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Kapitaen Bykow

Kapitaen Bykow

Titel: Kapitaen Bykow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki
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hätte in ferner Vorzeit von einem Planeten, der ihm zu nahe gekommen war, die Wasserhülle abgezogen. Andere waren geneigt, die Bildung des fünften Mondes auf die Kondensation von Wasserkristallen zurückzuführen. Wieder andere glaubten, die Amalthea gehöre überhaupt nicht zum Sonnensystem, sei aus dem interstellaren Raum gekommen und der Jupiter habe sie eingefangen. Aber wie dem auch sei, die unerschöpflichen Eisvorräte auf der Amalthea waren für die J-Station sehr nützlich.
    Der Elektrokarren rollte durch den Gang des unteren Horizonts und blieb vor dem breiten Tor der »Eisgrotte« stehen. Gregor sprang von dem Karren, ging zum Tor und suchte den Kontaktknopf für den Toröffner; er war kurzsichtig.
    »Tiefer, weiter unten!«, sagte Potapow. »Blinder Uhu.«
    Gregor fand den Knopf, und die Torflügel schoben sich auseinander. Der Elektrokarren fuhr in die »Eisgrotte«. Ja, das war wirklich eine Eisgrotte – ein Tunnel, der in das kompakte Eis hineinführte. Drei Neonröhren beleuchteten den Tunnel, und das Licht spiegelte sich an den Eiswänden und an der Decke wider, es brach sich und funkelte auf allen Scharten und Kanten, als erstrahlten in diesem Gewölbe unzählige Kronleuchter.
    Da der Boden nicht magnetisiert war, musste man vorsichtig gehen. Ungewöhnlich kalt war es hier.
    »Eis«, sagte Galja, während sie um sich blickte. »Ganz wie auf der Erde.«
    Soika zog fröstelnd die Schultern zusammen, obwohl sie eine Pelzjacke angezogen hatte. »Wie in der Antarktis«, brummelte sie.
    »Ich war schon in der Antarktis«, erklärte Gregor.
    »Wo bist du denn nicht gewesen!«, entgegnete Potapow. »Überall bist du gewesen!«
    »Klotzt ran, Leute!«, kommandierte Koslow.
    Die Männer mit den Elektrosägen gingen zu der hinteren Wand und sägten Eisblöcke ab. Wie heiße Messer in die Butter glitten die Sägeblätter in das Eis und versprühten dabei Eisspäne. Soika und Galja traten interessiert näher.
    »Lass mich auch mal«, bat Soika mit einem Blick auf Koslows gebeugten Rücken.
    »Kommt nicht infrage«, entgegnete Koslow, ohne sich umzudrehen. »Du verletzt dir womöglich die Augen.«
    »Genau wie der Schnee auf der Erde«, stellte Galja fest, während sie die Hand unter die sprühenden Eisspäne hielt.
    »Nun – von diesem guten Zeug gibt’s überall viel«, sagte Potapow. »Auf dem Ganymed zum Beispiel ist so viel Schnee, wie du willst.«
    »Ich war auf dem Ganymed«, erklärte Gregor.
    »Das ist ja zum Verrücktwerden.« Potapow stellte seine Säge ab und wälzte einen riesigen Eiswürfel von der Wand. »Das hätten wir.«
    »Schneide ihn in Stücke!«, riet Stezenko.
    »Nein, lass das!«, widersprach Koslow. Er stellte ebenfalls die Säge ab und wälzte einen Eisblock von der Wand. »Im Gegenteil.« Er versetzte dem Block mit aller Kraft einen Stoß, sodass er langsam zum Tunnelausgang schlitterte. »Im Gegenteil. Für Walnoga ist es bequemer, wenn die Blöcke recht groß sind.«
    »Eis«, sagte Galja, »ganz wie auf der Erde. Ich werde jetzt immer nach der Arbeit hierhergehen.«
    »Sehnen Sie sich sehr nach der Erde?«, fragte Soika schüchtern.
    Soika war zehn Jahre jünger als Galja, arbeitete als Laborantin im astrometrischen Observatorium und empfand eine gewisse Scheu vor ihrer Leiterin.
    »Sehr«, antwortete Galja. »Überhaupt ... Auf der Erde kannst du im Gras sitzen, am Abend durch den Park gehen, Sojenka, tanzen ... Nicht unsere Lufttänze hier, sondern einen richtigen Walzer. Aus normalen Gläsern kannst du trinken und nicht aus diesen albernen Birnen ... Ein Kleid kannst du tragen, brauchst nicht immer in Hosen herumlaufen. Ich sehne mich schrecklich nach einem ganz gewöhnlichen Rock.«
    »Ich auch«, sagte Potapow.
    »Ein Rock – ja, das ist was«, bestätigte Koslow.
    »Ihr Schwätzer«, erwiderte Galja. »Grüne Jungs.« Sie hob ein Stück Eis und warf nach Potapow. Der sprang auf, stieß mit dem Rücken an die Decke und taumelte auf Stezenko.
    »Sieh dich doch vor!«, sagte Stezenko verärgert. »Du kommst noch in die Säge!«
    »Na, jetzt reicht es bestimmt«, sagte Koslow. Er wälzte den dritten Block von der Wand. »Aufladen, Kinder!« Sie luden das Eis auf den Elektrokarren. Plötzlich packte Potapow mit der einen Hand Galja, mit der anderen Hand Soika und warf beide auf den Stapel Eisblöcke. Soika kreischte vor Schreck und klammerte sich an Galja, die in ein Gelächter ausbrach.
    »Abfahrt!«, rief Potapow. »Jetzt gibt euch Walnoga eine Prämie: eine Schüssel

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