Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kapitaen Bykow

Kapitaen Bykow

Titel: Kapitaen Bykow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki
Vom Netzwerk:
Schritt von ihm entfernt, eine dichte weiße Dampfwolke, als wäre dort ein Ballon mit flüssigem Helium geplatzt. Das Zischen verstummte sehr bald, und durch den Korridor zog eisige Kälte.
    »Getroffen, das Miststück!« Fluchend riss sich Shilin von der Wand los. Die weiße Wolke kroch hinter ihm her und senkte sich langsam.
    In der Steuerzentrale war es sehr kalt. Shilin sah, dass Fußboden und Wände wie mit vielfarbig funkelndem Reif bedeckt waren. Michail Antonowitsch saß mit puterrotem Nacken vorm Rechner und wertete neue Aufzeichnungen aus. Bykow war nicht zu sehen, er stand hinter dem Reaktor.
    »Wieder ein Treffer!«, rief der Navigator mit dünner Stimme.
    »Wo bleibt denn der Bordingenieur?«, fragte Bykow hinterm Reaktor.
    »Hier«, erwiderte Shilin.
    Er lief durch die Steuerzentrale und rutschte dabei auf dem Reif mehrmals aus. Bykow eilte ihm entgegen, seine roten Haare standen zu Berge. »An die Kontrolle des Reflektors!«
    »Zu Befehl!«, antwortete Shilin.
    »Navigator, gibt es einen Lichtblick?«
    »Nein, Ljoschenka. Weit und breit ein und dieselbe Dichte. Da haben wir uns schön in die Nesseln gesetzt!«
    »Stell den Reflektor ab! Ich gehe auf Havarieschaltung.«
    Michail Antonowitsch schwenkte auf seinem Drehsessel schnell zu dem Steuerpult herum, das sich hinter ihm befand. Er legte die Hand auf die Tasten und sagte: »Vielleicht könnte ...« Er stockte. Sein Gesicht verzerrte sich plötzlich vor Entsetzen. Die Platte mit der Steuertastatur bog sich, wurde wieder gerade und glitt geräuschlos auf den Fußboden. Shilin hörte Michail Antonowitsch aufschreien und stürzte verstört hinter dem Reaktor hervor. An der Wand der Steuerzentrale saß, an den Polsterbezug geklammert, die anderthalb Meter große Marsechse Waretschka, Jurkowskis Liebling. Die exakte Zeichnung der Steuerungstasten an ihren Flanken begann schon zu verblassen, aber auf ihrem furchterregenden dreieckigen Maul blinkte immer noch die Imitation des roten Stoplämpchens. Michail Antonowitsch starrte die eigentümlich liniierte Waretschka an, schluchzte auf und griff sich ans Herz.
    »Scher dich weg«, herrschte Shilin die Echse an.
    Da rutschte sie blitzschnell von der Wand und war verschwunden.
    »Ich schlage sie tot!«, brüllte Bykow. »Shilin, auf deinen Platz, zum Teufel!«
    Shilin drehte sich um, und in diesem Augenblick erhielt die Tachmasib einen Volltreffer.

Amalthea, J-Station
    Die Wasserholer unterhalten sich über den Hunger, und der Chefgastronom schämt sich seiner Küche
    Nach dem Abendessen kam Onkel Walnoga in den Freizeitsaal und sagte, ohne jemanden anzusehen: »Ich brauche Wasser. Meldet sich jemand freiwillig?«
    »Klar«, antwortete Koslow.
    Potapow blickte vom Schachbrett auf. »Klar.«
    »Natürlich melden sich welche«, sagte Kostja Stezenko.
    »Kann ich auch mit?«, fragte Soika Iwanowa scheu.
    »Bitte«, sagte Walnoga, den Blick zur Decke gerichtet. »Kommen Sie ...«
    »Wie viel Wasser wird gebraucht?«, fragte Koslow.
    »Nicht viel«, antwortete Onkel Walnoga. »Zehn Tonnen.«
    »Gut«, sagte Koslow. »Wir kommen gleich.«
    Onkel Walnoga ging hinaus.
    »Ich komme auch mit«, sagte Gregor.
    »Bleib lieber hier sitzen und denk über deinen Zug nach!«, riet ihm Potapow. »Du bist dran. Du denkst immer eine halbe Stunde lang über jeden Zug nach.«
    »Egal«, sagte Gregor. »Dazu habe ich nachher noch Zeit.«
    »Galja, komm mit!«, rief Stezenko.
    Galja saß halb liegend im Sessel vor dem Magnetvideofon und antwortete träge: »Meinetwegen.« Sie stand auf und rekelte sich behaglich. Sie war achtundzwanzig Jahre alt, groß, brünett und sah sehr gut aus. Sie war die schönste Frau der Station. Die Hälfte der Männer auf der Station waren in sie verliebt. Sie leitete das astrometrische Observatorium.
    »Gehen wir«, sagte Koslow. Er schloss die Schnallen an seinen Magnetschuhen und wandte sich der Tür zu.
    Sie gingen zum Lager und holten sich dort Pelzjacken, Elektrosägen und einen Elektrokarren.
    »Eisgrotte« hieß die Stelle, an der die Station Trink- und Brauchwasser entnahm. Die Amalthea, eine abgeflachte Kugel mit einem Durchmesser von einhundertdreißig Kilometern, besteht aus kompaktem Eis. Es ist gewöhnliches Eis wie auf der Erde. Nur auf der Oberfläche ist es ein wenig mit Meteoritenstaub sowie mit Stein- und Eisklumpen besät. Über die Entstehung dieses kleinen Planeten wusste niemand etwas Bestimmtes zu sagen. Wer in der Kosmogonie nicht sonderlich bewandert war, vermutete, der Jupiter

Weitere Kostenlose Bücher