, wir sollten dem Chef vorschlagen, die Tagesrationen zu kürzen«, gab Koslow zu bedenken. »Wenigstens für die Männer.«
    »Das ist Unsinn«, sagte Soika. »Ich habe gelesen, dass Frauen Hunger bedeutend besser ertragen als Männer.«
    Langsam fuhr der Elektrokarren durch den Gang, und sie folgten ihm.
    »Das mag für Frauen zutreffen«, sagte Potapow, »aber nicht für Kinder.«
    »Ungeheuer witzig«, konstatierte Soika. »Geradezu umwerfend.«
    »Nein, er hat recht, Leute«, sagte Koslow. »Wenn Bykow morgen nicht kommt, müssen wir alle zusammentrommeln und um ihre Zustimmung zur Kürzung der Rationen bitten.«
    Stezenko nickte. »Ich nehme an, keiner wird dagegen Einspruch erheben.«
    »Ich werde nicht dagegenstimmen«, erklärte Gregor.
    »Das ist gut«, sagte Potapow. »Ich habe mir schon den Kopf darüber zerbrochen, was wir machen sollen, wenn du plötzlich dagegenstimmst!«
    »Gruß den Wasserholern!«, rief der Astrophysiker Nikolski im Vorübergehen.
    Nach einer Weile sagte Galja ärgerlich: »Ich verstehe nicht, wie man sich so ungeniert nur um seinen Bauch sorgen kann, als wäre die Tachmasib ein Automat und kein einziger lebender Mensch an Bord.«
    Sogar Potapow errötete und wusste nicht, was er erwidern sollte. Schweigend gingen sie weiter. In der Kombüse saß Onkel Walnoga niedergeschlagen neben der riesigen Ionenaustauschanlage zur Trinkwasseraufbereitung. Der Elektrokarren hielt an.
    »Ladet ab«, sagte Onkel Walnoga, den Blick auf den Fußboden geheftet. In der Kombüse herrschte ungewohnte Stille und Kühle, und es duftete nach nichts. Onkel Walnoga litt unter dieser Verödung.
    Schweigend luden die freiwilligen Helfer die Eisblöcke vom Elektrokarren und schoben sie in den offenen Schlund des Wasserreinigers.
    »Danke«, brummelte Walnoga, ohne den Kopf zu heben.
    »Schon gut, Onkel Walnoga«, sagte Koslow. »Kommt, Kinder!«
    Schweigend gingen sie zum Lager, schweigend kehrten sie in den Freizeitsaal zurück. Galja nahm sich ein Buch und setzte sich wieder in den Sessel vor dem Magnetvideofon. Stezenko blieb unschlüssig neben ihr stehen, sah zu Koslow und Soika hinüber, die sich wieder an den Tisch fürs Selbststudium setzten (Soika war Fernstudentin am Institut für Energetik, und Koslow half ihr), seufzte und ging langsam in sein Zimmer.
    »Zieh! Du bist am Zug!«, sagte Potapow zu Gregor.

2. Kapitel: Menschen überm Abgrund
    1. Der Kommandant macht eine unerfreuliche Mitteilung, aber der Bordingenieur bekommt keine Angst
    Allem Anschein nach hatte ein mächtiger Meteorit den Reflektor getroffen. Im selben Augenblick war auf dem Paraboloid die Symmetrie der Schubkraftverteilung gestört, und die Tachmasib fing an, sich im Kreise zu drehen. In der Steuerzentrale war als Einziger der Kommandant noch bei Bewusstsein. Er war zwar schmerzhaft mit dem Kopf und dann seitlich irgendwo aufgeprallt und konnte eine Zeit lang überhaupt nicht atmen, aber es gelang ihm, sich mit Händen und Füßen an dem Sessel festzuklammern, in den ihn der erste Stoß geworfen hatte, und unter Aufbietung aller Kräfte zähe und verbissen zwischen den Arbeitstischen und Geräten hindurch bis zum Steuerpult zu hangeln. Rings um ihn her kreiste, wirbelte alles mit unwahrscheinlicher

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