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Kapitaen Bykow

Kapitaen Bykow

Titel: Kapitaen Bykow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki
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auch keine Angst, Junge?«
    »Nein«, antwortete Shilin.
    »Gut, dann ran an die Arbeit!« Bykow nickte. »Ich mache einen Rundgang durchs Schiff. Die Passagiere müssen aus den Druckkammern geholt werden.«
    Shilin ließ schweigend den Blick über den breiten, gebeugten Rücken des Kommandanten gleiten und erblickte plötzlich dicht neben sich – Waretschka. Sie hatte sich hoch aufgerichtet und blinzelte ihn langsam mit ihren vorquellenden Augen an. Sie sah ganz blau aus, ein wenig weiß gesprenkelt, und ihre Stacheln am Maul sträubten sich furchterregend. Das bedeutete, dass sie sehr gereizt war und sich nicht wohlfühlte. In dieser Verfassung hatte Shilin sie schon einmal gesehen. Das war vor einem Monat im Raumhafen Mirsa-Tscharle gewesen. Damals hatte Jurkowski viel über die erstaunliche Anpassungsfähigkeit der Marsechse erzählt und Waretschka, um einen Beweis dafür zu liefern, in eine Wanne mit kochendem Wasser getaucht.
    Waretschka sperrte krampfhaft den riesigen grauen Rachen auf und schloss ihn wieder.
    »Na, was hast du?«, fragte Shilin gedämpft.
    Von der Decke löste sich ein großer Tropfen und platschte auf das zertrümmerte Gehäuse des Steuermoduls. Shilin sah zur Decke hinauf ... Dort unten auf dem Jupiter ist hoher Druck ... Ja, dachte er, dort beträgt der Druck Zehntausende, Hunderttausende Atmosphären. Klarer Fall, der sprengt die Teerplastpfropfen aus den Lecks.
    Waretschka bewegte sich und sperrte erneut den Rachen auf. Shilin kramte in der Hosentasche, fand einen Zwieback und warf ihn in den aufgesperrten Rachen. Waretschka verschluckte ihn langsam und starrte ihn mit ihren glasigen Augen an. Shilin seufzte.
    »Ach du Unglücksrabe«, sagte er leise.

2. Die Planetologen schweigen schuldbewusst, und der Funkoptiker singt ein Liedchen von Schwalben
    Als die Tachmasib aufhörte, Purzelbäume zu schlagen, ließ Dauge das Verschlussstück los, an dem er sich festgehalten hatte, und zog den schlaffen Körper Jurkowskis unter den Trümmern der Apparatur hervor. Er konnte zunächst nicht feststellen, was eigentlich zerstört und was unversehrt geblieben war, er sah nur, dass vieles zertrümmert war; die Stellage mit den Ladestreifen stand schief, und die Ladestreifen waren auf das Armaturenbrett des Radioteleskops gefallen. Im Observatorium war es schwül, und es roch brandig.
    Dauge war verhältnismäßig glimpflich davongekommen. Er hatte sich, als es anfing, sofort mit aller Kraft so fest an die Ladekammer geklammert, dass seine Fingernägel jetzt blutunterlaufen waren. Außerdem hatte er heftige Kopfschmerzen. Jurkowski sah totenbleich aus, und seine Lider waren violett. Dauge fächelte ihm Luft zu, rüttelte ihn an der Schulter und klopfte ihm auf die Wangen. Kraftlos rollte Jurkowskis Kopf hin und her, und er kam nicht zu sich. Da trug ihn Dauge zum Sanitätsraum. Im Flur war es furchtbar kalt, und an den Wänden funkelte Reif. Dauge legte Jurkowskis Kopf auf seine Knie, kratzte etwas Rauhreif von der Wand und hielt die kalten, feuchten Finger an seine Schläfen. Da brach jäh die Überbelastung über ihn herein. Es war der Augenblick, in dem Bykow anfing, die Tachmasib abzubremsen. Dauge legte sich auf den Rücken, aber ihm wurde so übel, dass er sich auf den Bauch drehte und das Gesicht auf den bereiften Fußboden presste. Endlich war die Überbelastung überstanden. Dauge blieb noch eine Weile liegen, dann raffte er sich auf, ergriff Jurkowski unter den Achseln und schleifte ihn, rückwärts gehend, weiter. Als er merkte, dass er es nicht bis zum Sanitätsraum schaffen würde, schleppte er Jurkowski in die Messe, legte ihn auf eine Couch und setzte sich keuchend neben ihn. Jurkowski röchelte furchtbar.
    Als sich Dauge von der Anstrengung etwas erholt hatte, ging er zum Büfett, ergriff eine Karaffe mit Wasser und trank. Das Wasser troff ihm übers Kinn und den Hals hinunter, aber das tat ihm sehr wohl. Dann ging er zu Jurkowski, goss ihm Wasser ins Gesicht und stellte die Karaffe auf den Fußboden. Als er Jurkowskis Jacke aufknöpfte, erblickte er auf seiner Haut ein sonderbar verästeltes Muster, das sich von einer Schulter zur anderen quer über die Brust zog. Das Muster, dunkelrot auf der gebräunten Haut, ähnelte der Silhouette wunderlicher Wasserpflanzen. Eine Zeit lang stierte Dauge das Muster an. Auf einmal begriff er: Das ist die Spur eines starken elektrischen Schlages! Anscheinend war Jurkowski auf ungeschützte Kontakte gefallen, die unter hoher Spannung standen. Die

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