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Kapitän Singleton

Kapitän Singleton

Titel: Kapitän Singleton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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zurückzukehren, er war in der Lage, wirksam für alles Notwendige seine Befehle zu geben, und nach etwa zehn Tagen war er wieder ganz gesund und bewegte sich auf dem Schiff umher.
    Inzwischen nahm ich das portugiesische Kriegsschiff in Besitz, und Kapitän Wilmot ernannte mich (oder vielmehr ernannte ich mich selbst) vorläufig zum Kapitän des Fahrzeugs. Etwa dreißig von den dortigen Matrosen traten bei uns in Dienst, einige von ihnen Franzosen, andere Genuesen; die übrigen setzten wir am nächsten Tag auf einer kleinen Insel vor der brasilianischen Küste aus – bis auf ein paar Verwundete, die nicht transportfähig waren und die wir an Bord behalten mußten; wir hatten jedoch später am Kap Gelegenheit, sie loszuwerden, und brachten sie auf ihren Wunsch dort an Land.
    Kapitän Wilmot war dafür, sobald das Schiff genommen war und wir die Gefangenen untergebracht hatten, wieder den Janeiro anzusteuern, denn er zweifelte nicht daran, daß wir dort das andere Kriegsschiff anträfen, das ganz gewiß zurückgekehrt war, da es uns nicht gefunden und die Gesellschaft seines Gefährten verloren hatte, und daß wir vielleicht mit dem erbeuteten Schiff überraschen konnten, wenn wir die portugiesischen Farben führten; auch unsere Leute waren alle dafür.
    Unser Freund William aber beriet uns besser, denn er kam zu mir und sagte: „Freund, wie ich höre, ist der Kapitän dafür, zum Fluß Janeiro zurückzusegeln, in der Hoffnung, auf das andere Schiff zu stoßen, das dich gestern verfolgt hat. Stimmt das, hast du diese Absicht?“ – „Aber ja“, sagte ich, „warum denn auch nicht, William?“ – „Nun“, antwortete er, „du magst es tun, wenn du willst.“ – „Das weiß ich auch, William“, sagte ich. „Aber der Kapitän ist ein Mann, der sich vom Verstand leiten läßt. Was habt Ihr dagegen zu sagen?“ – „Nun“, antwortete William ernst, „ich frage nur: Worin besteht dein Ziel und das Ziel all dieser Leute, die du bei dir hast? Nicht etwa darin, euch Geld zu beschaffen?“ – „Freilich, William, so ist es, auf unsere ehrliche Weise.“ – „Und möchtest du“, so fuhr er fort, „lieber Geld haben, ohne zu kämpfen, oder lieber kämpfen, ohne Geld zu erwerben? Ich meine, was würdest du wählen, wenn du die Wahl hättest?“ – „Ach, William“, sagte ich, „natürlich das erste.“ – „Nun also“, erwiderte er, „welchen großen Gewinn hast du durch die Prise, die du jetzt gemacht hast, obwohl es dich das Leben von dreizehn deiner Leute sowie einige Verwundete gekostet hat? Zwar hast du das Schiff bekommen und auch einige Gefangene, aber auf einem Handelsschiff hättest du doppelt soviel Beute gemacht und nicht ein Viertel so hart kämpfen müssen. Woher weißt du, welche Waffen und wieviel Mann sich vielleicht auf dem anderen Schiff befinden und welche Verluste du erleiden mußt, und was gewinnst du damit, wenn du es nimmst? Ich glaube wirklich, du tätest besser daran, es in Ruhe zu lassen.“
    „Freilich, William, das stimmt“, sagte ich. „Ich werde zum Kapitän gehen und ihm Eure Meinung berichten und Euch dann mitteilen, was er gesagt hat.“ Ich ging also zum Kapitän hinein und erklärte ihm Williams Bedenken, und der Kapitän pflichtete ihm bei, daß wir tatsächlich kämpfen sollten, wenn wir es nicht verhindern konnten, daß aber unser Hauptanliegen sei, uns mit sowenig Schlägen wie nur möglich Geld zu beschaffen. So verzichteten wir auf dieses Abenteuer und hielten wieder Kurs nach Süden entlang der Küste auf den Rio de la Plata zu, denn wir hofften dort auf einige Beute; insbesondere hatten wir unser Augenmerk auf ein paar der spanischen Schiffe aus Buenos Aires gelenkt, die gewöhnlich sehr reich an Silber sind, und wenn wir eins davon erobert hätten, wäre das ein gutes Geschäft für uns gewesen. Wir segelten dort bei… Grad südlicher Breite fast einen Monat lang umher, und nichts bot sich. Nun begannen wir miteinander zu beraten, was wir als nächstes unternehmen sollten, denn wir hatten noch keinen Entschluß gefaßt. Meine Absicht war tatsächlich nach wie vor, zum Kap der Guten Hoffnung und dann weiter nach Ostindien zu segeln. Ich hatte einige in glühenden Farben gemalte Berichte über Kapitän Avery und die großartigen Dinge gehört, die er in Indien vollbracht haben sollte und die zu doppelt und dreifacher und schließlich zu zehntausendfacher Dimension aufgebauscht wurden – und zwar hörten wir über die Tatsache, daß er im Golf von Bengalen

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