Kapitän Singleton
nicht scherten, sorgten uns noch weniger um irgendeine Wiedergutmachung, und so mußte er feststellen, daß solche Argumente wenig Gewicht bei uns hatten. Danach lag er uns ernsthaft auf der Seele, wir sollten ihm die Schaluppe überlassen, damit er allein dorthin fahren konnte, und ich erklärte ihm, ich hätte nichts dagegen einzuwenden; als er aber zu der Schaluppe kam, war keiner der Männer bereit, mit ihm zu fahren, denn die Sachlage war klar: Alle hatten einen Anteil sowohl an der Ladung des großen Schiffs als auch an der der Schaluppe, und der Wert dieser Ladung war so erheblich, daß sie sie keineswegs verlassen wollten, und so war der arme William zu seinem Kummer gezwungen, seine Absicht aufzugeben. Was aus diesen dreizehn Leuten geworden ist oder ob sie noch immer dort leben, vermag ich nicht zu sagen.
Wir waren jetzt am Ende unserer Fahrt; das, was wir erbeutet hatten, war so beträchtlich, daß es nicht nur genügte, sogar das habgierigste und ehrgeizigste Gemüt der Welt zu befriedigen, sondern es befriedigte tatsächlich auch uns, und unsere Leute erklärten, mehr begehrten sie nicht. Bei dem nächsten Beschluß ging es also um die Heimfahrt und darum, auf welchem Weg wir die Reise unternehmen wollten, damit uns die Holländer nicht in der Sundastraße angriffen.
Wir hatten uns hier ziemlich gut mit Vorräten versorgt, und da jetzt die Rückkehr des Monsuns bevorstand, entschlossen wir uns, südwärts zu steuern und nicht nur außerhalb der Philippinen, das heißt östlich von ihnen zu segeln, sondern auch weiterhin Kurs auf Süd zu halten und zu versuchen, die Molukken, die Gewürzinseln und dann sogar auch Neuguinea und Neuholland hinter uns zu lassen, in wechselnde Winde zu gelangen und südlich des Wendekreises des Steinbocks nach Westen und über den großen Indischen Ozean zu segeln.
Dies schien tatsächlich auf den ersten Blick eine ungeheuer lange Reise zu sein, bei der wir Gefahr liefen, daß uns die Vorräte knapp würden. William erklärte uns mit allen Einze lheiten, wir seien unmöglich in der Lage, ausreichend Proviant für eine solche Fahrt mitzunehmen, vor allem nicht genügend Trinkwasser, und da es unterwegs kein Land gebe, das wir anlaufen könnten, um Vorräte an Bord zu nehmen, sei es Wahnsinn, die Reise zu wagen.
Ich machte mich jedoch anheischig, diesem Übel abzuhelfen, und redete deshalb den anderen zu, sich darüber keine Sorgen zu machen, denn ich wußte, daß wir uns in Mindanao, der südlichsten Insel der Philippinen, versorgen konnten.
Wir gingen also am 28. September unter Segel, nachdem wir hier alle Vorräte übernommen hatten, die wir zu erhalten vermochten. Der Wind sprang von Nordnordwest ein wenig nach Nordost zu Ost um, später aber wurde er zwischen Nordost und Ostnordost beständig. Wir brauchten neun Wochen für diese Fahrt, denn mehrmals zwang uns das Wetter, sie zu unterbrechen, und wir liefen bei sechzehn Grad zwölf Minuten eine kleine Insel an, in deren Windschutz wir lagen und von der wir nie erfuhren, wie sie hieß; sie war auf keiner unserer Seekarten zu finden. Hier also gingen wir wegen eines gewaltigen Orkans oder Wirbelsturms, der uns in große Gefahr brachte, vor Anker. Wir lagen dort etwa sechzehn Tage lang, während der Wind sehr stürmisch und das Wetter ungewiß war. An Land vermochten wir uns jedoch mit einigen Vorräten, wie Gemüsepflanzen, Wurzelgemüse und ein paar Schweinen, zu versorgen. Wir vermuteten, daß es auf der Insel Einwohner gab, sahen jedoch keine.
Nachdem sich das Wetter wieder beruhigt hatte, segelten wir von dort weiter und gelangten zum südlichsten Teil von Mindanao, wo wir Trinkwasser und ein paar Kühe an Bord nahmen; das Klima war jedoch so heiß, daß wir nicht versuc hten, mehr Fleisch einzusalzen, als sich vierzehn Tage oder drei Wochen halten würde. Dann steuerten wir nach Süden, überquerten den Äquator, Gilolo blieb an Steuerbord, und wir fuhren entlang der Küste des Landes, das Neuguinea genannt wird und wo wir bei acht Grad südlicher Breite wieder anlegten, um uns mit Lebensmitteln und Wasser zu versorgen. Dort stießen wir auf Einwohner, die jedoch vor uns flohen und gänzlich ungesellig waren. Von da aus hielten wir Kurs auf Süden und ließen alles hinter uns, was auf unseren Tabellen und Seekarten verzeichnet war; wir segelten weiter, bis wir zur Breite von siebzehn Grad gelangten, wobei der Wind noch immer von Nordost wehte.
Hier sahen wir Land im Westen, und nachdem wir es drei Tage lang in
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