Kapitän Singleton
übergaben den drei Kaufleuten etwa zwölf Zentner Muskatnüsse und ebensoviel Nelken, zusammen mit einem ansehnlichen persönlichen Geschenk von europä ischem Leinen und Wollstoffen als Entschädigung für das, was wir ihnen abgenommen hatten, und so schickten wir sie äußerst befriedigt von dannen.
Hier nun berichtete mir William, er habe bei seinem Aufenthalt an Bord des japanischen Schiffs eine Art Mönch oder japanischen Priester kennengelernt, der einige Worte englisch mit ihm gesprochen hatte, und da William ihn sehr neugierig fragte, wie es komme, daß er diese Worte gelernt habe, erzählte er ihm, in seinem Lande lebten dreizehn Engländer. Er nannte sie ganz deutlich artikuliert Engländer, denn er hatte sehr häufig und ungehindert mit ihnen gesprochen. Er sagte, sie allein seien von zweiunddreißig Mann übriggeblieben und hätten an der Nordseite Japans das Land erreicht, nachdem sie in einer Sturmnacht gegen ein großes Felsenriff getrieben und schiffbrüchig geworden waren; die übrigen seien ertrunken. Er habe den König seines Landes dazu bewogen, Boote zu dem Felsen oder der Insel zu schicken, wo das Schiff gescheitert war, um die überlebenden Leute zu retten und an Land zu bringen, und so sei es geschehen. Die Einheimischen behande lten sie sehr freundlich, bauten ihnen Häuser und gaben ihnen Land, damit sie Ackerbau trieben, um sich mit Nahrung zu versorgen; dort lebten sie unter sich.
Er sagte, er sei häufig bei ihnen gewesen, um sie zu bekehren, seinen Gott anzubeten (einen von ihnen selbst hergestellten Götzen, nehme ich an), dies lehnten sie jedoch undankbarerweise ab, so sagte er; deshalb habe der König ein- oder zweimal befohlen, sie alle zu töten; er habe ihn jedoch überredet, sie zu verschonen und auf ihre Weise leben zu lassen, solange sie sich ruhig und friedlich verhielten und nicht herumgingen, um andere vom Landeskult abzubringen.
Ich fragte William, warum er sich nicht erkundigt habe, woher sie gekommen seien. „Das habe ich getan“, antwortete William, „denn es mußte mir ja seltsam vorkommen, ihn von Engländern an der Nordseite Japans sprechen zu hören“, sagte er. „Nun“, erwiderte ich, „welche Erklärung hat er Euch dafür gegeben?“ – „Eine Erklärung“, sagte William, „die dich überraschen wird und auch nach dir alle Menschen auf der Welt, die davon hören, und eine, die mich wünschen läßt, daß du nach Japan fährst und sie ausfindig machst.“ – „Was meint Ihr?“ fragte ich, „woher können sie denn gekommen sein?“ – „Nun“, sagte William, „er zog ein kleines Buch aus der Tasche, und darin lag ein Stück Papier, auf dem von der Hand eines Engländers und in deutlichem Englisch folgendes geschrieben stand – und ich habe es selbst gelesen“, fügte William hinzu: „Wir sind von Grönland und vom Nordpol gekommen.“ Dies erstaunte uns freilich alle sehr und am meisten die Seeleute unter uns, die etwas über die zahllosen Versuche wußten, die sowohl die Engländer als auch die Holländer von Europa aus unternommen hatten, um auf diesem Weg eine Passage in jene Teile der Welt zu entdecken; und da William ernsthaft in mich drang, nach Norden zu segeln und jene armen Leute zu retten, begann auch die Schiffsmannschaft zu dieser Ansicht zu neigen, und wir kamen, kurz gesagt, zu folgendem Beschluß: Wir wollten die Küste von Formosa anlaufen, um den Priester wiederaufzufinden und uns Näheres von ihm berichten lassen. Dementsprechend fuhr die Schaluppe hinüber; als sie aber dort anlangte, waren die Schiffe leider schon ausgelaufen. Das bereitete unserer Suche nach ihnen ein Ende und brachte die Menschheit vielleicht um eine der ruhmvollsten Entdeckungen zum Wohle der gesamten Welt, die jemals gemacht wurden oder die man noch machen wird; dies aber möge hier genügen.
William war sehr beunruhigt darüber, daß uns diese Gelegenheit entgangen war, und er drängte uns allen Ernstes, nach Japan zu segeln und diese Leute zu suchen. Er erklärte uns, sogar dann, wenn weiter nichts dabei herauskäme, als daß wir dreizehn arme, ehrliche Menschen aus einer Gefangenschaft retteten, aus der sie sonst niemals befreit würden und in der sie das barbarische Volk vielleicht früher oder später zur Verteid igung seines Götzendienstes ermorden mochte, auch dann also würde es sich für uns lohnen und in gewissem Maße das Unheil wettmachen, das wir in der Welt angerichtet hatten. Wir aber, die wir uns um das von uns angerichtete Unheil
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