Kapitän Singleton
ausblieben, sondern hörten die Eingeborenen auch auf ihre Weise einander zubrüllen und ein seltsames Geschrei von sich geben, rauher und auf unnachahmliche Weise merkwürdiger, als sie je eins gehört hatten – eher wie das Bellen und Heulen wilder Tiere im Wald, als von Menschenstimmen hervorgebracht, nur schienen sie manchmal Worte zu rufen.
Sie beobachteten auch, daß dieser von den Eingeborenen verursachte Lärm sich mehr und mehr entfernte, und so waren sie überzeugt, daß die Feinde sich auf der Flucht befanden, außer auf einer Seite, von wo sie ein jämmerliches Stöhnen und Heulen vernahmen, das eine Weile anhielt. Sie vermuteten, daß es von Verletzten stammte, die wegen ihrer Wunden jammerten, oder von anderen, die Tote beklagten. Unsere Leute hatten aber genug von Entdeckungen und machten sich nicht die Mühe, die Sache näher in Augenschein zu nehmen, sondern beschlossen, die Gelegenheit zum Rückzug zu ergreifen. Der schlimmste Teil ihres Abenteuers sollte jedoch noch folgen, denn auf ihrem Rückweg kamen sie an einem riesigen alten Baum vorbei, dessen Art ihnen unbekannt war, wie sie sagten; er stand jedoch da wie eine uralte, morsche Eiche in einem Park, auf der die Wildhüter auf einem Hochstand, wie sie es nennen, sitzen, um Wild zu erlegen, und befand sich unmitte lbar vor der steilen Seite eines hohen Felsens oder Hügels, so daß unsere Leute nicht zu sehen vermochten, was sich dahinter befand.
Als sie an diesem Baum vorbeikamen, wurden sie plötzlich aus seinem Wipfel mit sieben Pfeilen und drei Lanzen beschossen, die zu unserem großen Kummer zwei unserer Leute töteten und drei weitere verwundeten. Dies bestürzte sie um so mehr, als sie, ohne jeden Schutz und so nahe bei den Bäumen, jeden Augenblick erwarteten, daß weitere Lanzen und Pfeile geflogen kämen, und auch die Flucht konnte ihnen nicht helfen, denn anscheinend waren die Eingeborenen ausgezeic hnete Schützen. In dieser Not hatten sie glücklicherweise genügend Geistesgegenwart, dicht an den Baum heranzulaufen und sozusagen unter seinem Schirm stehenzubleiben, so daß die oben sie nicht erreichen, sie auch nicht sehen und daher ihre Lanzen nicht nach ihnen werfen konnten. Dies gelang und gab ihnen Zeit zu überlegen, was sie tun sollten. Sie wußten, daß ihre Feinde und Mörder sich über ihnen befanden, sie hörten sie sprechen, und jene wußten, daß sie sich hier unten aufhielten; die unten aber waren gezwungen, sich versteckt zu halten, aus Furcht vor den Lanzen von oben. Endlich glaubte einer unserer Leute, der ein bißchen schärfer Ausschau hielt als die übrigen, dicht über einem abgestorbenen Ast den Kopf eines der Eingeborenen zu sehen; der Kerl saß anscheinend auf dem Ast. Unser Mann gab sogleich einen Schuß ab und zielte so gut, daß die Kugel den Burschen in den Kopf traf; er stürzte sofort aus dem Baum herunter und schlug infolge der Höhe, aus der er gefallen war, mit einer solchen Gewalt auf den Boden auf, daß ihn ganz gewiß der Aufprall seines Körpers auf der Erde getötet hätte, wäre nicht schon der Schuß tödlich gewesen.
Dies erschreckte seine Gefährten so, daß unsere Leute neben dem Geheul, das die auf dem Baum von sich gaben, auch hörten, daß sie im Stamm des Baums ein seltsames Geräusch verursachten, und daraus schlossen sie, daß sie diesen ausgehöhlt und sich jetzt darin versteckt hatten. Wenn dem so war, dann befanden sie sich vor unseren Leuten in ausreichender Sicherheit, denn es war ganz unmöglich, daß einer unserer Männer von außen auf den Baum stieg, der keine Äste hatte, an denen man hinaufklettern konnte; mehrmals versuchten sie ohne Erfolg, in den Stamm hineinzuschießen, denn er war so dick, daß keine Kugel einzudringen vermochte. Sie zweifelten aber nicht daran, daß sie ihre Feinde in einer Falle hätten und eine kurze Belagerung sie entweder mitsamt dem Baum herunterbringen oder aber sie aushungern müßte, und so beschlossen sie, auf ihrem Posten zu bleiben und uns zu benachrichtigen, damit wir ihnen Hilfe schickten. Demgemäß kamen zwei der Leute von dort zu uns, um Verstärkung zu holen; sie äußerten vor allem den Wunsch, daß ein paar von unseren Zimmerleuten mit ihrem Werkzeug kommen sollten, um ihnen zu helfen, den Baum zu fällen oder zumindest anderes Holz zu schlagen und Feuer an ihn zu legen; sie schlossen, das müsse die Kerle bestimmt herausbringen.
So zogen unsere Leute also wie eine kleine Armee aus, unter gewaltigen Vorbereitungen für ein
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