Kapitaen Bykow
untergeschlagen.
Mit den Armen rudernd, befreite sich Bykow aus seiner Zuflucht hinter dem Pult, hockte sich, obwohl ihm die Knie schmerzten, neben den Navigator und rüttelte ihn sacht an der Schulter. »Lebst du, Mischa?«
Michail Antonowitsch verzog das Gesicht und beleckte die Lippen, ohne die Augen aufzuschlagen.
»Ljoschenka«, sagte er mit schwacher Stimme.
»Tut dir was weh?«, fragte Bykow und tastete den Navigator ab.
»Au!« Michail Antonowitsch riss die Augen weit auf.
»Hier?«
Der Navigator stöhnte.
»Und hier?«
»Au, hör auf!« Der Navigator richtete sich halb auf, und sein Kopf sank zur Seite. »Wo ist Wanjuscha?«, fragte er.
Bykow blickte um sich. Shilin war nicht da. »Wanja!«, rief er gedämpft.
»Hier«, antwortete Shilin aus einer Ecke. Man hörte etwas fallen und ihn leise fluchen.
»Iwan lebt«, teilte Bykow dem Navigator mit.
»Na, Gott sei Dank!« Michail Antonowitsch stützte sich auf die Schulter des Kommandanten und stand auf.
»Geht es, Mischa?«, fragte Bykow. »Bist du einsatzfähig?«
»Na ja«, antwortete der Navigator, auf ihn gestützt, unsicher. »Ich denke schon.« Mit großen staunenden Augen sah er Bykow an und sagte: »Was der Mensch doch alles aushält, Ljoschenka! Kaum zu fassen!«
»Ja, er hält eine Menge aus«, sagte Bykow unbestimmt. »Hör zu, Michail ... Es sieht mies aus – wir sacken ab, verlieren unaufhaltsam immer mehr Flughöhe, stürzen auf den Jupiter zu. Wenn du imstande bist, setz dich hin und rechne aus, was Sache ist. Der Rechner hat meiner Meinung nach nichts abbekommen ... Sieh selber nach!«
»Wir sacken ab?«, fragte Michail Antonowitsch mit weit aufgerissenen Augen. »Ach ... Auf den Jupiter zu?«
Bykow nickte wortlos.
»Ajajaj!«, sagte Michail Antonowitsch. »Das fehlte noch! Klar. Gleich. Gleich werde ich ...« Stirnrunzelnd blieb Michail Antonowitsch noch einen Augenblick stehen und kratzte sich im Nacken, dann ließ er den Kommandanten los und humpelte, auf den Pultrand gestützt, zu seinem Platz. »Gleich berechne ich es«, murmelte er. »Gleich.«
Bykow sah, wie er sich beim Hinsetzen die Seite hielt. Der Sessel stand ganz schief. Michail Antonowitsch rutschte mehrmals darauf hin und her, bis er einigermaßen erträglich sitzen konnte, dann sah er Bykow plötzlich erschrocken an.
»Aber du hast doch gebremst, Aljoscha? Hast du gebremst?«
Bykow nickte und ging durch die knirschenden Scherben zu Shilin. An der Decke erblickte er einen kleinen schwarzen Fleck und noch einen an der Wand. Es waren mit geschmolzenem Teerplast vernarbte Löcher von Meteoriten. Rings um die Flecke hingen zitternde große Tropfen.
Shilin saß im Türkensitz vor dem Steuermodul des Reflektors. Das Gehäuse des Moduls war in zwei Hälften gespalten, die Eingeweide boten einen trostlosen Anblick.
»Wie steht’s bei dir?«, fragte Bykow und sah, wie es stand.
Shilin hob das geschwollene Gesicht. »Was im Einzelnen los ist, weiß ich noch nicht genau. Auf jeden Fall ist alles zerdonnert.«
Bykow hockte sich neben ihn.
»Ein einziger Meteoritentreffer«, sagte Shilin. »Zweimal bin ich selber reingepfeffert worden.« Er zeigte mit dem Finger, wohin er geschleudert worden war, obwohl man es sich denken konnte. »Zuerst mit den Beinen voran und dann mit dem Kopf.«
»Ja, so etwas hält kein Mechanismus aus«, sagte Bykow. »Schalte den Reservekomplex ein! Und nun beeil dich – unsere Flughöhe verringert sich rapide!«
»Das habe ich ja kapiert, Alexej Petrowitsch«, erwiderte Shilin.
Bykow besann sich. »Aber was kann uns das Steuermodul nützen, wenn der Reflektor zerstört ist?«
»Vielleicht ist er gar nicht defekt?«, gab Shilin zu bedenken.
Bykow sah ihn spöttisch lächelnd an. »Dass wir derart Karussell gefahren sind, lässt sich nur auf zwei Ursachen zurückführen: entweder – oder; entweder ist aus irgendeinem Grund der Verbrennungspunkt des Plasmas aus dem Fokus gesprungen, oder es ist ein großes Stück vom Reflektor abgebrochen. Ich vermute, dass der Reflektor zerschlagen ist, weil weder der liebe Gott noch sonst jemand den Verbrennungspunkt verlagern kann. Aber mach dich trotz allem an die Arbeit! Schalte den Reservekomplex ein!« Er stand auf, legte den Kopf in den Nacken und musterte die Decke. »Die Lecks müssen noch ordentlich abgedichtet werden. Dort unten ist ein hoher Druck; den hält der Teerplast nicht aus. Na, das mache ich gleich selber.« Er wandte sich der Tür zu, blieb stehen und fragte gedämpft: »Hast du
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