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Kapitän Singleton

Kapitän Singleton

Titel: Kapitän Singleton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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Monate ab.
    Aus diesen Erwägungen, sagte William, sei er überzeugt, wir könnten ihnen vertrauen, „denn“, so erklärte er, „ich bin eher geneigt, einem Menschen zu trauen, dessen Interessen ihn daran binden, sich mir gegenüber rechtschaffen zu verhalten, als einem, den seine Prinzipien binden.“ William schlug alles in allem vor, daß zwei der Kaufleute als Geiseln an Bord unseres Schiffs bleiben, wir einen Teil unserer Waren auf ihr Fahrzeug umladen und den dritten damit in den Hafen fahren lassen sollten, in dem ihr Schiff lag, und wenn er die Gewürze dort abgeliefert hatte, sollte er im Austausch dafür die Waren zurückbringen, auf die wir uns geeinigt hatten. Demgemäß schlossen wir unser Abkommen, und William, der Quäker, unternahm das Wagnis, mit ihren Leuten zu fahren, was ich, auf mein Wort, nicht gern getan hätte, und ich wollte auch nicht zulassen, daß er es tat, aber er fuhr in der Überzeugung, es liege in ihrem Interesse, ihn freundschaftlich zu behandeln.
    Inzwischen gingen wir vor einer kleinen Insel auf der Breite von dreiundzwanzig Grad achtundzwanzig Minuten vor Anker, unmittelbar unter dem nördlichen Wendekreis und etwa zwanzig Meilen weit vo n der Insel entfernt. Hier lagen wir dreizehn Tage und begannen uns schon sehr um meinen Freund William zu sorgen, denn sie hatten versprochen, nach vier Tagen zurückzukehren, was sie ohne Schwierigkeiten hätten tun können. Am Ende des dreizehnten Tages aber sahen wir drei Segel direkt auf uns zukommen, was uns zuerst alle ein wenig überraschte, denn wir wußten nicht, worum es sich handelte, und machten uns schon verteidigungsbereit; als sie aber näher kamen, beruhigten wir uns, denn das erste Schiff war das, in dem uns William verlassen hatte, und es führte eine Parlamentärflagge. Nach ein paar Stunden gingen alle drei Fahrzeuge vor Anker, und William kam mit einem kleinen Boot zu uns, begleitet von dem chinesischen Händler, der eine Art Mittelsmann für die übrigen zu sein schien.
    Nun berichtete er, wie höflich man ihn aufgenommen habe; er sei mit aller erdenklicher Offenheit und Ehrlichkeit beha ndelt worden, man habe ihm dort für seine Gewürze und die anderen Waren, die er geladen hatte, nicht nur den vollen gut gewogenen Wert in Gold ausgezahlt, sondern auch das Schiff von neuem mit Waren beladen, von denen er wußte, daß wir sie im Austausch annehmen würden. Danach hätten die Leute beschlossen, das große Schiff aus dem Hafen herauszubringen und es in unserer Nähe vor Anker gehen zu lassen, so daß wir nach unserem Belieben Geschäfte mit ihnen abschließen konnten. William sagte jedoch, er habe in unserem Namen versprochen, daß wir keinerlei Gewalt gegen sie anwenden und auch keins ihrer Schiffe zurückhalten wü rden, nachdem wir mit ihnen Handel getrieben hatten. Ich erklärte ihm, wir wollten versuchen, sie in ihrer Höflichkeit noch zu übertreffen, und jede Einzelheit seines Abkommens einhalten. Zum Zeichen hierfür ließ ich gleichfalls eine weiße Flagge auf der Poop unseres großen Schiffs hissen – das verabredete Signal.
    Was das dritte Fahrzeug betraf, das mit ihnen gekommen war, so handelte es sich dabei um eine Art landesübliche Barke, deren Besitzer von unserer Absicht, Handel zu treiben, erfahren hatten und gekommen waren, um mit uns Geschäfte abzuschließen. Sie brachten eine große Menge Gold und einige Vorräte mit, worüber wir zu dem Zeitpunkt sehr froh waren.
    Kurz, wir trieben auf hoher See Handel mit diesen Leuten und machten tatsächlich ein sehr gutes Geschäft, obgleich wir ihnen billige „Diebespreise“ zugestanden. Wir verkauften hier ungefähr sechzig Tonnen Gewürze, zumeist Nelken und Muskatnüsse, und dazu über zweihundert Ballen europäische Waren, wie Leinen und Wollstoffe. Wir dachten, wir hätten vielleicht selbst Bedarf an diesen Dingen und behielten deshalb eine beträchtliche Menge englischer Stoffe, wie Tuch, Flanell und dergleichen mehr, für uns selbst. Ich will nicht den knapp bemessenen Raum, der mir hier noch bleibt, dazu verwenden, weitere Einzelhe iten unseres Handels aufzuzählen; es genügt, wenn ich erwähne, daß wir außer einem Posten Tee und zwölf Ballen gewirkter chinesischer Seide im Austausch für unsere Waren nichts als nur Gold annahmen, so daß die Summe, die wir hier in dieser funkelnden Materie erhielten, über fünfzigtausend reichlich gewogene Unzen betrug.
    Nachdem wir unseren Tauschhandel beendet hatten, ließen wir die Geiseln frei und

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