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Kapitän Singleton

Kapitän Singleton

Titel: Kapitän Singleton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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Unternehmen, wie es die Welt wohl noch nicht gehört hat, nämlich um einen großen Baum zu belagern. Als sie jedoch dort anlangten, fanden sie die Aufgabe recht schwierig, denn der alte Stamm war tatsächlich außerordentlich dick und sehr hoch, mindestens zweiundzwanzig Fuß hoch, mit sieben alten Ästen, die von seiner Spitze nach allen Seiten hin ragten, aber morsch waren und nur noch wenig oder überhaupt keine Blätter me hr trugen.
    William, der Quäker, dessen Neugier ihn veranlaßte, sich zu den anderen zu begeben, schlug vor, sie sollten eine Leiter bauen, auf den Baum steigen und dann griechisches Feuer in den Stamm werfen und die Insassen ausräuchern. Andere schlugen vor, zum Schiff zurückzukehren und eine große Kanone von Bord zu holen, die mit ihren eisernen Kugeln den Baum in Stücke schießen könnte. Wieder andere, sie sollten eine große Menge Holz schlagen, es rings um den Stamm häufen und anzünden, damit er samt den Eingeborenen verbrannte.
    Diese Überlegungen hielten unsere Leute zwei, drei Tage auf, und während der ganzen Zeit hörten sie nichts von der in der hölzernen Festung vermuteten Garnison, noch auch irgendein Geräusch darin. Zuerst machten sie sich an die Verwirklichung von Williams Plan und stellten eine lange, starke Leiter her, um diesen hölzernen Turm zu erklettern; nach zwei bis drei Stunden Arbeit stand sie bereit, ihnen zum Hinaufsteigen zu dienen, als sie plötzlich wieder das Geräusch hörten, das die Eingeborenen im Innern des Stamms verursac hten; kurz darauf erschienen einige oben auf dem Baum und warfen ein paar Lanzen hinunter nach unseren Männern. Eine davon traf einen unserer Matrosen an der Schulter und hinterließ eine so furchtbare Wunde, daß die Schiffsärzte große Mühe hatten, ihn zu heilen, und der arme Mensch so entsetzliche Schmerzen erlitt, daß wir alle sagten, es wäre besser gewesen, wenn sie ihn gleich getötet hätten. Schließlich aber heilte die Wunde; er konnte seinen Arm jedoch nie mehr richtig gebrauchen, denn die Lanze hatte oben an der Schulter einige Sehnen durchtrennt, die, so nehme ich an, zuvor dazu gedient hatten, das Glied in Bewegung zu setzen, und der bedauernswerte Mann blieb sein Lebtag ein Krüppel. Um aber wieder auf die verzweifelten Schurken oben auf dem Baum zu kommen, so schossen unsere Leute nach ihnen, konnten jedoch nicht feststellen, daß sie sie oder auch nur einen von ihnen getroffen hatten; sobald sie aber Feuer auf sie abgaben, hörten sie, daß die Burschen sich wieder hinunter in den Stamm verkrochen, und dort befanden sie sich natürlich in Sicherheit. Dies aber ließ uns Williams Plan mit der Leiter aufgeben, denn wer hätte sich wohl hinauf und unter solch einen Trupp verwegener Kerle wie die dort oben gewagt, denen ihre Lage, so nahmen wir an, den Mut der Verzweiflung eingab? Und da immer nur ein Mann auf einmal hätte hinaufsteigen können, kamen unsere Leute zu der Überzeugung, das Unternehmen sei nicht durchführbar, und ich war der Meinung (denn inzwischen war ich herbeigekommen, um ihnen zu helfen), daß es sinnlos wäre, die Leiter hinaufzusteigen, wenn es nicht so geschähe, daß ein Mann sozusagen bis zur Spitze hinaufrannte, etwas Feuerwerk in den Baum warf und dann wieder herunterkam, und dies taten wir zwei- oder dreimal, stellten jedoch keine Wirkung fest. Schließlich fertigte einer unserer Geschützme ister einen Stinktopf an, wie wir ihn nannten, in einer Zusa mmenstellung, die nur Rauch, aber keine Flamme erzeugt und nicht verbrennt, deren Rauch aber so dicht ist und deren Geruch so unerträgliche Übelkeit erweckt, daß man ihn nicht aushalten kann. Den warf er selbst in den Stamm, und wir warteten auf die Wirkung, aber während der ganzen Nacht hörten und sahen wir nichts, und am nächsten Tag auch nicht; so schlossen wir, die Leute drinnen seien wohl alle erstickt – da hörten wir sie in der folgenden Nacht wieder oben auf dem Baum wie die Verrückten brüllen und schreien. Wir schlußfo lgerten daraus, wie es gewiß ein jeder getan hätte, daß dies dazu dienen sollte, Hilfe herbeizuholen, und wir beschlossen, unsere Belagerung fortzusetzen, denn wir waren alle erbost, uns von ein paar Wilden genasführt zu sehen, von denen wir glaubten, wir hätten sie fest in unseren Klauen, und tatsächlich hatte es auch in keinem Fall, der uns zuvor begegnet war, so viele miteinander verbundene Umstände gegeben, die zu einer Täuschung führten. Wir beschlossen jedoch, in der nächsten Nacht

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