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Kapitän Singleton

Kapitän Singleton

Titel: Kapitän Singleton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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dazu noch ungefähr fünfzehn Tonnen Elefantenzähne. Unser Gentleman hatte die Wilden des Landes teils durch gute, teils durch schlechte Behandlung veranlaßt, sie zu holen und von den Bergen zu ihm hinunterzubringen; dann ließ er sie durch andere Einheimische den ganzen Weg bis zu unserem Lager tragen. Tatsächlich hatten wir uns gefragt, was da wohl ankam, als wir ihn in Begleitung von über zweihundert Negern sahen; er klärte uns jedoch bald auf, indem er allen befahl, ihre Bürde vor dem Eingang unseres Lagers auf einen Haufen zu werfen.
    Außerdem brachten sie noch zwei Löwen- und fünf Leopardenfelle, die alle sehr groß und sehr schön waren. Er bat uns, seine lange Abwesenheit zu entschuldigen, mehr Beute habe er nicht gemacht; er sagte aber, er wolle noch einen Ausflug unternehmen, der, wie er hoffe, ergiebiger sein werde.
    Nachdem er sich also ausgeruht und die Wilden, die ihm die Elefantenzähne geschleppt hatten, mit einigen karoförmigen Silber- und Eisenstücken sowie mit zweien, die zur Form kleiner Hunde geschnitten waren, entlohnt hatte, schickte er sie sehr befriedigt wieder fort.
    Auf seiner zweiten Wanderung wollten ihn einige mehr von unseren Leuten begleiten, und sie bildeten einen Trupp von zehn Weißen und zehn Negern sowie den beiden Büffeln, die den Proviant und die Munition für sie trugen. Sie zogen in dieselbe Richtung, wenn auch nicht auf genau demselben Weg, und blieben nur zweiunddreißig Tage fort. Während dieser Zeit erlegten sie nicht weniger als fünfzehn Leoparden, drei Löwen sowie mehrere andere Raubtiere; sie brachten uns bei ihrer Rückkehr vierundzwanzig Pfund und etliche Unzen Goldstaub und dazu diesmal nur sechs Elefantenzähne mit, die aber sehr groß waren.
    Unser Freund, der Engländer, zeigte uns, daß unsere Zeit jetzt gut verwandt war, denn in den fünf Monaten, die wir dort verbracht hatten, war so viel Goldstaub zusammengekommen, daß wir nach der Teilung jeder fünfeinviertel Pfund hatten, neben der Menge, die wir schon vorher besessen, sowie sechs oder sieben Pfund, die wir zu verschiedenen Zeiten unserem Handwerker gegeben hatten, damit er daraus Tand machte. Und als wir jetzt davon sprachen, zur Küste weiterzuziehen, um ans Ende unserer Wanderung zu gelangen, da lachte uns unser Führer jedoch aus. „Nein, jetzt könnt Ihr nicht gehen“, sagte er, „denn nächsten Monat beginnt die Regenzeit, und dann kann man sich nicht vom Fleck rühren.“ Das fanden wir vernünftig, und so beschlossen wir, uns mit Proviant zu versorgen, um nicht gezwungen zu sein, allzu häufig im Regen fortzugehen, und wir schwärmten – einige in diese, andere in jene Richtung – aus, um uns Vorräte zu beschaffen. Unsere Neger erlegten einige Rehe für uns, die wir, so gut wir konnten, in der Sonne dörrten, denn wir hatten kein Salz.
    Nun setzte die Regenzeit ein, und über zwei Monate lang vermochten wir kaum, den Kopf aus unseren Hütten zu stecken. Das war jedoch noch nicht alles, denn die Flüsse waren vom Hochwasser so angeschwollen, daß wir die kle inen Bäche und Wasseradern fast nicht von den großen schiffbaren Flüssen unterscheiden konnten. Dies wäre für uns eine gute Gelegenheit gewesen, mit Hilfe von Flößen unsere Elefantenzähne, von denen wir eine große Menge hatten, auf dem Wasserweg zu transportieren, denn da wir den Wilden für ihre Arbeit stets ein Entgelt gaben, brachten uns sogar die Frauen bei jeder Gelegenheit Zähne und manchmal einen sehr großen Zahn, den sie zu zweit trugen, so daß sich unser Bestand daran auf zweiundzwanzig Tonnen erhöht hatte.
    Sobald das Wetter wieder gut wurde, sagte unser Engländer, er wolle keinen Druck auf uns ausüben, noch länger dort zu bleiben, da es uns gleichgültig sei, ob wir noch mehr Gold fänden oder nicht; durch uns sei er tatsächlich zum erstenmal im Leben Menschen begegnet, die erklärten, sie hätten genügend Gold, und von denen man buchstäblich sagen könnte, selbst wenn es sich unter ihren Füßen befände, würden sie sich nicht bücken, um es aufzuheben. Da er uns aber sein Versprechen gegeben habe, wolle er es nicht brechen und uns auch nicht drängen, noch länger dort zu bleiben, nur glaube er uns mitteilen zu müssen, daß jetzt, nach dem Hochwasser, die Zeit gekommen sei, wo man die größte Goldmenge finden könne. Wenn wir nur noch einen Monat dablieben, würden wir Tausende von Wilden sehen, die sich über das ganze Land ausbreiteten, um für die europäischen Schiffe, die an die Küste

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