Kapitän Singleton
Kauffahrteischiffe begannen, Ladung an Bord zu nehmen und nach Norden auszulaufen, schlossen wir daraus, daß die spanischen Schiffe ihre Ladung kürzlich gelöscht und die anderen sie gekauft hatten. Deshalb zweifelten wir nicht daran, daß wir auf dem übrigen Teil unserer Fahrt Beute finden würden, und konnten sie auch kaum verfehlen.
Wir blieben hier bis Anfang Mai, dem Zeitpunkt, zu dem, wie wir hörten, die chinesischen Schiffe auslaufen wollten, 251
denn der nördliche Monsun endet gegen Ende März, Anfang April; daher können sie dann mit günstigem Wind für die Heimfahrt rechnen. Deshalb mieteten wir ein paar einheimische Boote, die sehr schnelle Segler sind, und schickten sie nach Manila, damit sie für uns auskundschafteten, wie die Lage dort war und wann die chinesischen Dschunken in See stechen würden. Mit Hilfe dieser Auskünfte planten wir unsere Sache so gut, daß wir, drei Tage nachdem wir die Segel gesetzt hatten, nicht weniger als elf von ihnen begegneten. Da wir uns aber durch ein Mißgeschick zu erkennen gegeben hatten, brachten wir nur drei davon auf, begnügten uns hiermit und setzten unsere Reise nach Formosa fort. Auf diesen drei Schiffen erbeuteten wir, um es kurz zu sagen, eine solche Menge von Nelken, Muskatnüssen, Zimt und Muskatblüten sowie auch Silber, daß unsere Leute meiner Ansicht zuzustim-men begannen, wir seien reich genug und brauchten jetzt, mit einem Wort, weiter nichts mehr zu tun, als nur zu überlegen, durch welche Methode wir die riesigen Reichtümer, die wir erworben hatten, sicherstellen wollten.
Ich freute mich insgeheim, als ich hörte, daß sie dieser Meinung waren, denn ich hatte schon lange beschlossen, sie, wenn irgend möglich, zu bewegen, an die Rückkehr zu denken, nachdem ich meinen ursprünglichen Plan, mich zwischen den Gewürzinseln herumzutreiben, voll ausgeführt hatte; und alle diese Prisen, die in Manila außerordentlich üppig gewesen waren, hatten mein Ziel weit übertroffen.
Nachdem ich nun aber gehört hatte, was die Leute sagten und daß sie der Meinung waren, wir befänden uns in sehr guten Verhältnissen, teilte ich ihnen durch Freund William mit, ich hätte die Absicht, nur bis zur Insel Formosa zu segeln, wo ich Gelegenheit finden würde, die Gewürze und die europäischen Waren zu Geld zu machen. Danach wolle ich über Stag gehen und Kurs auf Süden nehmen, denn vielleicht werde zu der Zeit schon der Nordmonsun einsetzen. Alle erklärten sich mit 252
meinem Plan einverstanden und machten sich bereitwillig an seine Ausführung, denn, ganz abgesehen vom Wind, der uns erst im Oktober erlauben würde, nach Süden zu segeln, abgesehen hiervon also, hatte unser Schiff jetzt auch großen Tiefgang, da sich an Bord fast zweihundert Tonnen Ladung befanden, darunter vor allem einige sehr wertvolle Waren, und auch die Schaluppe war entsprechend beladen.
Nach diesem Beschluß setzten wir unsere Fahrt munter fort und gelangten nach ungefähr zwölf weiteren Tagen Fahrt zur Insel Formosa, jedoch in großer Entfernung von ihr, denn wir waren über ihren südlichen Teil hinausgeschossen und lagen nach Lee zu fast an der chinesischen Küste. Hier waren wir ein wenig in Verlegenheit, denn nicht weit von uns befanden sich die englischen Faktoreien, und wir mochten vielleicht gezwungen sein, mit einigen ihrer Schiffe den Kampf aufzunehmen, wenn wir auf sie stießen; und obwohl wir dazu durchaus in der Lage waren, betrachteten wir es aus verschiedenen Gründen als unerwünscht; vor allem lag uns auch nichts daran, daß bekannt würde, wer wir waren oder daß Leute unseres Schlages sich an der Küste hatten sehen lassen. Wir waren jedoch gezwungen, nach Norden zu segeln, und hielten, so gut wir es vermochten, Abstand von der chinesischen Küste.
Wir befanden uns noch nicht lange auf unserer Fahrt, da machten wir Jagd auf eine kleine chinesische Dschunke, und nachdem wir sie gekapert hatten, stellten wir fest, daß sie zur Insel Formosa unterwegs war und keinerlei Waren mit sich führte als nur etwas Reis und Tee. Sie hatte jedoch drei chinesische Kaufleute an Bord, und die berichteten uns, sie wollten mit einem größeren Schiff aus ihrer Heimat zusammentreffen, das aus Tonkin gekommen war und in Formosa in einem Fluß, dessen Namen ich vergessen habe, vor Anker lag; sie beabsichtigten, mit Seide, Musselin, Kaliko und anderen Produkten Chinas sowie auch einigem Gold zu den Philippinen 253
zu segeln, dort ihre Ladung zu verkaufen und Gewürze sowie
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